in

Matthew Mitcham: «Versuchte mir das Schwulsein abzutrainieren»

Der Australier war der erste offen schwule Athlet, der olympisches Gold gewann

Matthew Mitcham
Matthew Mitcham

Sein bislang grösster Erfolg ist der Olympiasieg im 10-m-Turmspringen bei den Spielen in Peking 2008. Nicht nur sportlich – denn Matthew Mitcham war damals der erste offen schwule Athlet, der olympisches Gold holte. Sein Weg zur Akzeptanz seiner selbst war lang und hart.

Der Australier hat seine Sportkarriere inzwischen beendet. Gegenüber BBC Sport erzählte Matthew Mitcham jetzt, wie er als Kind versucht habe, «sich das Schwulsein abzutrainieren».

Olympisches Gold sei das «extremste natürliche Hoch, das man jemals erleben können», sagt Matthew Mitcham. Deshalb sei er drogenabhängig geworden. Im Januar feierte er kürzlich, seit fünf Jahren frei zu sein vom täglichen Drogen- und Alkoholkonsum, der ihn immer wieder auch zu Suizid-Gedanken veranlasste.

Seine Kindheit war herausfordernd, erzählt Mitcham. Er sehnte sich danach, der hemischen «Vernachlässigung» in Brisbane zu entkommen – seine Mutter hatte mit psychischen Problemen zu kämpfen. Schon in jungen Jahren erkannte er, dass er auf Jungs stand, aber Druck und Mobbing durch die Gesellschaft und seine katholische Klostergrundschule sorgten dafür, dass er sich für seine Sexualität «schämte».


Neuer Regenbogenweg in Sydney feiert die Eheöffnung

«Ich hatte solche Angst davor, dass ich tatsächlich ein Gummiband um mein Handgelenk band und jedes Mal, wenn ich einen schwulen Gedanken hatte, liess ich es zuschnappen, um Schmerz und Leiden mit dem Schwulsein zu verknüpfen. Um es mir selbst abzutrainieren», erzählt er BBC Sport.

Das Tauchen habe ihm geholfen, den Schmerz zu überwinden und seine Gefühle für sich zu behalten, aber das frustrierte ihn bald. Weil er nicht authentisch sein konnte. Als Teenager hatte er deswegen psychische Probleme und verletzte sich selber. Mit 18 Jahren hörte er mit dem Tauchen auf, stellte jedoch bald fest, dass er den Sport vermisste. Ein gutes Jahr vor Peking fing er wieder an zu trainieren.

Kurz vor den Olympischen Spielen in Peking erwähnte Matthew Mitcham in einem Interview, dass er mit seinem Freund zusammenlebte. Er hatte zwar Angst, stimmte der Veröffentlichung aber zu. Es war die richtige Entscheidung. «Die Resonanz war fantastisch und ich habe diese enorme bunte weltweite Community gewonnen. Es ist ehrlich gesagt die beste Entscheidung, die ich je getroffen habe.»


Als er dann noch Olympiasieger wurde, fügte er hinzu: «Seither gab es andere olympische Goldmedaillengewinner, aber niemand wird jemals die Tatsache wegnehmen können, dass ich der erste offen schwule Olympiasieger war. Es war das erstaunlichste Gefühl und meine stolzeste Leistung.»

Australier gründet die «World Gay Boxing Championships»

Heute ist der ehemalige Athletglücklich mit seinem Mann verheiratet und hat mit 32 Jahren längst seinen Frieden mit seiner unruhigen Vergangenheit gemacht. Ende 2020 wurde er in die Sport Australia Hall of Fame aufgenommen, wie stolz bei Instagram berichtete.

2014 gewann der Ski-Athlet Gus Kenworthy in Russland olympisches Silber, entschied sich aber erst später, sich zu outen – MANNSCHAFT berichtete.

Die Redaktion der 11 Freunde hat kürzlich über 800 Fussballer*innen zusammengetrommelt, die sich gegen Homophobie stark machen und schwulen Kickern Mut machen, sich zu outen (MANNSCHAFT berichtete).


Love Victor

Die Serie «Love, Victor» feiert «Pride in Reinform»

trans doku netflix

«Wunder» mit 48? Laverne Cox hat als schwarze trans Frau die Liebe gefunden