LGBTIQ Anliegen als Chefsache: Dieter Reiter erhält Tolerantia Award
Auch Aktivist*innen aus Polen, Frankreich und Nordirland werden geehrt
Die europäischen Tolerantia Awards werden an diesem Freitag zum 16. Mal als Gemeinschaftspreis der Organisationen Maneo (Deutschland), SOS homophobie (Frankreich), Lambda-Warszawa (Polen) und The Rainbow Project (Nordirland) vergeben.
Geehrt werden in diesem Jahr: Deutschland: Dieter Reiter, Oberbürgermeister der Stadt München, für Frankreich: Elise Goldfarb & Julia Layani, LGBTIQ Aktivistinnen und Podcasterinnen, für Polen: Katarzyna Augustynek, LGBTIQ Aktivistin und für Nordirland: Les Allamby, ehem. Hochkommissar der Human Rights Commission (HRC).
Begründung der Maneo-Jury zur Ehrung von Dieter Reiter: «Im letzten Jahr hat der Oberbürgermeister die Anliegen der LGBTIQ-Personen in München zur Chefsache erklärt und die Koodinierungsstelle zur Gleichstellung von LGBTIQ als persönliche Stabsstelle direkt bei sich angesiedelt. Das ist mehr als nur Symbolpolitik. Dieser Schritt bedeutet, dass die Anliegen einer Minderheit tatsächlich ernst genommen werden – auch auf einer alltäglichen, meist nur wenig Aufmerksamkeit erregenden Ebene.»
Der SPD-Politiker scheute aber auch nicht davor zurück, auf der grossen Bühne Position zu beziehen, so die Jury: Im Juni dieses Jahres hat er sich persönlich an den europäischen Fussballverband UEFA und den Deutschen Fussballbund (DFB) gewandt und von beiden gefordert, nachdrücklich und sichtbar für Toleranz und Gleichstellung einzustehen, ein sichtbares Signal zu setzen und beim EM-Gruppenspiel Deutschland gegen Ungarn am 23. Juni eine Beleuchtung der Allianz Arena in Regenbogenfarben zu ermöglichen (MANNSCHAFT berichtete).
Als Oberbürgermeister musste er zwar die von den Verbänden gesetzten Regeln akzeptieren, doch liess er es sich nicht nehmen, das Gewicht seines Amtes in die Waagschale zu werfen in einer Debatte, die international für Aufsehen sorgte und sehr viele Menschen beschäftigt hat.
Weiter heisst es in der Jury-Begründung: Dieter Reiter hat sich in dieser Debatte auf die richtige Seite gestellt, nämlich auf die der Minderheiten. Und in diesem Zusammenhang hat er auch selbst noch einmal darauf hingewiesen, dass das ungarische Parlament durch mehrere Gesetzesänderungen am 15. Juni nicht nur die Rechte von LGBTIQ beschränkt hat, sondern dass diese Entscheidung «gegen die EU-Grundrechtecharta, die UN-Kinderrechtskonvention, die Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte» verstösst.
Der ungarische Ministerpräsident Victor Orbán hatte im Lauf der Auseinandersetzungen um die Stadion-Beleuchtung seinen Besuch in München abgesagt. «Für alle anderen Menschen aber war das Wort des Oberbürgermeisters eine Einladung, in die Stadt München zu kommen. Entweder um dort zu leben oder um sie zu besuchen. Denn dort kann man sich frei fühlen», so die Jury.
Wegen der andauernden Corona-Pandemie kann die Preisübergabe nicht im Rahmen einer Zeremonie stattfinden, die ursprünglich im Oktober in Warschau geplant war. Die Preise werden in diesem Jahr im Rahmen einer online-Übertragung am Freitagabend.
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