Kleinstadt in den USA erkennt polyamouröse Partnerschaften an

Krankenversicherer dürften die Deckung mehrerer Partner*innen ablehnen

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Somerville im US-Bundesstaat Massachusetts sichert Beziehungen mit mehr als zwei Erwachsenen rechtlich ab. Dazu geführt hat die Corona-Pandemie. 

Am 25. Juni entschied sich der Stadtrat von Somerville zur Erweiterung der registrierten Partnerschaft von zwei auf mehrere Personen. Die Abstimmung war einstimmig, am 1. Juli unterzeichnete Bürgermeister Joseph Curatone das neue Gesetz. Somit können sich nicht nur polyamouröse Partnerschaften, sondern auch platonische Familienkonstellationen rechtlich absichern.

Die Gesetzesanpassungen waren minim und betrafen nur einzelne Wörter, die von der Einzahl in die Mehrzahl verändert wurden. «Seit jeher schon leben Menschen in Familien, die aus mehr als zwei Erwachsenen bestehen», sagte der Stadtrat J.T. Scott gemäss LGBTQ Nation. «Manchmal sind es zwei Schwestern oder eine Tante und ein Onkel, die zwei Kinder grossziehen, oder eine Tante und zwei Onkel.»

Die Nachfrage nach einer rechtlichen Absicherung für nicht-traditionelle Familienkonstellationen entwickelte sich erst während der Corona-Pandemie, als Personen versuchten, die Krankenversicherung ihrer Partnerin beziehungsweise ihres Partners geltend zu machen. Scott zufolge existieren in der rund 80’000-köpfigen Bevölkerung Somervilles rund zwei Dutzend Haushalte, die aus polyamourösen Beziehungen bestehen.

Mit dem neuen Gesetz können Stadtangestellte ihre Krankenversicherung auf mehrere Partner*innen erweitern – egal, ob sie in einer romantischen Beziehung leben oder nicht. Wie LGBTQ Nation weiter schreibt, werden sich Privatversicherer und private Arbeitgeber*innen wahrscheinlich gegen diese Änderung wehren. Auch Konservative dürften die Entwicklung als «Beweis» ansehen, dass «queere Menschen die Institution der Ehe zerstören».

Somerville gilt als erste Stadt der USA, die Partnerschaften mit mehr als zwei Erwachsenen rechtlich anerkennt – und scheint damit einen Nerv zu treffen. Politiker*innen aus anderen Städten und Bundesstaaten hätten sich bereits bei Scott gemeldet, die eine ähnliche Gesetzeserweiterung erarbeiten wollen.

Der australischen Wissenschaftlerin Kelly Cooke zufolge leben zwischen 1,2 und 9,8 Millionen Amerikaner*innen in einer nicht-monogamen Beziehung – rund 3% der US-Bevölkerung. Aus Angst vor gesellschaftlicher Stigmatisierung dürfte die Dunkelziffer jedoch höher sein.

2017 sorgten drei Kolumbianer weltweit für Schlagzeilen, nachdem sie ihre Dreierbeziehung notariell beglaubigen liessen (MANNSCHAFT berichtete). Zwei Jahre zuvor liessen sich zwei Kanadier scheiden, um in ihrer Beziehung Platz für einen dritten Mann zu schaffen (MANNSCHAFT berichtete).

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