Lucas Krzikalla: «Hätte ich mich schon eher outen sollen?»
Ein gutes halbes Jahr ist es her
Der Leipziger Handballer Lucas Krzikalla hat sich im vergangenen Jahr als schwul geoutet. Mittlerweile fühlt er sich angekommen.
Mitte Juli findet der CSD Leipzig statt, mit Lucas Krzikalla als Botschafter (MANNSCHAFT berichtete). Und am Donnerstag wurde auch der neu beklebte Airbus A300 von DHL Express präsentiert, der in den kommenden Monaten mit auffälliger Regenbogenflosse zu Zielen in ganz Europa unterwegs ist, präsentiert – mit Krzikalla als Botschafter. Läuft also für den 29-Jährigen.
«Als ich meinen Eltern und meinem Bruder damals gesagt habe, dass ich schwul bin, waren wir uns einig, dass ich es im Handball erst einmal nicht erzählen kann», berichtet der Rechtsaussen, der seit 2012 für Bundesligist SC DHfK Leipzig spielt, in der aktuellen Ausgabe des Magazins Bock auf Handball. Fast neun Jahre ist das mittlerweile her, seither habe sich einiges verändert. «Es hat einen totalen Wandel gegeben», sagt Krzikalla.
Bereits vor seinem öffentlichen Coming-out im Oktober 2022 (MANNSCHAFT berichtete) wussten seine Mannschaftskollegen, dass er schwul ist, ohne dass er es irgendwie gross verkündet hätte. «Es hat sich nebenbei eingeschlichen, weil mein Freund irgendwann einfach dabei war», blickt er zurück. Probleme habe es keine gegeben.
Die Whatsapp-Gruppe der Spielerfrauen wurde in «Familiengruppe» umbenannt, sein Freund Chris, mit dem er inzwischen seit drei Jahren zusammen ist, wurde Teil der Leipziger Familie. Irgendwann war das allerdings nicht mehr genug. «Ich hatte die Geheimnistuerei satt», sagt Krzikalla. «Mein Freund hat es nicht verdient, dass ich ihn verstecke. Ich bin so froh, das er das überhaupt so lange mitgemacht hat.»
Ich hatte die Geheimnistuerei satt
Der 29-Jährige war damit der erste, der sich als aktiver Spieler im Mannschaftssport in Deutschland geoutet hat. Zuvor war ein Blick ins Ausland nötig, wo der Norweger Ola Hoftun Lillelien als erster Handballer bekannt gab, schwul zu sein (MANNSCHAFT berichtete).
«Ich fand es immer schön, wenn Sportler ausserhalb Deutschlands ihr Coming-out hatten, denn ich hatte sonst niemanden zur Orientierung», sagte Krzikalla, dessen Vorbild der Schweizer Basketballer Marco Lehmann (MANNSCHAFT berichtete) gewesen ist. «Ich glaube, dass der Männersport noch oft von hetero-normativen Vorurteilen belastet ist. Ich würde mir wünschen, dass Homosexualität wie im Frauensport Normalität wird – und wollte mit meinem Coming-out ein Zeichen setzen.»
Die Reaktionen seien durchgehend positiv gewesen. Als «bemerkenswert» lobte beispielsweise Nationalmannschaftskapitän Johannes Golla den Schritt, auch seine einstigen Vorbilder Stefan Kretzschmar und Hans Lindberg schicktem ihm befürwortenden Nachrichten. Die Unterstützung der Fans hält weiter an. «Manchmal frage ich mich, ob ich diesen Schritt nicht schon eher hätte machen sollen. Aber alles braucht seine Zeit», gibt Krzikalla zu bedenken.
Er ist mittlerweile angekommen. In der Familie, im Verein und nicht zuletzt bei sich selbst. Zwei Ziele habe er aber noch: Zum einen möchte er mit Leipzig den Sprung ins internationale Geschäft schaffen. Zum anderen wäre da das Heiraten – irgendwann, vielleicht.
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