Glücklich als Single: Mehr Pudel, weniger Wolf
Noch nie haben so viele Männer und vor allem Frauen allein gelebt wie heute
Der ewige Single, ein einsamer Wolf? Unser Redaktor ist Single und untersucht die gesellschaftliche Erwartung an ein Liebesglück. Sein Fazit: Persönliches Glück soll und darf nicht von einer Beziehung abhängig sein.
Es war ein verregneter Dienstagabend im April, und meine Mitbewohnerin und ich hatten uns soeben in ein Esskoma erster Güte gefuttert. Nun sassen wir Schulter an Schulter am Küchentisch, die Augen auf ihr Smartphone gerichtet, und arbeiteten uns gemeinsam durch die lange Liste paarungsbereiter Männer, die uns auf Tinder präsentiert wurden. Helen hatte die Dating-App gerade erst heruntergeladen, und es bereitete uns einen mordsmässigen Spass, unter aufgekratztem Gelächter die unzähligen Profile zu durchstöbern.
«Die Ehe ist einfach ein Gefühl der Zusammengehörigkeit»
Nur wenige Stunden später war meine Wohnungsgenossin in einen angeregten digitalen Schriftwechsel mit zwei vielversprechenden Kandidaten vertieft und zog sich in ihre Gemächer zurück. Und so warf ich mich auf die Couch und sah mich erneut mit folgender Frage konfrontiert: Sollte ich vielleicht auch mit dem Onlinedating beginnen? Sollte ich mein Gefieder putzen und entschlossen in den virtuellen Balztanz einsteigen? Schliesslich würde das meine Chancen, das Singledasein möglichst bald hinter mir zu lassen, signifikant erhöhen. Und das sollte ja das Ziel sein. Oder … nicht?
Single da, Single dort Das Thema «Singlesein» ist ein Dauerbrenner im öffentlichen Diskurs. Gerade die Filmindustrie greift es regelmässig und mit derselben Verlässlichkeit auf, mit der Radiosender zur Weihnachtszeit «Last Christmas» abspielen. Das überrascht nicht. Fast alle fühlen sich von der Thematik angesprochen. Die einen, weil sie selbst Singles sind. Die anderen haben einen Partner oder eine Partnerin – und sind entweder heilfroh darüber, oder sie würden den Freund oder die Freundin am liebsten auf den Mond schiessen und zurück in die freie Wildbahn der Singles galoppieren.
UMFRAGE DER WOCHE: Kann man als Single glücklich sein?
Single sein: «Freiheit und Autonomie» Fragen rund um das Singledasein sind auch insofern relevant, als dieses für eine wachsende Zahl von Menschen eine Lebensrealität darstellt. Noch nie haben so viele Männer und vor allem Frauen allein gelebt wie heute. Demnach leben in der Schweiz heute 1,3 Millionen Menschen allein, in Deutschland sollen es rund 20 Millionen Alleinstehende sein. Während vor fünfzig Jahren erst 14 Prozent aller Privathaushaltungen nur eine Person umfasst hätten, so seien es 2010 bereits 35 Prozent gewesen, schreibt der Soziologieprofessor François Höpflinger. «Und bis 2030 dürfte ihr Anteil auf gut 41 Prozent ansteigen.» Dabei umfasst der Begriff der «Alleinstehenden» eine Vielzahl von Menschen mit ganz unterschiedlichen Lebensentwürfen und Schicksalen: Ein 85-jähriger, auf Betreuung angewiesener Witwer kann kaum mit einer dynamischen 30-Jährigen verglichen werden, die ohne feste Paarbeziehung lebt und zufrieden ist damit. «Single ist nicht gleich Single», beschreibt es Höpflinger.
Die Bezeichnung Single kann für ein besonderes Lebensgefühl stehen – und zwar für ein schönes.
Trotzdem zeugen die genannten Zahlen von einer gesellschaftlichen Entwicklung, die in den letzten Jahrzehnten stattgefunden hat: «Alleinleben gilt in modernen Gesellschaften als Hinweis auf eine verstärkte Individualisierung und die Abwertung traditioneller Lebensformen», so der Soziologe. Gerade in den Massenmedien seien heute «Freiheit, Autonomie und Selbstverwirklichung Werthaltungen, die mit einem (bewussten) Singledasein in Verbindung gebracht werden».
In und trendy? Als Single ist man demnach frei, autonom und «selbstverwirklicht». Klingt geradezu beneidenswert? Für Autorin Anna Kalisch zum Beispiel steht fest: «Die Bezeichnung Single kann für ein besonderes Lebensgefühl stehen – und zwar für ein schönes», schreibt sie auf elitepartner.ch. Eine Befragung von über 4000 Singles habe gezeigt, dass viele gern allein seien und sich nur dann auf eine Beziehung einlassen würden, wenn der oder die Richtige daherkäme. Diese Einstellung ist nachvollziehbar: Singles sind ungebunden, können übers Wochenende spontan verreisen und ihre Zeit kompromisslos und nach eigenem Gutdünken einteilen. Sie können sich mit Freunden treffen, wandern gehen oder Brettspielabende organisieren, wann immer sie wollen. Zudem steht es ihnen frei, am Wochenende durch sämtliche Clubs der Stadt zu tingeln und jede Person abzuschleppen, die ebenfalls Lust auf eine Runde Bettgymnastik verspürt.
Singles: Seltsame Sonderlinge? Dieses «Ich bin Single und zufrieden»-Argumentarium hört sich eigentlich sehr überzeugend an. Und trotzdem: Als partnerlose Person kann man sich gelegentlich des Eindrucks nicht erwehren, als fehle einem etwas ganz Wichtiges im Leben – oder zumindest wird einem dieser Eindruck vermittelt. Elias, ein guter Freund von mir, hat es kürzlich so gesagt: «Manchmal nervt es mich. Viele Leute verhalten sich so, als sei es nicht nur die Norm, in einer Beziehung zu leben, sondern geradezu das ultimative Ziel.» Es sei zum Standard geworden, meinte er. Und illustrierte dies mit dem Beispiel, dass man sogar «in die krassesten Actionfilme meist noch eine Romanze reinpackt». Wir kennen sie alle, diese Szenen: Der Held und die Heldin, zu einem innigen Kuss vereint, während um sie herum alles im Chaos versinkt, Aliens die Welt zerbomben oder ein todbringender Supertornado auf die beiden zurast und Kühe und Lastwagen durch die Luft wirbelt. «Als ob ein Leben nur komplett sei, wenn man einen Partner oder eine Partnerin hat», so Elias.
Liebes-Aus bei «Prince Charming»: «Lars hat sich von mir getrennt»
Von diesem «Standard» spricht auch Soziologieprofessor Höpflinger. Das Bild des glücklichen und selbstverwirklichten Singles sei nur die eine Seite der Medaille: In den letzten fünfzehn, zwanzig Jahren habe eine «Renaissance von Partnerschaftsidealen» wie jenen der «ewigen Liebe» stattgefunden. Ein Phänomen, das der Hamburger Single- und Paarberater Eric Hegmann aus seiner Arbeit sehr gut kennt. «Alle meine Klientinnen und Klienten eint der Wunsch nach einer langfristigen Beziehung», sagt er gegenüber der Mannschaft. «Und zwar am liebsten nach der sogenannten ‹AMEFI-Idee›: Alles mit einem für immer.» Dabei würden sich «gerade jüngere Singles dieses romantische Ideal» wünschen.
Manchmal habe ich fast das Gefühl, dass mit mir etwas nicht stimmt und dass ich mein Singlesein erklären und rechtfertigen muss.
Singleleben: Unvollständig? Die Folgen dieses Trends: Die «defizitorientierten Bilder zum Alleinsein» seien wieder verstärkt worden, sagt Soziologe François Höpflinger. Etwa, wenn öffentlich diskutiert werde, dass alleinlebende Männer ein deutlich höheres Erkrankungs- und Sterberisiko aufwiesen als Männer in einer Partnerbeziehung. Oder erst kürzlich konnte man in einer Studie der London School of Hygiene and Tropical Medicine lesen, dass Schwule nur halb so häufig von Depressionen betroffen seien, wenn sie mit einem Partner oder Ehemann zusammenlebten. Die verstärkte Betonung der negativen Seitens des Singledaseins kann bizarre Konsequenzen haben. «Manchmal habe ich fast das Gefühl, dass mit mir etwas nicht stimmt», sagt Elias, «und dass ich mein Singlesein erklären und rechtfertigen muss». Bei anderen Partnerlosen führt das Ideal der trauten Zweisamkeit dazu, dass sich ihre Gedanken «nur noch um dieses verdammte Alleinsein drehen». So beschreibt es Yvonne Staat auf beobachter.ch. Ihre Freundin Bettina sei seit sechs Jahren Single und habe schwer damit zu kämpfen. «Wenn wir uns treffen, kann sie über nichts anderes mehr reden. Bettina ist schuld, dass mir das Singledasein wie ein Leiden vorkommt. Wie Hunger. Die Suche nach Nahrung wird zum Lebensinhalt, der Mangel zum Dauergedanken.»
Allein «dürfen» statt «müssen» Und schon sind aus Singles traurige, einsame Wölfe geworden, die ausgezehrt und nach Zuneigung lechzend durch einen Wald von glücklichen Pärchen hetzen, auf der verzweifelten Suche nach der grossen Liebe. Eben waren Singles noch cool. Jetzt sind sie – bemitleidenswert? «Absolut nicht», findet Sylvia Locher. Sie ist die Präsidentin von Pro Single Schweiz, der Interessengemeinschaft der Alleinlebenden. «Das Mitleid, das uns Singles bisweilen entgegengebracht wird, ist anstrengend. Eines will ich festhalten: Man muss mit uns kein Mitleid haben», sagt sie. Klar, eine Partnerschaft könne unterstützend wirken. Genauso könne sie aber auch viel Energie kosten und einen unnötig einspannen und binden. «Manchmal bin ich sehr froh, dass ich das nicht mitmachen muss.» So sieht es auch Christian, ein guter Freund von mir. Er ist 35-jährig und seit mehreren Jahren Single. «Ich mag meine Routine, meine Abläufe. Das passt alles, und manchmal will ich einfach nicht, dass jemand in mein kleines Reich eindringt und mir alles durcheinanderbringt», sagt er.
«Alleine können», nicht «mit jemand anderem müssen». Es ist dieses Lebensgefühl, das viele Singles geniessen. Und es ist eine Einstellung, die partnerlosen Menschen gelegentlich den Vorwurf einbringt, sie seien beziehungsunfähige Egomanen. In den Worten Höpflingers: «Der Single – in den Siebzigerjahren Repräsentant eines befreienden Individualismus – wurde im Zuge der Finanzkrise zur Repräsentation eines überbordenden Egoismus.»
Schwule sind nur halb so häufig von Depressionen betroffen, wenn sie mit einem Partner oder Ehemann zusammenleben.
Armer, verkommener, narzisstischer Single Der Single als die Verkörperung einer egoistischen Lebensweise also? Wenn man die Ausführungen des Soziologen Horst W. Opaschowski betrachtet, dann scheint diese Beschreibung zumindest auf die sogenannten «freiwilligen Singles» zuzutreffen. Jene, «die ganz bewusst allein im eigenen Haushalt leben und mit ihrer jetzigen Lebenssituation durchaus zufrieden sind». Sie «können sich kaum vorstellen, diese freie und unabhängige Lebensform wieder aufzugeben, und können oder wollen sich Partnerschaft, Kinder und Familie nicht leisten, weil sie sich dann in ihrem Freizeitkonsum einschränken müssten». Diese «überzeugten» Singles hätten oft Angst vor zu viel Nähe, ausserdem verbärgen sich hinter ihrem Lebenswandel «mitunter die Grundzüge einer narzisstischen Persönlichkeit». Des Weiteren können und wollen laut Opaschowski viele Singles nicht teilen, sie befinden sich «wie keine andere Bevölkerungsgruppe auf dem Konsumtrip», und sie tun viel für sich selbst: Ausschlafen und faulenzen zum Beispiel, und vom Tanzengehen und «Videofilmsehen» hielten sie mehr als die übrige Bevölkerung.
Das Mitleid, das uns Singles bisweilen entgegengebracht wird, ist anstrengend.
«Überzeugter» Single? Kein wirklich positives Bild, das da von Singles gezeichnet wird. Zuerst empörte ich mich über diese Erläuterungen und fühlte mich – ich gebe es zu – angegriffen und getadelt. Wie ein kleiner Schuljunge mit einer Eselsohrenmütze auf dem Kopf, vom Lehrer in die Schäm- und Schandecke gestellt. Ich war versucht, das Gelesene als übertrieben abzutun, einfach wegzuwischen. Doch so ganz gelang mir das nicht. Ich kam ins Grübeln und hinterfragte mich selbst in mehrfacher Hinsicht. Ich habe keinen Freund, bin mit meiner Lebenssituation aber sehr wohl zufrieden. Macht mich das zu einem «überzeugten» Single? Habe ich vielleicht wirklich Angst vor Nähe oder Mühe, zu teilen? Konsumiere ich mehr als meine Freunde und Freundinnen, die in Beziehungen leben? Friste ich ein oberflächliches Dasein, das sich nur um mich selbst dreht?
Nun, ich denke und hoffe, diese Fragen mit einem Nein beantworten zu können. Fakt ist: Ich kann mir sehr wohl vorstellen, wieder in einer Beziehung zu sein – und so ergeht es auch den meisten meiner Singlefreunde, die sehr zufrieden sind mit ihrem Leben. Ich für meinen Teil vermag mich für das zuvor erwähnte, romantische «Alles mit einem für immer»-Ideal problemlos zu erwärmen. Schliesslich kann es wunderschön sein, neben dem Freund einzuschlafen, seine Wärme und diese besondere Vertrautheit zu spüren, gemeinsam zu verreisen oder nach der Arbeit zusammen zu kochen und alles zu besprechen, was einen beschäftigt. Als passionierter Tagträumer stelle ich mir immer wieder vor, «den einen» zu finden. Wenn ich einen Song höre, der mir gefällt, dann wird dieser schnell einmal zur Musik, zu der wir in meiner Märchenfantasie unseren Hochzeitstanz tanzen. Als mein Bruder seiner Frau das Jawort gab, als zwei meiner besten Freundinnen ihre Ehemänner ehelichten, weinte ich vor Rührung. Kurzum: Ich bin alles andere als ein zynischer Liebesmuffel oder ein überzeugter «ewiger Junggeselle», sondern durchaus ein Romantiker, der die positiven Seiten von Partnerschaften sieht.
«Uns wird ein erfülltes Leben von Grund auf abgesprochen»
Trotzdem – oder vielleicht gerade deshalb – will ich an dieser Stelle eine Lanze für das Singledasein brechen. Zum einen, weil es mich stört, wenn man Singles Egozentrismus und eine oberflächliche Lebensweise vorwirft. Selbst wenn jemand diese sogenannten «Bindungsängste» haben und lieber partnerlos sein sollte, dann ist das meiner Meinung nach völlig in Ordnung. Das macht einen Menschen noch lange nicht zum selbstsüchtigen und asozialen Einzelgänger. Es sollte als legitime Lebenseinstellung akzeptiert sein, wenn man sich nicht binden will. Punkt.
Beziehung: Alles besser? Zum anderen geht es mir darum, ein kleines Zeichen gegen das omnipräsente Zweisamkeitsideal zu setzen, von dem ich selbst zu lange bestimmt und gesteuert war. Tatsächlich fühlte ich mich wie ein einsamer Wolf, der ruhe- und rastlos durch die Gegend wetzt und in kalter Nacht einen blass-weissen Mond anheult. Ich war getrieben von diesem «Hunger» nach Liebe, wobei ich gar nie wirklich darüber nachdachte, warum genau diese Beziehungssehnsucht in mir brannte. War es, weil ich in meinen Beziehungen glücklicher war, als ich es jetzt bin? Nun, dem ist nicht so. Mein Leben war anders, aber nicht besser. Ich durfte in meinen Beziehungen viel Schönes erfahren. Träfe ich jemanden, mit dem ich dies wieder erleben kann, dann würde ich nicht die Flucht ergreifen. Doch der springende Punkt ist folgender: Es muss nicht sein. Ich bin in meinem Singledasein sehr viel gelöster geworden, und das ist äusserst angenehm. Ich fühle mich nicht mehr wie besagter Wolf, sondern eher wie ein Pudel. Ein Pudel, der wohlig-warm am Kaminfeuer döst und ab und zu nach draussen zottelt, um witternd die Schnauze in den Wind zu strecken. Vielleicht liegt ja ein interessanter Duft in der Luft. Der eines Labradors zum Beispiel, der in der Nähe um die Häuser zieht und den kennen zu lernen sich lohnen würde. Und wenn nicht? Ganz einfach: Dann tolle ich über grüne Wiesen, schnüffle an Blumen und jage einem roten Ball nach. Das macht auch Spass.
Nebst der Liebe gibt es noch sehr viele andere Aspekte menschlichen Lebens, die das irdische Dasein wertvoll und spannend machen.
Weniger Schwarz-Weiss Was ich damit sagen will: Nebst der Liebe gibt es noch sehr viele andere Aspekte menschlichen Lebens, die das irdische Dasein wertvoll und spannend machen. Das ist sicher nicht die neuste und sensationsträchtigste Information aller Zeiten. Aber durchaus ein Gedanke, den man sich mal wieder ins Bewusstsein rufen darf. Genauso wie den Gedanken, dass nirgends festgeschrieben steht, man müsse entweder in einer «klassischen Beziehung» oder ein «klassischer Single» sein. Der Variationen und Spielarten zwischenmenschlicher Beziehungsgestaltung gibt es viele – eine Tatsache, von der gerade Homosexuelle immer wieder Gebrauch machen. Seien es offene oder polyamore Beziehungen, seien es der Kontakt zu Freunden «mit gewissen Vorzügen» oder das Leben als sogenannter «Mingle» – die menschlichen Bedürfnisse nach Vertrautheit, Sex, Zuneigung und Nähe können auf verschiedenste Arten gedeckt werden.
Dementsprechend sollte man versuchen, sich in Bezug auf die Beziehungsthematik zu entspannen, sich von Erwartungshaltungen zu lösen, und nicht ständig davon ausgehen, dass das Gras auf der anderen Seite grüner ist. Als Single ist man weder dauertraurig, noch hat man immer nur Spass. Natürlich kommt der einsame, kalte Winterabend, an dem man sich einen Partner wünscht. Oder der trübe «Sonntag danach», wenn die Partyeuphorie verebbt ist, die Kopfschmerzen in den Schläfen pochen und die «Eroberung» des Vorabends soeben die Wohnung verlassen hat. Doch in diesen Momenten sollte man nicht vergessen, dass eben auch in einer Beziehung nicht alles nur rosig ist. Das bestätigen unter anderem die Scheidungsstatistiken. Oder der oft gehörte Satz, Beziehungen seien «harte Arbeit». Dass diese lohnenswert sein und die schönsten Früchte tragen kann, versteht sich von selbst. Doch kann es auch passieren, dass ein einziger Sturm die ganze Ernte zerstört.
«Allein», nicht einsam Auf einen ganz zentralen Punkt sei hier noch hingewiesen: «Die soziale Familie ist für Singles enorm wichtig, und immer wieder stelle ich fest, dass viele ihre Kontakte intensiv pflegen», sagt Sylvia Locher von Pro Single Schweiz. Das sei auch richtig so, um ein vitales Beziehungsnetz müsse man sich schon in jungen Jahren kümmern. «Und man muss den Wert von Freundschaften erkennen und als bedeutenden Bestandteil des Lebens würdigen.» Von der Wichtigkeit dieser Beziehungspflege ist auch Single- und Paarberater Eric Hegmann überzeugt, gerade auch für Homosexuelle. «Viele schwule Männer bauen sich über die Jahre eine Ersatzfamilie auf, die ihnen zur Seite steht – das tut gut.» So verfügten viele Schwule über ein grosses soziales Netz, das Austausch und Nähe ermögliche. Ein Netz, das für einen wichtigen Unterschied sorgen kann: Den Unterschied zwischen partnerlos und einsam sein.
In diesem Sinne: Etwas weniger Wolf, etwas mehr Pudel! Dann wird Singlesein einfach zu einer von vielen schönen Arten, zu leben. Nicht mehr und nicht weniger. Und was Helen angeht: Die etwas gar vielen plumpen Anmachsprüche in ihrem Posteingang sowie ein mässiges erstes Date haben ihre anfängliche Tinder-Euphorie bis auf Weiteres gedämpft. Sie nimmt es gelassen – und hat sich zu mir vor den Kamin gesellt.
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