«Looking»: Team Kevin meldet sich zu Wort
Bald gehts weiter mit dem Film «Looking», der die gleichnamige HBO-Serie zum Abschluss bringen soll. In der letzten Staffel fühlte sich der Protagonist Patrick (Jonathan Groff) zwischen Kevin (Russell Tovey) und Richie (Raúl Castillo) hin- und hergerissen. Ob er sich nun für einen der beiden entscheidet? Die Fans sind sich nicht einig. Hören wir zuerst die Argumente von Team Kevin, dann Team Richie! Text: Greg Zwygart
Nerds können unheimlich attraktiv sein, vor allem wenn sie Computerspiele entwickeln, Wollpullover mit Bulldoggen-Motiv tragen und spitzbübische Segelohren haben wie Kevin. Was als heisse Büroaffäre mit dem Chef begann, hat sich für Patrick im Laufe der zwei Staffeln zu einer ernsten Beziehung entwickelt. Sie können die Finger nicht voneinander lassen, sind leidenschaftliche Gamer und haben denselben Sinn für Humor. Die beiden erfüllen sich sogar einen Jugendtraum und entwickeln gemeinsam ein Computerspiel, das sie im Partnerlook an einer Messe für schwule Gamer präsentieren. Nerdalarm! Wenn zwei Menschen füreinander geschaffen sind, dann sind es die beiden.
Mit Kevin hat Patrick einen reifen Mann an seiner Seite, der mit seiner britischen Gelassenheit einen Gegenpol zu seinen neurotischen Ängsten setzt. Dagegen ist der überempfindliche Richie, der jedes Wort auf die Goldwaage legt und dabei keinen Humor an den Tag legt, keine gute Ergänzung für Patrick – der Schussel, der immer wieder in Fettnäpfchen tritt und die Zuschauer mit falschen Worten zum falschen Zeitpunkt zum Fremdschämen bringt. Hat Richie mehr zu bieten als den Latinolook, die flauschigen Brusthaare und die traurigen Hundeaugen? Kaum. Er ist nachtragend, kitschig und charakterlich etwa so interessant wie ein altes Stück Brot. Unverzeihlich ist die Szene, in der Richie mit Patrick einen Joint rauchen will, bevor er ihn an die Hochzeit seiner Schwester begleitet. Als Patrick ablehnt (wer will schon bekifft seinen verklemmten Eltern den Freund vorstellen, dazu noch an der Hochzeit ihrer Tochter?), tickt Richie aus und lässt ihn sitzen. Das Ganze sei «zu früh». Als hätte ihm das nicht früher in den Sinn kommen können. Wer sich Hals über Kopf verliebt, kennt kein «zu früh». Habe ich überempfindlich schon erwähnt?
Kevin hat seinen Freund über längere Zeit mit Patrick betrogen. Es ist der wohl schönste Liebesbeweis der ganzen Serie, dass er endlich einen Schlussstrich zieht und Patrick vom schmuddeligen Bürogeheimnis zum offiziellen Freund macht. Doch Kevin ist auch nicht ganz fehlerfrei. Er eröffnet Patrick den Wunsch, die Beziehung zu öffnen ausgerechnet dann, als dieser bei ihm einzieht. Schlechtes Timing. Einerseits ist es löblich, dass Kevin mit Patrick nicht dieselben Fehler machen will wie mit seinem Exfreund. Andererseits wäre es falsch, wenn Patrick gegen seinen Willen einer Öffnung der Beziehung zustimmt. Für ihn ist es jedoch höchste Zeit, erwachsen zu werden. Patrick, der es nie geschafft hat, länger als fünf Monate einen Freund zu haben, muss von seiner heteronormativen Märchenvorstellung einer perfekten Beziehung wegkommen. Diese mag durchaus zutreffen, wenn man sich verliebt und auf Wolke Sieben schwebt. Zu einer harmonischen, langfristigen Beziehung gehören aber Rücksicht, Verständnis und manchmal eben auch Kompromisse. Ist der Wunsch einer offenen Beziehung Grund genug, um einem sonst idealen Partner den Laufpass zu geben? Wie weiss Patrick, dass er nach vielen Jahren monogamer Beziehung nicht auch so entscheiden würde?
Na, was solls denn sein, lieber Patrick: weinerliches Geplänkel mit Richie, eine ehrliche Beziehung mit Kevin oder bist du doch lieber Single? Der Film wirds zeigen. Für mich ist klar: Team Kevin, all the way.
Der «Looking»-Film feiert am 23. Juli Premiere auf HBO und HBO Now.
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