Mr. Sulu aus «Star Trek»: Mit 85 lautstarker LGBTIQ-Aktivist
George Takei hatte spät sein öffentliches Coming-out und war der erste Promi, der das neue kalifornische Recht zur Ehe für alle nutzte
Als Lieutenant Hikaru Sulu steuerte George Takei jahrelang das Raumschiff Enterprise. Grosse Rollen übernimmt der «Star Trek»-Star nicht mehr. Doch mit 85 Jahren gibt er als Aktivist und Autor den Ton an.
Von Barbara Munker, dpa
Als Steuermann Hikaru Sulu vom Raumschiff Enterprise wurde George Takei vor über 55 Jahren weltberühmt. Mit 85 Jahren stellt sich der «Star Trek»-Star immer noch gern als Lieutenant Sulu vor – doch seinen über drei Millionen Twitter-Follower*innen präsentiert er sich auch als «Bestsellerautor, Widerstandskämpfer, Ehemann».
Der Schauspieler, der am 20. April seinen 85. Geburtstag feiert, hat auch den Beinamen «King of the Internet». Der offen schwule und ultraliberale Star postet täglich in den sozialen Medien: Er tritt als lautstarker Donald-Trump-Gegner auf, als Verfechter von LGBTIQ-Rechten, als Sprachrohr für Minderheiten und sozial Schwache. (MANNSCHAFT über das Erbe der Trump-Jahre, in denen mehr als die Hälfte aller LGBTIQ-Jugendlichen in den USA an Selbstmord dachte.)
Diskriminierung von Asiaten in den USA Sein Aktivismus ist geprägt von einer traumatischen Kindheitserfahrung. Takei wurde 1937 in Los Angeles geboren, sein Vater war als Junge aus Japan in die USA gekommen, seine Mutter ist gebürtige Kalifornierin. Doch als Takei fünf Jahre alt war, wurde die fünfköpfige Familie interniert.
Vier Jahre lang lebte sie in einem Lager. «Ich wuchs hinter Stacheldrahtzäunen auf», erzählte Takei im Februar der Washington Post. «Es war eine schreckliche Zeit. Die Menschen hassten uns, spuckten auf uns und griffen uns an», sagt der Schauspieler über die Diskriminierung von Asiaten in den USA während des Zweiten Weltkriegs.
Die Menschen hassten uns, spuckten auf uns und griffen uns an
Nach Japans Angriff auf Pearl Harbor Ende 1941 waren über 120.000 Menschen japanischer Herkunft in den USA interniert worden.
Dieses düstere Kapitel der US-Geschichte schildert der unermüdliche Aktivist in der Graphic Novel «They Called Us Enemy: Eine Kindheit im Internierungslager». Seine Bildergeschichte wurde 2021 für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert.
Auch als er mit 78 Jahren mit dem Musical «Allegiance» sein Broadwaydebüt gab, ging es um diese traumatische Erfahrung, um Hass und Vorurteile.
Diversität als Stärke Auf die berühmteste Rolle seiner Karriere, als Chef-Physiker und Steuermann Hikaru Sulu, schaut der «Star Trek»-Star gern zurück, wie er sagt. Es war eine Ausnahme von den damaligen Rollenklischees für Asiaten in Hollywood. (MANNSCHAFT berichtete über neue LGBTIQ-Publikationen, die asiatischen Männern in der US-Geselllschaft eine neue Sichtbarkeit geben wollen.)
«Ich war Teil eines Anführerteams. Das war eine Durchbruchs-Chance, nicht nur für mich, sondern auch für das Image von Asiaten auf dem Bildschirm», sagte Takei der Washington Post. Der Schöpfer von «Raumschiff Enterprise», Gene Roddenberry, habe damals schon Diversität als Stärke angesehen.
Der Schöpfer von «Raumschiff Enterprise» hat damals schon Diversität als Stärke angesehen
Die Original-Serie um Captain Kirk (William Shatner), Spock (Leonard Nimoy) und die restliche Enterprise-Crew lief von 1966 bis 1969 im US-Fernsehen. Die Weltraumsaga wurde zum Kult, es folgten Spin-Offs und über ein Dutzend Spielfilme. (MANNSCHAFT berichtete über neue queere Entwicklungen bei der Serie.)
Takei war 1986 der erste Schauspieler japanischer Abstammung, der auf Hollywoods «Walk of Fame» mit einem Stern geehrt wurde.
Mit 68 Jahren äusserte er sich erstmals öffentlich zu seinem Schwulsein, mit 71 Jahren heiratete er seinen langjährigen Lebenspartner Brad Altman. Takei war der erste prominente Mann, der 2008 das neue kalifornische Recht zur Ehe für alle nutzte.
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