Queeres Jugendzentrum in Wien gefordert
LGBTIQ-Jugendliche seien oft besonders allein, sie litten unter einer sechsmal höheren Suizidalität, so die Begründung
Mitten im Pride-Monat Juni fordert die HOSI Wien ein queeres Jugendzentrum. Während es ein breit gefächertes Angebot an Jugendarbeit in der österreichischen Hauptstadt gebe, so fehle ein auf den speziellen Bedarf von LGBTIQ-Jugendlichen zugeschnittenes Zentrum mit professionell geschulten Kräften.
«In klassischen Jugendzentren ist ein Coming-out für Jugendliche oft schwierig», erklärt Ian Allbauer, Jugendreferent der HOSI Wien. «Ausserdem kann man dort oft weder andere LGBTIQ-Jugendliche zwanglos treffen, noch sind die Angestellten immer mit der Thematik vertraut. Da müssen dann oft Jugendliche ihre Betreuer*innen Fragen beantworten, statt diese stellen zu können.»
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Städte wie Berlin, München, Brüssel, Paris und Köln hätten seit Jahren etablierte queere Jugendzentren, von deren Erfahrungen laut HOSI ein queeres Jugendzentrum in Wien profitieren würde.
Ann-Sophie Otte, seit dieser Woche neue Obfrau und bisherige Jugendreferentin der HOSI Wien erklärt: «Jugendliche, die ihre eigene sexuelle Orientierung bzw. Geschlechtsidentität erst entdecken, sind oft besonders allein. LGBTIQ-feindliche Beschimpfungen in Schulen sind keine Seltenheit, und selbst in ihren Familien werden sie oft nicht akzeptiert. Das führt zu einer bis zu sechsmal höheren Suizidalität. Um das zu ändern, braucht es Profis.»
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«Es gibt zwar in Wien bereits Anlaufstellen für LGBTIQ-Jugendliche», so Moritz Yvon, Obmann der HOSI Wien. «Allerdings kommen niederschwellige Angebote immer öfter an ihre Grenzen, da diese weitgehend ehrenamtlich getragen sind. Dieses Angebot soll die bestehende LGBTIQ-Jugendarbeit also ergänzen. Für uns ist dabei wichtig, dass ein solches Jugendzentrum unabhängig, selbstverwaltet und stark in der Community verankert ist.»
Erhoben wird diese Forderung von der Jugendgruppe der HOSI Wien, die darin vom Vorstand der HOSI Wien unterstützt wird, wie es in einer Pressemitteilung vom Freitag heisst.
Auch heute noch sind queere Jugendliche massiver Diskriminierung ausgesetzt. Laut einer Studie des Deutschen Jugendinstituts (DJI), erfahren über die Hälfte der queeren Jugendlichen an ihrer Bildungs- oder Ausbildungsstätte Beschimpfungen und Beleidigungen. Rund 10% erleben sogar körperliche Gewalt. Auch die Familien reagieren viel zu oft negativ.
Angesichts der noch immer hohen Belastung queerer Jugendlicher, empfiehlt die DJI-Studie die Einrichtung von Schutzräumen, in denen LGBTIQ-Jugendlichen sie selbst sein können. LGBTIQ-Jugendliche benötigen massgeschneiderte Angebotsstrukturen. Diese beinhalten beispielsweise spezifische Gruppen, die der gesamten sexuellen und geschlechtlichen Vielfalt gerecht werden, offene Treffs und die Möglichkeit zur Vernetzung.
Es müsse insbesondere für jüngere Jugendliche im Übergang von der Kindheit zur Jugendphase bzw. zu Beginn der Pubertät ein eltern-unabhängiges Beratungsangebot zu Fragen der geschlechtlichen Identität und sexuellen Orientierung geschaffen werden. Um auch Kindern und Jugendlichen, die kein Beratungsangebot aufsuchen können, einen Zugang zu Beratung zu ermöglichen, muss eine qualifizierte und sichere LGBTIQ-Onlineberatung aufgebaut werden.
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Queere Jugendliche müssten niederschwellig, jugendgerecht und ohne Angst vor Stigmatisierung in erreichbarer Nähe qualifizierte Ansprechpartner*innen finden. Da es nicht möglich sei, zu jedem Zeitpunkt ein entsprechendes Angebot für alle Jugendlichen bereitzustellen, müssten ergänzend alle Möglichkeiten, die mit den digitalen Medien heute bereitstehen, genutzt werden. Durch die Beteiligung von LGBTIQ-Jugendlichen an der Gestaltung eines Jugendzentrums und der Arbeit nach dem Peer-to-Peer-Ansatz, können diese dort Stärkung und Beratung erfahren.
Oftmals sähen sich junge queere Menschen gezwungen, ihre bisherigen Orte der Freizeitgestaltung und des Engagements zu verlassen. Dies geschiehe, da dort keine passenden Angebote für die spezifischen Bedürfnisse von LGBTIQ-Jugendliche vorhanden sei und sie dort Diskriminierung erführen oder sie befürchteten.
Auch SoHo will queeres Jugendzentrum Unterstützung kommt von der sozialdemokratischen LGBTIQ-Organisation SoHo in Wien. «Im Wahlprogramm der SPÖ für die Gemeinderatswahl im Oktober wurde diese Forderung, gemeinsam mit vielen anderen Projekten für die LGBTIQ-Community, erst diese Woche beschlossen. Als Sozialdemokratie bekennen wir uns klar dazu, dass unsere Regenbogenhauptstadt Wien auch in Zukunft an der Spitze des Kampfes für die Rechte von LGBTIQ-Personen stehen muss.» Die Unterstützung queerer Jugendlicher werde dabei ganz besonderen Stellenwert haben, betont der Vorsitzende der SoHo Wien, Bakri Hallak.
Ende Juni lädt die Vienna Pride zum Regenbogen-Corso, nachdem zuvor die traditionelle Regenbogenparade wegen der Corona-Pandemie abgesagt worden war (MANNSCHAFT berichtete).
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