«Politische Überlegungen»: WorldPride 2025 in Taiwan abgesagt
Das Aussenministerium spricht von einem Schaden für die gesamte LGBTIQ-Community in Asien
Der zuvor als richtungsweisend für die gesamte Region angekündigte WorldPride 2025 in Taiwan wurde abgesagt. Es habe Bedenken wegen des Wortes «Taiwan» im Namen gegeben, teilten die Organisator*innen des Events am Freitag mit.
Zur Erinnerung: Taiwan ist in anderen internationalen Organisationen – etwa bei Olympia – als «Chinesisch Taipeh» vertreten, um politische Probleme mit China zu vermeiden, das die demokratisch regierte Insel als eigenes Staatsgebiet betrachtet und protestiert, sobald irgendjemand Taiwan als eigenständiges Land behandelt.
Im Fall der WorldPride 2025 sollte die südwestlich gelegene Hafenstadt Kaohsiung Austragungsort des Events sein. Ein Event, dass von der internationalen LGBTIQ-Organisation InterPride vergeben wird.
InterPride hatte bereits im vergangenen Jahr, nach Protesten der Taiwanes*innen, die Bezeichnung «Region» in Bezug auf Taiwan gestrichen, womit suggeriert werden sollte, dass es sich nicht um ein eigenständiges Land handle.
Laut Nachrichtenagentur Reuters sollen die Verantwortlichen in Kaohsiung jetzt «plötzlich» gebeten worden sein, das Event umzubenennen in «WorldPride Kaohsiung», unter völliger Weglassung des Wortes Taiwan.
Das wäre grundsätzlich durchaus üblich, da die WorldPride-Events fast immer den Namen der Städte tragen, die Austragungsort sind.
Überraschung und Enttäuschung Die Verantwortlichen in Kaohsiung werden von Reuters zitiert mit dem Statement: «Nach sorgfältiger Abwägung kommen wir zu dem Schluss, dass eine Durchführung der Veranstaltung den Interessen von Taiwan und der LGBTIQ-Community in Taiwan schaden würde. Deshalb haben wir uns entschieden, das Projekt zu beenden, bevor irgendwelche Verträge unterschrieben werden.»
InterPride wiederum wird zitiert mit der Bemerkung, dass man «überrascht» sei, dies zu erfahren, auch «enttäuscht», dass man aber die Entscheidung «respektiere».
Weiter heisst es von Seiten InterPrides: «Wir sind sicher, dass ein Kompromiss hätte gefunden werden können angesichts der langen Tradition von WorldPride, den Namen der Stadt zu verwenden, wo das Event stattfindet.» Demnach habe man vorgeschlagen «WordPride Kaohsiung, Taiwan» zu verwenden.
Das Aussenministerium von Taiwan betonte, dass es der erste WordPride in der Region Ostasien gewesen wäre. Das Ministerium wird von Reuters so zitiert: «Taiwan bedauert zutiefst, dass InterPride – aufgrund von politischen Abwägungen – einseitig die vereinbarten Konditionen abgelehnt hat und ein Verhältnis von Kooperation und Vertrauen gebrochen hat, was zu diesem Ergebnis führte.»
Ausserdem gibt das Ministerium zu Protokoll: «Diese Entscheidung respektiert weder Taiwans Rechte und eifrige Bemühungen, sie schädigt auch die grosse LGBTIQ-Community in Asien. Das widerspricht den progressiven Prinzipien, für die InterPride eigentlich steht.»
Vorkämpfer*in für Freiheit und LGBTIQ-Rechte Nochmals zur Erinnerung: Taiwan war 2019 das erste asiatische Land, in dem die Ehe-für-alle eingeführt worden war. Das Land sieht sich als Vorkämpfer*in für Freiheit und damit verbunden LGBTIQ-Rechte – während in China die Regierung bekanntlich vehement gegen jede öffentliche Form von Homosexualität vorgeht, im Film ebenso wie in sozialen Medien (MANNSCHAFT berichtete).
In der Zeitung Taipei Times wird darauf verwiesen, dass InterPride Bedenken gehabt haben soll, ob Taiwan eine solche Grossveranstaltung überhaupt durchführen könne. Woraufhin die Organisatoren in Taiwan wiederholt betont haben sollen, dass sie die grössten Pride-Veranstaltungen in ganz Asien ausrichten würden.
Laut Taipei Times liegt bislang keine weitere offizielle Stellungnahme von InterPride zu den Ereignissen vor (Stand: 13. August).
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