«LGBT-freie Zone» – Sticker-Aktion in Polen leicht entschärft
Der Text wurde nach Kritik an der Aktion leicht abgewandelt in «LGBT-Ideologie-freie Zone»
An diesem Mittwoch wird in Polen der Hass gegen LGBTIQ mit Aufklebern geschürt: Ein rechtes Magazin verteilt sie. Darauf steht «LGBT-Ideologie-freie Zone». Man hat den Text nach Kritik an der Aktion leicht entschärft. Dort sollte eigentlich stehen: «LGBT-freie Zone».
Vergangenen Samstag fand die erste Gay Pride in der polnischen Stadt Bialystok im Nordosten des Landes statt – und wurde von Gewalt überschattet. Eine Gruppe von Hooligans attackierte die rund 800 Teilnehmer*innen der Demo mit Eiern, Steinen, Böllern und Flaschen, teilte die Polizei mit. Auch Beamten, die die Parade absicherten, wurden angegriffen. Am Ende des Tages sprachen die Behörden von 25 Festnahmen.
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Ganze drei Tage später, am Dienstag, erklärte Ministerpräsident Mateusz Jakub Morawiecki: In Polen gebe es «Platz für jeden», aber nicht für das hooliganhafte Verhalten, wie es am Samstag bei der Pride zu beobachten war.
Bei Twitter hatte die Ministerin für Innere Angelegenheiten Elżbieta Witek bereits am Montag klargestellt: «In Bezug auf die Vorfälle in Białystok möchte ich nochmals betonen, dass es keinen Konsens und keine Nachsicht für Menschen gibt, die gegen das Gesetz verstossen und die Rechte anderer verletzen. Die Polizei hat gestern nach intensiven Aktionen 25 Hooligans gestoppt.»
Solidarität mit LGBTIQ: Fehlanzeige. Zum Hintergrund der Gewalt oder darüber, wer zu den Protesten gegen die Pride aufgerufen hat – etwa die katholische Kirche -, vernahm man von der Ministerin nichts.
Robert Biedroń, schwuler Präsidentschaftsbewerber, hat für kommenden Samstag zu einem Marsch gegen Gewalt aufgerufen. Gegenüber der Tagesschau sagte er am Dienstag: «Es ist ein merkwürdiges Gefühl, dass in meinen Land, das ich innig liebe, ich mich auch als öfffentliche Person nicht sicher fühlen kann.»
Verteidigung der Pressefreiheit? Das Wochenmagazin Gazeta Polska verteilt nun Aufkleber, die Stimmung gegen LGBTIQ machen. Der Chefredakteur Tomasz Sakiewicz verteidigte das Vorhaben gegenüber Tagesschau als Aktion zur Verteidigung der Pressefreiheit. Er möchte sich und jenen, die andere Ansichten hätten als die LGBTIQ-Community, den Mund nicht verbieten lassen, erklärte er. Auch die Toleranz gegenüber Katholiken sehe er gefährdet.
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Auch von politischer Seite wird der Hass auf LGBTIQ regelmässig befeuert. Regionalparlamente sowie Kreistage und Magistrate, in denen die homofeindliche PiS-Partei das Sagen hat, verabschieden immer wieder Resolutionen gegen «Homo-Propaganda». So auch der Kreistag in Świdnik östlich von Lublin Ende März 2019: Der Landkreis werde «frei von LGBT-Ideologie» bleiben, hiess es in dem Beschluss: Radikale Aktivisten würden eine «Kulturrevolution» in Polen anstreben und den Wert der Familie in Frage stellen.
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