Queere Serientipps für den Dezember
Von «Bad Sisters» über «Hacks» bis «Somebody Somewhere»
So viele Serien, so wenig Zeit. Diese Klage hört man dieser Tage immer wieder, verständlicherweise. Wir helfen gerne mit ein paar sachdienlichen queeren Tipps.
Im Zuge des anhaltenden Streaming-Booms wird inzwischen so viel so genannter Content produziert, dass man kaum noch hinterherkommt. Doch gerade aus queerer Sicht ist das natürlich Jammern auf hohem Niveau, schliesslich gibt es dieser Tage auch so viele LGBTIQ-Serien wie nie zuvor. Allein in diesem Jahr schafften es unter anderem «A League of Their Own», «Heartstopper», «Uncoupled», «Genera+ion», «Sort Of» oder das «Queer as Folk»-Update auf hiesige Bildschirme, um nur einige Beispiele zu nennen. Selbst in jenen Serien, in denen Queerness nicht unmittelbar im Zentrum steht, finden sich immer mehr LGBTIQ-Figuren und -Handlungsstränge. Und weil es so schwer ist, den Überblick zu behalten, empfehlen wir an dieser Stelle einfach mal sieben solcher Serien, die zu den besten des Jahres gehören.
#Bad Sisters Fünf Schwestern in Irland, die nicht nur eine innige Geschwisterliebe, sondern auch ein gemeinsames Feindbild verbindet: das unerträgliche Chauvi-Arschloch John Paul. Während sich die mit ihm verheiratete Grace still ihrem Leiden ergibt, fassen die anderen vier – darunter die lesbische Bibi (Sarah Greene) – irgendwann den Beschluss, dass Mord der einzige Ausweg ist. Basierend auf einer belgischen Serie hat Sharon Horgan (die auch eine der Schwestern spielt) daraus eine bitterböse und unerwartet mitreissende Familienkomödie gemacht, die sehr viel Spass macht und nicht zuletzt von einem fantastischen, enorm stimmig besetzten Ensemble lebt.
10 Episoden, zu sehen bei AppleTV+2
#Somebody Somewhere Um sich um ihre kranke Schwester zu kümmern, ist Sam zurück ins ländliche Kansas gekehrt, nun hängt sie dort nach deren Tod fest und findet zwischen alten Familienkonflikten und einsamen Nächten auf der Couch nicht wirklich heraus aus ihrer Midlife-Krise. Bis ihr schwuler einstiger Klassenkamerad Joel (Jeff Hiller) ihren Weg kreuzt und ihr in seiner queeren Kirchen-Clique (zu der auch trans Drag King Murray Hill gehört) neue Perspektiven eröffnet.
Der famosen, immer noch viel zu unbekannten Komiker Bridget Everett wurde diese biografisch angehauchte Serie auf den Leib geschrieben – und es ist ein einfühlsames, melancholisches und wunderbar komisches Meisterwerk daraus geworden.
7 Episoden, zu sehen bei Sky & Wow
#Loot Nach ihrer Scheidung ist die weltfremd-verwöhnte Molly (Maya Rudolph) zwar plötzlich um etliche Milliarden Dollar reicher und erstmals selbstverantwortlich für ihr Luxusleben, aber fällt auch in ein Loch, in dem sie mit sich selbst nicht allzu viel anzufangen weiss. Doch dann erinnert sie sich an ihre Wohltätigkeitsorganisation und beschliesst, der alles andere als begeisterten Leiterin (gespielt von «Pose»-Star Michaela Jaé Rodriguez) tatkräftig unter die Arme zu greifen. Ganz so witzig, wie das Talent der grossartigen Maya Rudolph es verdient hätte, ist diese neue Comedy-Serie von Alan Yang und Matt Hubbard nicht immer. Aber nicht zuletzt der fantastische Joel Kim Booster als Mollys schwuler Assistent ist eine Wucht!
10 Episoden, zu sehen bei AppleTV+
#Chucky Die Mörderpuppe ist nicht tot zu kriegen! 1988 trieb Chucky, eine Schöpfung des schwulen Drehbuchautors und Filmemachers Don Mancini, erstmals auf der Leinwand sein fieses Unwesen, nun ist er – zahlreiche, teilweise sehr campe Fortsetzungen später – in Serienform wieder da. Neuer Besitzer der Puppe ist dieses Mal der queere Teenager Jake (Zackary Artur), der schwer verknallt ist in seinen Mitschüler Devon (Björgvin Arnarson).
Ausserdem gibt’s ein Wiedersehen mit der wunderbaren Jennifer Tilly, deren «Bound»-Kollegin Gina Gershon gibt sich auch die Ehre – und Chucky und Tiffany haben nicht-binären Nachwuchs. Blutig, durchgeknallt und ausgesprochen witzig, aber auch unerwartet berührend.
8 Episoden, zu sehen bei RTL+ (die zweite Staffel startet im Januar bei Syfy, bei AppleTV kann man sie schon kaufen)
#Abbott Elementary Naiv und übereifrig stürzt sich Junglehrerin Janine (Quinta Brunson) in ihren Job als Klassenlehrerin an einer Grundschule – und selbst kaputte Toiletten, mangelnde Budgets für Lehrmaterial und desillusionierte Kolleg*innen können ihren Enthusiasmus nicht trüben. Woraus andere Lehrer-Kitsch à la Dr. Specht machen würden, schüttelt Hauptdarstellerin und Showrunnerin Brunson eine lässige Mischung aus Workplace-Comedy und Mockumentary à la «Parks & Recreation» aus dem Ärmel. Mal albern, mal bissig und nie zu süss, dafür aber mit dem niedlichen Chris Perfetti als Janines schwulem Kollegen Jacob und dem queeren Komiker Larry Owens als seinem Boyfriend.
13 Episoden, zu sehen bei Disney+
#Hacks Deborah Vance ist eine Comedy-Legende, steht Abend für Abend in Las Vegas auf der Bühne und hat eine eigene Sendung im Shopping-TV. Doch als ihr die deutlich jüngere, bisexuelle Ava (Hannah Einbinder) als Autorin an die Seite gestellt wird, die für frischen Wind und modernere Gags sorgen soll, ist ordentlich Reibung angesagt. Einschalten würde sich allein für die famose Jean Smart in der Hautrolle lohnen, doch auch alles andere an dieser famosen Serie (deren zweite Staffel in den USA schon zu sehen war) stimmt. Und auch jenseits von Ava wird – übrigens authentisch besetzte – Queerness grossgeschrieben: sowohl Deborahs Manager (Carl Clemons-Hopkins) als auch ihr Assistent (Mark Indelicato) sind queer, und Johnny Sibilly ist auch mit dabei.
8 Episoden, zu sehen bei RTL+
#The Staircase Der True-Crime-Hype hält weiterhin an, ganz gleich, wie man zu diesem Genre stehen mag. Zu den Höhepunkten in diesem Jahr gehörte auf jeden Fall diese Serie von Antonio Campos, die auf der Doku-Reihe «The Staircase: Tod auf der Treppe» und einem wahren Fall aus dem Jahr 2001 basiert. Colin Firth spielt den bisexuellen Schriftsteller und Familienvater Michael Peterson, Toni Collette seine zweite Ehefrau, die am Fuss einer Treppe schwersten Verletzungen erliegt. Beide sind herausragend, der Rest des Ensembles (u.a. Parker Posey, Patrick Schwarzenegger, Sophie Turner, Michael Stuhlbarg und Juliette Binoche) ebenso sehenswert und die grosse Stärke dieser Miniserie liegt darin, dass sie nie reisserisch wird und den Ambivalenzen und Fragen, die der echte Fall aufwirft, nie aus dem Weg geht.
8 Episoden, zu sehen bei Sky & Wow
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