Muss Harry Styles in Neuseeland seine sexuelle Orientierung verraten?
Der Superstar muss intime Fragen offiziell beantworten
Über die Sexualität des britischen Popsängers und Schauspielers wird schon lange spekuliert, zuletzt gab’s sogar Vorwürfe wegen «Queerbaiting» (MANNSCHAFT berichtete). Nun könnte Harry Styles von Staatsseite gezwungen sein, konkreter zu werden.
In Neuseeland müssen die Bürger*innen alle fünf Jahre an einer Volkszählung teilnehmen. Diese betrifft nicht nur die Einwohner*innen des Landes, sondern alle – Urlauber, Geschäftsreisende usw. –, die sich am entsprechenden Tag in Neuseeland aufhalten. Sie müssen sich Fragen zu ihrer Person gefallen lassen.
Styles gibt am Volkszählungsabend ein Konzert in Auckland, der grössten Stadt Neuseelands.
Der Zensus im Fünfjahresturnus wird nicht nur durchgeführt, um die genaue Anzahl von Menschen im Land zu bestimmen, es geht auch um Aspekte des Alltags und Zusammenlebens, die der Staat besser verstehen will. Weswegen Fragen zur Bevölkerungsdemografie, ethnischen Zugehörigkeit, zu Einkommen, Arbeit, Geschlecht und eben auch sexueller Identität gestellt werden.
«Betrifft auch ehemalige Mitglieder von One Direction» Styles muss laut geltendem Gesetz diese Fragen ebenfalls schriftlich beantworten. Darauf machte das neuseeländische Magazin Coup De Main aufmerksam, als es der für die Volkszählung zuständigen Behörde auf Twitter die Frage stellte: «Muss Harry Styles die Volkszählung am 7. März auch mit dem Rest Neuseelands mitmachen?» Der Tweet wurde mit einem Foto garniert, auf dem man Styles mit weit aufgeknöpftem Hemd und mit Ketten um den Hals sieht, während er Autogramme gibt.
In einer Antwort bedankt sich die Behörde «für diese wichtige Frage» und schreibt: «Jeder, der sich in der Nacht der Volkszählung in Aotearoa / Neuseeland, aufhält, muss bei der Volkszählung gezählt werden.» Zur Erinnerung: Aotearoa ist die Maori-Bezeichnung für Neuseeland. Weiter heisst es von Behördenseite, das betreffe auch «ehemalige Mitglieder von One Direction», also die britische Boygroup, als deren Mitglied Styles einst berühmt wurde.
Die Behörde postete zusammen mit der Antwort das gleiche Foto wie Coup De Main, aber leicht bearbeitet: Auf dem neuen Foto ist ein gemaltes Zensus-Formular zu sehen, was den humorvollen Fake-Eindruck erweckt, Styles würde dieses gerade ausfüllen.
Der Behörden-Tweet wurde seither über 1‘300 Mal geliked und über 470 Mal geteilt, gesehen haben ihn laut Twitter-Statistik 150‘000 Menschen (zum Vergleich: den ursprünglichen Tweet von Coup De Main hatten nur 17‘400 Twitter-User*innen gesehen, Stand 2. März 2023).
Ein*e Twitter-Nutzer*in wollte in der sich entwickelnden Online-Diskussion wissen: «Wird es auch eine Frage in der Volkszählung dazu geben, wie grossartig Harry Styles ist, damit wir uns dieses Jahr einmal alle auf etwas einigen können?»
Geldstrafe bei falschen und unvollständigen Angaben Auch darauf antwortete Census NZ. Es werde zwar keine Frage zu diesem Thema geben, doch jede der Antworten könne «unsere eigene Grossartigkeit vermitteln», dazu gehöre auch die von Harry Styles. Sämtliche Antworten der Volkszählen würden allerdings vertraulich behandelt, betont die Behörde.
Sollte jemand nicht an der Volkszählung teilnehmen, Daten nicht preisgeben wollen oder falsche bzw. unvollständige Informationen liefern, muss diese Person mit einer Geldstrafe von 2000 Neuseeländischen Dollar rechnen (umgerechnet 1170 Schweizer Franken oder 1200 Euro).
Ob eine solche Geldstrafe Harry Styles – der ein geschätztes Vermögen von rund 120 Millionen US-Dollar hat – ernsthaft interessiert, sei dahingestellt. Und selbst wenn er die Fragen zu seiner Person vollumfänglich ausfüllen sollte, müsste schon jemand den entsprechenden Fragebogen stehlen, um an die anonymen Antworten zu kommen – und das wäre ein Straftatbestand.
Die erste offizielle Volkszählung in Neuseeland wurde 1851 durchgeführt. Seit 1877 findet sie alle fünf Jahre statt, wobei die Umfrage in Notsituationen auch abgesagt oder verschoben wurde, zum Beispiel 1941 während des Zweiten Weltkrieges oder 2011 nach dem schweren Erdbeben in Christchurch.
«Es fühlt sich so privat an» Obwohl ihn die Teilnahme an der neuseeländischen Volkszählung nur ein paar Minuten seiner Zeit kosten würde, ist die neuseeländische Aufgabe vermutlich angenehmer als das, was die Australier Styles kürzlich abverlangten. Zum Start seiner Australien-Tour in Perth brachten 30‘000 Fans den 29-Jährigen dazu, während eines Konzerts einen sogenannten «Shoey» zu vollführen – seinen Schuh auszuziehen und daraus Bier zu trinken. Das gilt als typisch australisches Trinkritual.
Styles zog in Perth entsprechend seine schwarzen Adidas-Sneaker aus und sagte, es handle sich um eine der «widerwärtigsten Traditionen aller Zeiten». Er fühlte sich, nach eigener Aussage, anschliessend «wie eine andere Person». Er schäme sich sogar, sagte er mit einem Lächeln, denn «es fühlt sich so privat an»: Es sei ein «unglaublich intimer Moment», den er da mit so vielen Menschen geteilt habe.
Sollte Styles den Zensus-Fragebogen ausfüllen und die Antworten je publik machen, wäre das gleichfalls ein unglaublich intimer Moment. Er würde die Diskussion darüber, wie queer Styles nun ist – oder nicht ist – garantiert neu befeuern. Und das Spiel mit öffentlicher Aufmerksamkeit beherrscht Styles perfekt.
Neuseelands Regierung hat unter Ministerpräsidentin Ardern 2022 sogenannte Koversionsbehandlungen bei LGBTIQ verboten (MANNSCHAFT berichtete).
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