New York: Sänger Hamed Sinno mit «Queers for Palestine» fest­genommen

Die Aktivist*innen kritisieren die Verbindung zwischen Human Rights Campaign zu einem Lieferanten der israelischen Armee

Hamed Sinno war Frontmann der Band Mashrou‘ Leila (Bild: insatgram.com/ricardoacanyc)
Hamed Sinno war Frontmann der Band Mashrou‘ Leila (Bild: insatgram.com/ricardoacanyc)

Hamed Sinno, ehemaliger Frontmann von Mashrou‘ Leila, unterbrach zusammen mit pro-palästinensischen Aktivist*innen die Pride-Parade von New York und warf künstliches Blut auf den Wagen von Human Rights Campaign.

Störung bei der New Yorker Pride-Parade. Als der Umzug den Stadtteil Greenwich Village erreichte, Geburtsort der Stonewall-Unruhen von 1969, brachte rund ein Dutzend Aktivist*innen den Event zum Stillstand. Auf Videos ist zu sehen, wie Sänger Hamed Sinno künstliches Blut auf ein Fahrzeug warf. Dieses zog den Wagen der LGBTIQ-Organisation Human Rights Campaign (HRC) mit tanzenden Menschen an Bord.

Die Aktivist*innen sprayten «Free Palestine» auf den HRC-Wagen, rollten einen Banner mit der Aufschrift «No Queer Liberation Without Palestinian Liberation» auf (deutsch etwa: «Keine queere Befreiung ohne Befreiung Palästinas») und hielten eine Sitzblockade ab. Der Unterbruch dauerte rund eine halbe Stunde, bis die Polizei kam und zehn Aktivist*innen kurzzeitig festgenommen, darunter auch Hamed Sinno. Während der Festnahme ist in Videos auf Social Media zu hören, wie die Menge «Shame!» ruft (deutsch: «Schande»). Wie Medien berichten, erhielten sieben der zehn Festgenommenen eine gerichtliche Vorladung.

Pro-israelische und andere pro-palästinensische Gruppen liefen bei der New Yorker Pride-Parade friedlich mit.

Unter der losen Bezeichnung «Queers for Palestine» gibt es pro-palästinensische Gruppierungen in vielen Ländern und Städten, unter anderem in Irland oder Rumänien, Winnipeg oder Los Angeles. In Toronto wurde am selben Wochenende die Toronto Pride aufgrund einer Sitzblockade abgebrochen (MANNSCHAFT berichtete). Im Vorfeld der Zurich Pride hatte eine Teilnahme von «Queers for Palestine» für Diskussionen gesorgt (MANNSCHAFT berichtete).

Die Gruppierung in New York nennt sich «Coalition of Fruits to Free Palestine». In einer öffentlichen Mitteilung schrieb sie: «Wir sind solidarisch mit den palästinensischen Queers und ihrem Kampf gegen den Imperialismus, der nicht von ihrem Kampf gegen den heteropatriarchalen Kapitalismus getrennt werden kann.»

Die Aktivist*innen unterbrachen die New Yorker Pride-Parade für rund eine halbe Stunde. (Bild: insatgram.com/ricardoacanyc)
Die Aktivist*innen unterbrachen die New Yorker Pride-Parade für rund eine halbe Stunde. (Bild: insatgram.com/ricardoacanyc)

Hamed Sinno und die Aktivist*innen kritisieren die Partnerschaft der HRC mit dem Waffenhersteller Northrop Grumman, der auf der HRC-Website als «Platinum Partner» aufgeführt wird und die volle 100 Punkte auf dem «Corporate Equality Index 2023-2024» erhalten hat, einem jährlichen Arbeitsplatzranking der LGBTIQ-Organisation. Das Rüstungsunternehmen ist ein Waffenlieferant der israelischen Armee.

Die HRC ist die grösste LGBTIQ-Lobby-Organisation in den USA, die sich massgebend bei der Ehe für alle und bei der Aufhebung von «Don’t Ask, Don’t Tell» eingebracht hatte. In der Vergangenheit stand die Organisation in der Kritik aufgrund von hohen Gehältern der Chefetage und wegen einer toxischen Unternehmeskultur.

Hamed Sinno lehnt Medienanfragen ab und verweist auf die Stellungnahme von «Coalition of Fruits to Free Palestine». Sinno war Frontmann der libanesischen Band Mashrou‘ Leila, die sich 2022 auflöste (MANNSCHAFT berichtete). Konservative Kräfte in der arabischen Welt hätten es ihnen sehr schwer gemacht, in arabischen Ländern und sogar in der libanesischen Hauptstadt Beirut aufzutreten. «Es war sehr schwierig und ich fühlte mich lange Zeit schuldig, ich hatte das Gefühl, dass ich keine Musik mehr machen wollte», sagte Sinno.

Mehr: «Das Schlimmste sind die Schmerzen und die Narben» – Dr. Christoph Boesecke vom Universitätsklinikum Bonn spricht über Fallbeispiele und Schutzmassnahmen rund um Mpox (MANNSCHAFT berichtete).

 

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