Öffnet Tschechien morgen die Ehe für alle?
Tschechien gilt als progressivstes Land des ehemaligen Ostblocks
Morgen Mittwoch steht die Eheöffnung auf der Tagesordnung der grossen Kammer des tschechischen Parlaments. Tschechien wäre das erste Land der ehemaligen Ostblockstaaten, das die Ehe für alle einführt. Die Chancen stehen gemäss Politologe und Osteuropa-Experte Rémy Bonny gut.
Gemäss der Kampagne «Jsme fér» («Wir sind fair») soll das tschechische Unterhaus morgen Mittwoch über eine mögliche Eheöffnung beraten. Im Juni hatte die Regierung bekanntgegeben, dass sie einen Gesetzesentwurf zur Ehe für alle unterstützen würden.
Der Parlamentsvorschlag wird unter der Führung der populistischen Politikerin Radka Maxová von 46 Abgeordneten unterstützt und soll bereits die Zustimmung aller grösseren Parteien des Unterhauses geniessen. «Meine Kontakte in Tschechien sagen eine Mehrheit voraus», sagt Rémy Bonny, Politologe und Experte für LGBTIQ-Rechte in Osteuropa, gegenüber der Mannschaft.
«Wir erwarten eine lebhafte Diskussion zum Thema. Unter anderem, weil auch ein Vorschlag zur Verfassungsänderung der Konservativen auf der Tagesordnung steht, der die Ehe ausschliesslich als Bindung zwischen Mann und Frau definieren will», sagt Michaela Pixová von der Kampagne «Jsme fér», die sich für eine Öffnung der Ehe einsetzt.
Der Vorschlag zur Verfassungsänderung der Konservativen stuft Bonny als «chancenlos» ein. «Sie wollen bloss den Ablauf blockieren, was ihr aber nicht gelingen wird. Das ist bloss politisches Kalkül.»
«Rund 67% der tschechischen Bevölkerung spricht sich für die Eheöffnung aus», sagt Bonny. Tschechien sei von allen Ländern des ehemaligen Ostblocks am progressivsten betreffend LGBTIQ-Anliegen. «Grössere Städte wie Prag oder Brno haben eine lebhafte und dynamische LGBTIQ-Szene. Prideveranstaltungen ziehen jeweils Zehntausende Teilnehmende und Besucher*innen an.»
Von einer möglichen Eheöffnung erhoffen sich LGBTIQ-Communitys in Zentral- und Osteuropa gemäss Bonny einen Schneeballeffekt. «Meinungsumfragen haben gezeigt, dass die Bevölkerung in den östlichen Mitgliedstaaten der EU zunehmend offener gegenüber LGBTIQ-Menschen eingestellt sind als noch vor zehn Jahren», so Bonny.
Sollte sich das Unterhaus für eine Eheöffnung aussprechen, muss noch der Senat seine Zustimmung geben. Dies gilt gemäss Bonny allerdings als reine Formsache.
Das könnte dich auch interessieren
News
Trump stellt schwulen US-Botschafter für Belgien ab
Der designierte Präsident Donald Trump hat einen neuen US-Botschafter in Belgien ernannt. Seine Wahl scheint auf den ersten Blick verwunderlich
Von Newsdesk Staff
News
FPÖ hetzt gegen trans-freundlichen Kindergarten
FPÖ und Queers – das passt selten zusammen. Einen neuesten Beleg lieferte die rechtspopulistische Partei nun, indem sie einer LGBTIQ-freundlichen Einrichtung das Geld streichen will.
Von Newsdesk Staff
TIN
Österreich
Bildung
News
Klagen abgewiesen: Ghana macht Weg für Anti-LGBTIQ-Gesetz frei
Ghana plant eines der restriktivsten queerphoben Gesetze Afrikas einzuführen. Rechtlich wurde dafür nun der nächste Schritt getan.
Von Newsdesk Staff
International
USA
Schüsse an US-Schule: Polizei geht nicht auf Trans-Gerüchte ein
Nach einer Schiesserei an einer christlichen Schule gehen Gerüchte herum über die Geschlechtsidentität der angeblichen Schützin. Die Polizei bittet die Öffentlichkeit, von Spekulationen abzusehen.
Von Newsdesk/©DPA, Greg Zwygart
News
TIN
International