Pilot verweigert Abschiebung eines schwulen Nigerianers
Homosexualität wird in Nigeria hart bestraft. „In den nördlichen Bundesstaaten Nigerias sind nach islamischem Recht homosexuelle Handlungen mit besonders schweren Strafen belegt“, warnt das Auswärtige Amt auf seiner Homepage. Und weiter: „Seit Anfang Januar 2014 wurden die für ganz Nigeria geltenden strafrechtlichen Bestimmungen verschärft. Seither ist das Eingehen homosexueller Verbindungen oder die Mitwirkung daran mit 14 Jahren, die Organisation oder Unterstützung von Homosexuellen-Clubs, Vereinigungen oder Kundgebungen sowie öffentliches zur Schau stellen gleichgeschlechtlicher Liebesbeziehungen mit bis zu 10 Jahren Haft bedroht.“ Erst im vergangenen Sommer stürmte die Polizei in Lagos, der grössten Stadt Nigerias, ein Hotel und verhaftete 42 angeblich schwule Männer.
Ein schwuler Nigerianer sollte, wie erst jetzt bekannt wurde, in der vergangenen Woche aus Frankfurt/Main abgeschoben werden, doch ein Pilot wollte ihn am Flughafen nicht an Bord nehmen. So wurde die Abschiebung verhindert, voerst zumindest. Das Regierungspräsidium in Gießen teilte am Dienstag mit, der 23-Jährige sei ausreisepflichtig und solle nach wie vor nach Italien überstellt werden, wie es die Regeln des Dublin-Abkommens vorsähen. (Ein schwuler Mann aus Armenien darf nach dem Urteil einer Härtefallkommission in Deutschland bleiben.)
Emile weigerte sich, zurück nach Italien zu gehen Zuvor hatten die Frankfurter Rundschau (FR) sowie der Darmstädter Verein „vielbunt“ über den Fall berichtet. Der Verein betreut unter anderem homosexuelle Flüchtlinge. Laut „vielbunt“ war der Nigerianer, den sie Emile nennen, am Morgen des 26. März in einer Erstaufnahmeeinrichtung in Darmstadt von der Polizei abgeholt worden. Als er am Frankfurter Flughafen schließlich in eine Maschine einsteigen sollte, habe er laut gerufen, er fliege nicht freiwillig nach Italien. Nach Darstellung des Vereins hat sich der Pilot des Flugzeugs daraufhin geweigert, den Mann mitzunehmen. Zudem soll er angeboten haben, dem jungen Afrikaner ein Ticket zurück nach Darmstadt zu bezahlen.
Abschiebung, mit Handschellen gefesselt Bernd Hochstädter, Sprecher des Polizeipräsidiums Südhessen, sagte gegenüber der FR, dem Afrikaner sei „angemessen Zeit“ gegeben worden, um seine Sachen zu packen. Stefan Kräh, der Vorsitzende des Vereins „vielbunt“, kritisiert allerdings das Verhalten der Behörden. So sei Emile an einen Stuhl gefesselt worden. Auch habe man ihm sein Mobiltelefon abgenommen; seinen Anwalt habe er wegen der frühen Uhrzeit nicht erreicht. Dann sei er zum Flughafen gebracht worden. Als er mit Handschellen gefesselt das Flugzeug bestieg, soll er laut gerufen haben, er fliege nicht freiwillig nach Italien. Daraufhin hätten die Polizisten gedroht, ihn ins Gefängnis zu stecken, so Kräh.
Zur Lage in Nigeria teilt der Verein mit Verweis auf Amnesty International mit, die nigerianische Bevölkerung sei extrem homofeindlich eingestellt und sehe sich „nicht zuletzt durch staatliche und religöse Ächtung sexueller Minderheiten zur Lynchjustiz berechtigt“. Im Jahr 2014 wurde ein Staatsbesuch des nigerianischen Präsidenten in Kanada wegen seiner homophoben Politik abgesagt.
In Deutschland frei und sicher leben Da sie diese Zustände nicht mehr aushalten konnten, sei Emili gemeinsam mit seinem Partner Fabrice aus Nigeria geflüchtet. Sie hätten sich als Paar entschieden, ihre Heimat zu verlassen, um in Deutschland frei und sicher leben zu können. Sie wollten ein Leben führen, in dem man sie für ihre Liebe weder verachtet, noch einsperrt oder tötet. Die beiden jungen Männer waren über Italien ausgereist und im Winter in Darmstadt angekommen. Laut „vielbunt“ hätte das Paar, kaum in Deutschland angekommen, sofort einen Ablehnungsbescheid erhalten. Eine Darstellung ihrer Fluchtgründe und ihrer individuellen Biografien sei nicht möglich gewesen. So habe man die Tatsache, dass sie als Schwule besonderer Verfolgung ausgesetzt sind, nicht berücksichtigt, teilte der Verein mit.
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