LGBTIQ-freundlicher Gabriel Boric wird Präsident von Chile
Sein Rivale erkennt seine Niederlage an
Der frühere Studentenführer Gabriel Boric ist mit 35 Jahren zum neuen Präsidenten Chiles gewählt worden.
Der für das linke Wahlbündnis «Apruebo Dignidad» (Ich stimme der Würde zu) angetretene Kandidat kam in der Stichwahl am Sonntag nach Auszählung von 99,5 Prozent der Stimmen auf 55,9 Prozent. Sein rechtsgerichteter Rivale José Antonio Kast, dessen Familie deutsche Wurzeln hat, erhielt 44,1 Prozent und erkannte seine Niederlage an: «Ich habe gerade mit Gabriel Boric gesprochen und ihn zu seinem grossen Triumph beglückwünscht», schrieb Kast auf Twitter. «Ab heute ist er der gewählte Präsident Chiles.»
Die Wahl galt aufgrund der gewaltigen politischen Kluft zwischen beiden Kandidaten als Weichenstellung, vielen sogar als wichtigste Wahl seit Chiles Rückkehr zur Demokratie 1990. Boric hatte 2011 die Studentenproteste in Chile angeführt und im ersten Wahlgang vor vier Wochen knapp hinter Kast Platz zwei belegt. Jüngste Umfragen sahen ihn jedoch leicht vor dem 55-Jährigen von der Republikanischen Partei.
Boric hat ein öffentliches Bildungswesen und bessere Gesundheitsversorgung versprochen, setzt sich ausserdem für die Rechte von Migrant*innen, Indigenen und LGBTIQ ein. In Chile ist kürzlich erst die Ehe für alle beschlossen worden (MANNSCHAFT berichtete).
Kast hingegen hatte seinen Wählern Steuersenkungen, einen Grenzgraben gegen illegale Einwanderung und hartes Vorgehen gegen Kriminelle in Aussicht gestellt. Der neunfache Vater und strenggläubige Katholik gilt als Sympathisant des früheren Diktators Augusto Pinochet.
Insgesamt waren in dem südamerikanischen Land rund 15 Millionen Menschen wahlberechtigt. Die Wahlbeteiligung lag bei 55 Prozent. Der Amtsantritt des neuen Staatschefs ist für März vorgesehen.
Chile gilt als leuchtendes Beispiel in der Region. Das Land hat das höchste Pro-Kopf-Einkommen in Südamerika, die Armut konnte in den vergangenen Jahrzehnten deutlich gesenkt werden. Probleme bereitet vielen Menschen aber nach wie vor die grosse soziale Ungleichheit. Weite Teile des Gesundheits- und Bildungswesens sind privatisiert, immer mehr Chilen*innen fühlen sich abgehängt vom privilegierteren Teil der Gesellschaft.
Trotz fortschrittlichen Entwicklungen in den lateinamerikanischen Ländern geniesst die Katholische Kirche nach wie vor einen grossen Einfluss. 2004 führte Chile die Scheidung ein – als letztes Land auf dem Kontinent.
Bei den 2022 stattfindenden Wahlen in Brasilien wird Präsident Bolsonaro von dem schwulen Gouverneur Eduardo Leite herausgefordert (MANNSCHAFT berichtete).
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