«Mal ehrlich: Wer rollt nicht gerne im Heu herum?»
Der RTL-Sendung «Bauer sucht Frau» gehen offenbar die schwulen Landwirte aus - hier sind sie!
Die Bauern von heute seien moderner als früher, findet die Moderatorin von «Bauer sucht Frau». Für ihre Sendung wünscht sich Inka Bause mehr schwule Landwirte.
Vor 15 Jahren sei sie in der Sendung oft noch Bauern begegnet, bei denen sie gedacht habe: «Oh Gott, sind die eigentlich schon irgendwann einmal in ihrem Leben vom Hof gekommen?», erzählt Inka Bause im Interview mit spot on news, wie RTL berichtet. Heute seien die Bauern aber weit moderner und auch in sozialen Medien unterwegs.
In der Sendung mangele es aber an Diversität: «Natürlich würde ich mich auch über mehr Bewerbungen von Homosexuellen und Transgender freuen», erklärt sie im Interview, wie RTL berichtet. Doch noch heute würde das ländliche Umfeld anders denken, als das städtische. «Vermutlich ist es schwierig, nach der Sendung mit den Auswirkungen des leider manchmal nicht so toleranten Deutschlands auszukommen und auf dem Land weiterzuleben», so Bause.
Die Gesellschaft sei halt nicht so aufgeschlossen und modern, wie wir es in den Medien propagiert werde und in der Grossstadt sicher Realität sei. Gegenüber dem Reaktionsnetzwerk Deutschland sprach sie von einer «neuen Spiessbürgerlichkeit».
Gut, in ihre Sendung mögen die schwule Bauern vielleicht nicht (mehr) gehen, aber wir haben etliche gefunden: In der aktuellen MANNSCHAFT porträtieren wir Landwirte aus den Niederlanden, der Schweiz und aus Deutschland.
Jan und John etwa, die sich sich nicht gross von anderen Männerpaaren unterscheiden, ausser dass sie nach einer durchgefeierten Nacht erst einmal die 95 Kühe melken müssen. Kürzlich ist John im Hof von Jans Eltern in der Nähe von Amsterdam eingezogen, gemeinsam treten sie die Betriebsnachfolge an. Der hauseigene Gouda hat neulich einen Preis gewonnen und kann im Hofladen erworben werden. «Es sind wir LGBTIQ-Menschen, die glauben, dass unsere Identität mit der Landwirtschaft nicht vereinbar ist.»
Marjanco übernahm vor fünf Jahren den väterlichen Hof seines Partners, der in der IT-Branche arbeitet. Der Biobauernhof im Kanton Freiburg hat sich auf Gourmet-Rindfleisch spezialisiert. Nachhaltigkeit wird grossgeschrieben, auf dem Grundstück stehen Solarzellen und ein Tesla.
Wegen seiner unkonventionellen Methoden spürt der Quereinsteiger den Neid der Nachbarn, nicht zuletzt auch, weil sein Partner gut verdient. «Mein Schwiegervater sagt mir, dass sie uns nicht als richtige Bauern bezeichnen. Doch das ist mir egal.»
Den 150-Hektar-Hof, den Andreas in Mühlingen im Kreis Konstanz betreibt, gibt es seit dem 14. Jahrhundert. Seit 120 Jahren betreibt ihn seine Familie; seit 2012 ist er der Chef. Aus der Milch seiner 140 Kühe stellt er unter anderem Speiseeis her, neben Vanille und Schoko auch exotische Sorten wie Speck-Zwiebel. Andreas war mal mit einer Frau verheiratet, heute liebt er zwei Männer. Klar war sein Coming-out auf dem Dorf ein Thema. Aber was solls. «Auf dem Land wird immer geredet.»
Und dann ist da noch Jeff, unser Cover-Model. Er gründete seinen Hof selbst. Auf drei Hektaren Land hält er ungarische Mangalica-Schweine, Kaninchen und Schafe sowie Lege- und Masthühner. Als schwuler Bauer fällt Jeff das Dating nicht einfach. «Die Realität des Bauernalltags ist nicht für jedermann, und die Community romantisiert meinen Beruf gerne», sagt er (MANNSCHAFT berichtete). Und fügt zwinkernd hinzu: «Aber seien wir ehrlich: Wer rollt schon nicht gerne im Heu herum?»
Noch mehr schwule Landwirte findest Du im Oktober-Heft der MANNSCHAFT. Hier geht es zum Abo Deutschland und hier zum Abo Schweiz.
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