Regenbogen-Razzia in Malaysia: Pride-Uhren von Swatch beschlagnahmt
Die konfiszierten Produkte haben einen Wert von insgesamt über 13’000 Euro.
Beamt*innen in Malaysia beschlagnahmten 164 Uhren aus der Pride-Kollektion von Swatch. Das Schweizer Unternehmen verspricht, den Bestand wieder aufzufüllen und die Uhren in den Regalen auszustellen.
Der Schweizer Uhrenhersteller Swatch teilte mit, dass die Behörden in Malaysia Produkte der Pride-Kollektion im Gesamtwert von 14’000 US-Dollar beschlagnahmt hätten. Demnach sei es am 13. und 14. Mai in elf Einkaufszentren mit Swatch-Filialen im ganzen Land – auch in der Hauptstadt Kuala Lumpur – zu Regenbogen-Razzien gekommen. 164 farbenfrohe Uhren wurden kurzerhand entfernt.
«Botschaft des Friedens» Der Schweizer CEO der Swatch Group, Nick Hayek, hat kein Verständnis für die vom Innenministerium koordinierte Massnahme. «Wir bestreiten entschieden, dass unsere Uhrenkollektion in Regenbogenfarben mit einer Botschaft des Friedens und der Liebe schädlich sein könnte», sagt Hayek laut dem Guradian.
«Wir fragen uns, wie die Vollzugsbehörde des Innenministeriums die vielen schönen natürlichen Regenbögen konfiszieren will, die tausendmal im Jahr am Himmel Malaysias auftauchen.»
Swatch will das Regenbogenverbot nicht akzeptieren. Sarah Kok, Marketing Managerin bei Swatch Malaysia, sagt: «Auf Anweisung des Schweizer Hauptquartiers werden wir die Bestände auffüllen und in den Regalen ausstellen.»
Eine Farbe zu wenig Laut Ministerium seien nur 22 Swatch-Uhren «mit LGBT-Elementen» konfisziert worden. Es berief sich bei der Aktion offenbar auf den «Printing Presses and Publications Act» von 1984. Darin steht zwar nichts von Regenbogen, aber von Gütern, die «gegen die öffentliche Ordnung, Moral oder Sicherheit verstossen oder die öffentliche Stimmung beunruhigen könnten». Doch eigentlich geht es im betreffenden Gesetzestext vor allem um gedruckte Publikationen.
Dass es sich nur um einen Regenbogen handle, lassen die Behörden in Malaysia nicht gelten. Ein Beamter, der anonym bleiben will, sagte gemäss dem Guardian, dass die Uhren zusätzlich die Aufschrift «LGBT» trugen. Und offenbar hat man ganz genau hingeschaut und die Farben gezählt: Ein Regenbogen werde typischerweise mit sieben Farben dargestellt, nicht mit sechs wie auf der Pride-Flagge! Die Uhren waren dem Ministerium mit anderen Worten noch zu wenig bunt.
Bis zu 20 Jahre Gefängnis Im Gegensatz zu den meisten anderen benachbarten südostasiatischen Staaten ist im stark muslimisch geprägten Malaysia Homosexualität illegal. Einvernehmliche homosexuelle Handlungen zwischen Erwachsenen können mit bis zu 20 Jahren Gefängnis und Stockschlägen bestraft werden.
Als das Land 2019 Partnerland der weltgrössten Reisemesse ITB in Berlin war, sorgte der damalige Tourismusminister Malaysias mit seiner Äusserung über angeblich nicht vorhandene Homosexuelle gleich zum Auftakt für einen Eklat (MANNSCHAFT berichtete). Im selben Jahr musste eine populäre TV-Talkshow in Malaysia ihr Interview mit dem LGBTIQ-Aktivisten Numan Afifi streichen, nachdem es massive Online-Proteste gegeben hatte (MANNSCHAFT berichtete).
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