Warum Diana aus Uganda immer noch nicht frei ist

Die heute 50-Jährige war vor Verfolgung in ihrer Heimat nach Deutschland geflüchtet

Foto: Kriss Rudolph
Foto: Kriss Rudolph

Als Diana Namusoke das Kirchenasyl verliess, machte sie sich voller Hoffnung auf nach Bayern, wo ihre Freundin lebt. Doch dann schickte sie der Staat ins Ankerzentrum.

Diana wusste früh, dass sie lesbisch ist. Mit 13 hatte sie ihre erste Freundin. In ihrer Heimat Uganda drohen Homosexuellen lange Gefängnisstrafen, in der Gesellschaft ist gleichgeschlechtliche Liebe stark tabuisiert. Als die Eltern es herausfanden, warfen sie die junge Frau raus – mit 16. Ihre Familie verlangte, dass sie heiratet, aber das wollte Diana nicht. Sie wurde geschlagen und gefoltert. «Sie wollten mich umbringen», erzählt sie.

Im Jahr 2014 gelang ihr zusammen mit einer Bekannten die Flucht nach Deutschland. Beim ersten Kontakt mit dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) gab sie an, lesbisch zu sein. Bei der nächsten Anhörung aber traute sie sich nicht mehr, darüber zu sprechen. Denn mittlerweile lebte sie in einem Heim, zusammen mit Menschen aus vielen verschiedenen Kulturen. «Die Atmosphäre war homophob; ich hatte Angst», so Diana gegenüber MANNSCHAFT.

Unterstützt durch LeTRA und mit anwaltlicher Hilfe reichte Diana im April 2018 einen Asylfolgeantrag ein. Doch obwohl sie als lesbische Frau einer sogenannten vulnerablen Gruppe angehört, hat das BAMF ihren Asylantrag ein halbes Jahr später abgelehnt. Man glaubte ihr nicht, dass sie lesbisch ist (MANNSCHAFT berichtete).

Diana war nun akut abschiebegefährdet. LeTRa versuchte, für sie einen Platz im Kirchenasyl in Bayern zu finden. Leider vergeblich. Schliesslich fand sie im Herbst 2018 Asyl in der Heilig-Kreuz-Kirche in Berlin-Kreuzberg, dort blieb sie bis zum Frühjahr.

Anfang März kam die gute Nachricht: Das Bayerische Verwaltungsgericht Augsburg entschied, dass ihr abgelehnter Asylfolgeantrag vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) überprüft werden müsse. Nun stand fest: Diana kann das Kirchenasyl bald verlassen und nach München ziehen und mit ihrer Freundin ein neues Leben aufbauen. Ihr Ziel: weiter Deutsch lernen und sich einen Job im Altenheim suchen.

Es hätte nicht schlechter laufen können für Diana.

Vorerst kein Happy End
Ihre Geschichte schien schon ein gutes Ende erreicht zu haben. Doch dann wurde sie nach ihrer Rückkehr nach Bayern – trotz Abschiebeschutz – ins Ankerzentrum gebracht, ausgerechnet am 26. April, dem Tag der lesbischen Sichtbarkeit. Wegen eines Coronafalls kam sie dort in Quarantäne und kann keinen Schritt mehr vor die Tür setzen. «Eine Tortur», sagt Sara Schmitter von LeTRa. «Es hätte nicht schlechter laufen können für Diana.»

Warum sie ins Ankerzentrum gebracht wurde, wollten wir von der Regierung von Oberbayern wissen. Der Pressesprecher Wolfgang Rupp teilte MANNSCHAFT dazu mit, es liege zum Fall von Diana «eine wirksame Verteilentscheidung auf den Regierungsbezirk Schwaben» vor. Darum habe die Regierung von Oberbayern die Betroffene «zuständigkeitshalber dorthin verwiesen».

LeTRA-Mitarbeiterin Sara erklärt uns den Fall so: «Es gibt Menschen, die Geflüchtete abstrafen wollen, die im Kirchenasyl waren, weil sie sich so lange dem Rechtsstaat entzogen haben. Nicht das erste Mal, dass wir in Bayern sowas erleben.»

In der kommenden MANNSCHAFT-Ausgabe erscheint ein ausführlicher Bericht über Diana und die Praxis des Kirchenasyls in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Hier geht’s zum Abo.

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