Masha Gessen in Russland zu 8 Jahren Haft verurteilt

Masha Gessen (Foto: Jan Woitas/dpa-Zentralbild/dpa)
Masha Gessen (Foto: Jan Woitas/dpa-Zentralbild/dpa)

Wegen angeblicher Verbreitung von Falschinformationen über das russische Militär: Masha Gessen, US-russische Journalist*in und LGBTIQ-Aktivist*in, wurde von einem russischen Gericht in Abwesenheit zu acht Jahren Haft verurteilt.

Masha Gessen hatte über Gräueltaten in der ukrainischen Stadt Butscha berichtet. Die russische Armee wird beschuldigt, bei dem Rückzug aus dem Ort Hunderte Zivilist*innen getötet zu haben. Dies weist Russland zurück. Putin hatte eine unabhängige Berichterstattung über den Ukraine-Krieg verboten und Kritik an den Streitkräften untersagt.

Masha Gessen, nicht-binär, war Ende 2023 in Bremen mit dem Hannah-Arendt-Preis für politisches Denken ausgezeichnet werden. Zuvor hatte es Kritk an der Verleihung gegeben

Die Deutsch-Israelische Gesellschaft (DIG) Bremen hatte Äusserungen von Gessen in einem Artikel im amerikanischen Magazin The New Yorker kritisiert. Befremdlich sei vor allem ein Vergleich von Gaza mit einem Ghetto in einem von Nationalsozialisten besetzten osteuropäischem Land. Es stehe Gessen frei, solche Auffassungen zu vertreten, hiess es in einem Brief der DIG. «Aber Masha Gessen sollte mit ihren Ansichten nicht mit einem Preis geehrt werden, mit dem der jüdischen Philosophin Hannah Arendt gedacht werden soll.»

Der mit 10’000 Euro dotierte Preis soll Menschen ehren, die in der Tradition Arendts zu öffentlichem politischem Denken und Handeln beitragen. Über die Vergabe entscheidet den Angaben nach eine unabhängige, internationale Jury. Vergeben wird der Preis von einem Trägerverein, der Bremer Regierung und den Heinrich-Böll-Stiftungen in Berlin und Bremen.

Gessen identifiziert sich als nicht-binär und gehört der Jury zufolge zu den mutigsten Chronist*innen der Zeit, wie es nach Bekanntgabe der Entscheidung Anfang August hiess. Gessens Bücher, Essays und Präsenz öffneten neue Sichtweisen, die hälfen, eine Welt im beschleunigten Wandel zu verstehen, teilte der Trägerverein des Preises damals mit. Gessen, 1967 in Moskau geboren, schreibt über politische Strömungen und Konflikte in der US-amerikanischen und der russischen Gesellschaft. Gessen lebt in New York City.

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