Faeser empfiehlt Homosexuellen Katar-Reise – Kritik vom LSVD!
Die SPD-Politikerin will selber auch zur WM reisen
Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) hat im Rahmen ihrer aktuellen Katarreise angekündigt, zum Eröffnungsspiel der deutschen Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft reisen zu wollen.
Sie habe sich dazu entschieden, den Reformprozess im Land «auch während der WM weiter zu begleiten. Deswegen reise ich zum Eröffnungsspiel der deutschen Mannschaft gegen Japan», sagte Faeser im ARD-Mittagsmagazin. Zuvor hatte sie die Vergabe an Katar sehr deutlich kritisiert (MANNSCHAFT berichtete).
Es sei wichtig, das Land Katar bei den begonnen Reformen zu unterstützen, sagte Faeser. Auf ihrem Besuch habe sie gesehen, «dass wertvolle Reformen, gerade auch für die Wanderarbeiterinnen und -arbeiter auf den Weg gebracht wurden». Beispielsweise gebe es nun einen Staatsfonds, der Gehälter von Wanderarbeitern ersetzt, wenn sie nicht gezahlt werden. Zudem gebe es nun Gerichte, die sich jetzt ausdrücklich um Arbeitnehmerfragen kümmern. Während ihres Besuchs habe sie auch mit Arbeitnehmervertretern gesprochen.
Der katarische Premierminister habe ihr ausserdem Sicherheitsgarantien für alle Menschen zugesagt, die zur WM reisen wollen. «Das war mir als Bundesinnenministerin das wichtigste, das bei dieser Reise zu erreichen», so Faeser im Mittagsmagazin.
«Denn jeder soll, egal wo er herkommt, an wen er glaubt oder wen er liebt sicher bei der WM auch dieses Fest mitfeiern können. Und das wurde mir heute garantiert.» Sie könne homosexuellen Menschen deswegen guten Gewissens empfehlen, zur WM zu reisen.
Der LSVD sieht die ausdrückliche Empfehlung für LGBTIQ kritisch, erklärte Alfonso Pantisano aus dem Bundesvorstand des LSVD: «Innenministerin Faeser verharmlost und ignoriert dadurch die wiederholten Menschenrechtsverletzungen und die andauernde Kriminalisierung und Verfolgung von LGBTIQ in Katar.» (MANNSCHAFT berichtete). Die Lage für queere Menschen in Katar müsse sich dauerhaft verbessern, so Pantisano.
FIFA-Präsident Gianni Infantino hatte Faeser mit routinierter Höflichkeit empfangen. Auf eine Begegnung mit deutschen Pressevertreter*innen hat der mächtige Fussball-Funktionär, der voll hinter dem ungewöhnlichen Austragungsort Katar steht, keine Lust.
Faesers Treffen mit dem Premier- und Innenminister fand im ganz kleinen Kreis statt. Auch hier war eine Pressebegegnung seitens der Gastgeber nicht erwünscht. Das kann an Protokollfragen liegen oder auch daran, dass Scheich Chalid bin Chalifa Al-Thani Faeser zwar hinter geschlossenen Türen eine Zusicherung mit Blick auf die LGBTIQ-Gemeinschaft geben kann. Eine solche Erklärung vor Kameras abzugeben, wäre allerdings noch einmal ein ganz anderer Schritt in dem islamisch-konservativen Land.
Faesers Parteifreund, Ex-SPD-Chef Sigmar Gabriel, hatte zuvor kritisiert, es gebe eine «deutsche Arroganz» gegenüber Katar (MANNSCHAFT berichtete).
Fussball-Nationalspieler Nico Schlotterbeck von Borussia Dortmund hatte kürzlich ebenfalls die Vergabe der WM nach Katar kritisiert. «Dass die WM nicht nach Katar gehört, das wissen wir alle. Dass die WM nicht in den Winter gehört, sondern in den Sommer, dass wissen wir auch», sagte der 22-Jährige am Samstag im ZDF.
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