Keine schwulen Figuren mehr im chinesischen Fernsehen
Nachdem Ende Februar eine schwule Webserie vom Internet entfernt wurde, gilt nun ein allgemeines Verbot für LGBT-relevante Themen im Fernsehen.
Der Aufruhr in der chinesischen Internet-Community war gross, als «Addiction» von Streaming-Websites genommen wurde. Die Webserie besteht aus 15 Episoden und dreht sich um zwei schwule Schüler, die sich ineinander verlieben. Die Serie entpuppte sich als Hit über die chinesischen Feiertage im Februar – die erste Episode verzeichnete über 10 Millionen Hits alleine in den ersten 24 Stunden.
Weniger erfreut war die chinesische Zensur, die sich am «abnormalen Sexualverhalten» und der «Romanze unter Minderjährigen» störte. Am 22. Februar entfernte sie die letzten drei Episoden und sorgte so für eine weltweite Protestwelle. Verärgerte Fans im ganzen Land konnten die Staffel nicht zu Ende schauen.
Homosexualität wird mit Inzest und sexueller Gewalt gleichgestellt Der Erfolg der unkonventionellen Serie scheint einen Nerv getroffen zu haben. Gemäss einer Umfrage eines Jugendkomitees in Chengu waren 93% der befragten Jugendlichen gegen das Entfernen der Serie durch die Zensur.
Doch auch die Zensur wurde anscheinend an einer wunden Stelle getroffen. Gemäss der New York Times und BuzzFeed hat die von der Regierung getragenen chinesischen Allianz für Radio, Film und Fernsehen neue Richtlinien für TV- und Web-Produktionen herausgegeben. Diese sind gemäss BuzzFeed auf den 31. Dezember 2015 datiert, seien aber erst im Verlauf der letzten Woche herausgegeben worden. Diese besagen, dass «kein TV-Drama abnormales Sexualverhalten zeigen soll, darunter Inzest, gleichgeschlechtliche Beziehungen, sexuelle Perversionen, sexuelle Gewalt, sexueller Missbrauch, und so weiter.» Ebenfalls verboten sind Inhalte wie Hexerei oder geschichtliche Darstellungen, die «die Einheit und die Souveränität des Landes sowie seine territoriale Integrität» verletzen.
Drunter und drüber ging es im chinesischen sozialen Netzwerk Weiboo mit über 130’000 Userkommentaren, nachdem die neuen Richtlinien von einem Nachrichtenportal gepostet worden waren.
«Wie bitte?» schrieb ein User, «Die sexuelle Orientierung gehört zur privaten Freiheit. Die anderen Verhaltensweisen sind unmoralisch, wie kann man sie einander gleichstellen? Das ist grobe Diskriminierung.»
Ein anderer schrieb ironisch: «Dann bitte alle Apple-Produkte aus China zurückziehen, da der CEO ja schwul ist.»
«Addiction» ist nicht die einzige Serie, die den neuen Produktionsrichtlinien zum Opfer gefallen ist. Die beliebte Show «Go Princess Go» – die von einem Playboy handelt, der sich im Körper einer Prinzessin im antiken China wiederfindet – wurde ebenfalls entfernt.
Um Serien wie «Addiction» oder «Go Princess Go» in unverfälschter Länge geniessen zu können, müssen chinesische Fans fortan über ausländische Server surfen. Der Produzent hat versprochen, sämtliche Episoden sowie die zweite Staffel auf YouTube zu veröffentlichen. Facebook und YouTube sind für chinesische IP-Adressen gesperrt.
Eine Analyse von BuzzFeed zeigt, dass die meisten Serien auf chinesischen Streaming-Diensten in irgendeiner Art von den neuen Produktionsrichtlinien betroffen sind. Es kann also sehr gut sein, dass das letzte Kapitel in dieser Sache noch nicht geschrieben ist.
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