Keine schwule Kunst mehr – Rechtsruck in Polen erreicht Museen
Ausstellungen wie die des homosexuellen Künstlers Karol Radziszewski wird es wohl vorläufig nicht mehr geben.
Dass Polen rechts-nationalistisch regiert wird, spürt mittlerweile auch die dortige Kunst- und Kulturszene. Kulturminister Piotr Gliński hat längst begonnen, wichtige Posten mit Kulturschaffenden des rechten Spektrums zu besetzen – ohne Rücksicht auf Qualitätsverluste. Das neuste Beispiel dafür ist das Warschauer Zentrum für Moderne Kunst.
Der Rechtsruck in Polen macht auch vor der Kunst- und Kulturszene nicht Halt. Kulturminister Piotr Gliński der rechtspopulistischen PiS-Partei besetzt wichtige Posten des nationalen Kulturbetriebs mit Leuten, die seine politische Gesinnung teilen. Das neuste Beispiel dieser Personalpolitik betrifft das renommierte Zentrum für Moderne Kunst im Schloss Ujazdów mitten in Warschau.
Anklage wegen Morddrohung nach Pride in Polen
«Verschwul unsere Kinder nicht» Der Minister ernannte – gemäss Deutschlandfunk ohne Ausschreibung – Piotr Bernatowicz als neuen Leiter des Warschauer Museums. Der Kunsthistoriker ist dem rechten Spektrum zuzuordnen und fiel bisher mit antifeministischen und homophoben Botschaften auf. «Du bist gemein, hässlich und faul – bleib Feministin» oder «verschwul unsere Kinder nicht» hiess es etwa in einer Posener Ausstellung, die Bernatowicz zu verantworten hatte.
Die laufende Ausstellung im Warschauer Museum zeigt Werke des schwulen Künstlers Karol Radziszewski. Der 39-jährige Pole thematisiert mit seinen Installationen Homosexualität als Teil der polnischen Gesellschaft und Geschichte. Thesen, die wohl unter dem neuen Leiter nicht mehr zu finden sein werden.
Proteste der Kulturszene Dieser wird auf Künstler*innen aus dem rechten Spektrum setzen, die seiner Meinung nach zu Unrecht an den Rand der Kulturszene gedrängt wurden. Dies liest sich gemäss Deutschlandfunk bereits aus dem Konzept, das auf der Seite des Ministeriums zu finden ist. Dass solche Namen unbekannt sind und womöglich nicht so viele Besucher*innen anlocken werden, wird das Ministerium gerne in Kauf nehmen.
«Anders als die Andern» – der 1. schwule Kinofilm wird 100!
Politisch motivierte Personalwechsel mit anschliessendem Qualitätsverlust konnte man bereits im Teatr Polski in Breslau und im Warschauer Nationalmuseum beobachten. In offenen Briefen an das zuständige Ministerium protestiert die polnische Kulturszene immer wieder gegen das Vorgehen des Ministers und klagt über einen Renommee-Verlust.
Seit dem Rechtsruck in Polen hat sich die Situation für die dortige LGBTIQ-Community drastisch verschlechtert. So erklärten sich vor den Parlamentswahlen im Herbst Dutzende von Gemeinden, Ländern und Provinzen im Südosten des Landes für «frei von LGBTIQ-Ideologien» (MANNSCHAFT berichtete). Eine EU-Resolution forderte Polen kürzlich auf, Diskriminierungen von LGBTIQ-Personen nachdrücklich zu verurteilen (MANNSCHAFT berichtete).
Das könnte dich auch interessieren
Pride
Rheinsberg und Wiesbaden feiern friedliche CSDs
Mehr als 1.000 Menschen haben in Rheinsberg zum zweiten Mal den CSD gefeiert. Dieses Mal gab es prominente Unterstützung. In Wiesbaden musste das Pride-Festival kurzzeitig unterbrochen werden.
Von Newsdesk/©DPA
Deutschland
Queerfeindlichkeit
News
Polen
Rechtskonservativer Karol Nawrocki gewinnt Präsidentenwahl
Bei der Präsidentenwahl in Polen hat der rechtskonservative Bewerber Karol Nawrocki in der Stichwahl mit 50,89 Prozent gesiegt. Das teilte die polnische Wahlleitung in Warschau nach Auszählung aller Stimmen auf ihrer Webseite mit.
Von Newsdesk/©DPA
Queerfeindlichkeit
News
Politik
International
Berlin
Gefährliche Körperverletzung: Zwei trans Personen angegriffen
In der Nacht zum Freitag bemerkten Polizeikräfte zwei verletzte trans Personen in Berlin-Neukölln.
Von Newsdesk Staff
Deutschland
Queerfeindlichkeit
News
LGBTIQ-Organisationen
Kultur
Bushido hat schwule Freunde, kann also nicht homophob sein
Der Rapper geht auf Tour und spricht noch einmal über alte Texte
Von Newsdesk Staff, Newsdesk/©DPA
Queerfeindlichkeit
Musik