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Neuer kritisiert WM-Botschafter: «Viel Power» durch One-Love-Binde

Hitzlsperger hat derweil erklärt, er würde sich über Coming-outs in Katar freuen

Manuel Neuer
Manuel Neuer 2021 nach der Partie gegen England (Foto: Christian Charisius/dpa)

Nationalmannschaftskapitän Manuel Neuer hat die homophoben Äusserungen des katarischen WM-Botschafters als inakzeptabel kritisiert.

«Das passt keineswegs in unser Weltbild, was wir haben», sagte der Torwart des FC Bayern am Mittwoch in München bei der Übergabe der neuen Vereinsdienstwagen. «Das ist inakzeptabel und sehr traurig, so was zu hören.»

Neuer soll nach jetzigem Stand bei der WM in Katar eine «One Love»-Kapitänsbinde tragen. «Wir hoffen natürlich, dass wir durch die One-Love-Binde viel Power platzieren können mit anderen Nationen zusammen», sagte der 36-Jährige.

Der DFB hatte Ende September die gemeinsame Aktion mit anderen Topnationen angekündigt. Auf der mehrfarbigen Kapitänsbinde steht «One Love». Kritik war an der Farbgebung aufgekommen, weil diese nicht die Regenbogenflagge darstellt. Eine solche Kapitänsbinde hatte Neuer während der EM 2021 getragen.


Schon vor dem deutschen Nationaltorwart hatten etwa Nationalspieler Leon Goretzka und Münchens Sportvorstand Hasan Salihamidzic die Äusserungen eines katarischen WM-Botschafters scharf kritisiert. Auslöser des Wirbels waren Aussagen von Khalid Salman, der zu den offiziellen Botschaftern des am 20. November in Katar beginnenden Turniers zählt. Er hatte in einer ZDF-Doku gesagt, dass Schwulsein verboten sei, weil es ein geistiger Schaden sei (MANNSCHAFT berichtete).

Derweil erklärte Thomas Hitzlsperger zum Thema Coming-outs in Katar: «Ich fände es toll, wenn es einer machen würde. Ich würde es aber nicht fordern», so der Ex-Nationalspieler im Gespräch mit der Wochenzeitung Zeit. Allerdings sei eine WM für solch einen Schritt «womöglich nicht der beste Moment.» Die Spieler führen dorthin, «um Topleistung zu bringen.»

Hitzlsperger weiter: «Ein Coming-out wäre, ich weiss das ja, eine maximale Ablenkung. Da sucht man sich vielleicht einen anderen Zeitpunkt aus“, sagt Hitzlsperger. Durch die jüngsten Äusserungen des katarischen WM-Botschafters, wonach Homosexualität ein „geistiger Schaden» sei, könnten sich Spieler sowohl eingeschüchtert «oder auch zu einem Coming-out herausgefordert fühlen“, so Hitzlsperger.


Der Mann braucht dringend einen Volkshochschwulkurs!

In dem Gespräch äussert sich Hitzlsperger auch kritisch zur Vergabe der WM nach Katar: „Die Fifa ist das Grundproblem. Sie hat Katar bestellt, sie hat Katar bekommen und wundert sich nun über die Kritik. Und sie hat es sich richtig was kosten lassen. Wenn im Rahmen der FIFA-PR berühmte Ex-Fussballer wie David Beckham für Honorare in Millionenhöhe zusammen mit FIFA-Chef Gianni Infantino durch die Welt reisen, um den Leuten zu erklären, wie toll das alles war und ist in Katar, dann ist das obszön», so Hitzlsperger.

Auch Olivia Jones verurteilt die Aussagen aus Katar: «Der Mann braucht dringend einen Volkshochschwulkurs. Ich gebe gerne Nachhilfe», so Jones am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur in Hamburg.


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