Jubel in Israel: Überarbeiteter ESC-Song genehmigt
Das Lied «October Rain» heisst jetzt «Hurricane»
Der Präsident hat Druck gemacht: Statt auf die ESC-Teilnahme zu verzichten, hat Israel seinen als zu politisch kritisierten Beitrag für den Wettbewerb umgeschrieben. Die Veranstalter*innen sind zufrieden.
Cindy Riechau, dpa
Israel hat im Streit um sein Lied für den diesjährigen Eurovision Song Contest (MANNSCHAFT berichtete) nachgegeben – und darf nun doch an dem Wettbewerb teilnehmen. Die ESC-Organisatoren haben Israels überarbeiteten Song, dessen erste Version sie als zu politisch empfanden, genehmigt, wie der teilnehmende israelische Fernsehsender Kan sowie die Veranstalter*innen am Donnerstag verkündeten.
«Die Referenzgruppe des Wettbewerbs, ihr Vorstand, traf nach sorgfältiger Prüfung des Textes die Entscheidung, das Lied ‹Hurricane› für den kommenden Wettbewerb anzunehmen», teilten die Organisator*innen, die European Broadcasting Union (EBU) in Genf, mit. Der Song erfülle die notwendigen Kriterien des ESC. Die israelische Teilnehmerin Eden Golan wird das umgeschriebene Lied, das zuvor «October Rain» hiess, folglich im Mai in Schweden aufführen.
Die 20-Jährige freute sich riesig über die Nachricht, wie auf einem Video des öffentlich-rechtlichen Senders zu sehen war. «Wir fahren zum Eurovision», ruft sie darin jubelnd in die Kamera. Die Aufnahmen zeigen auch, wie Eden Golan auf der Strasse kleine Freudensprünge macht, als sie erfährt, dass es für sie nun tatsächlich nach Malmö geht.
Am Sonntagabend soll die Sängerin das umgeschriebene Lied erstmals im israelischen Fernsehen singen, wie Kan zuvor mitgeteilt hatte. Der Song hat demnach die gleiche Melodie wie sein Vorgänger «October Rain» («Oktoberregen»), der den Organisator*innen zu politisch war. Medienberichten zufolge soll sich das Lied auf das Massaker der islamistischen Hamas in Israel am 7. Oktober beziehen. Dabei ermordeten Terroristen der Hamas und anderer extremistischer Gruppen rund 1‘200 Menschen und verschleppten weitere 250 in den Gazastreifen.
In dem Songtext hiess es ursprünglich unter anderem: «Schreiber der Geschichte, steht mir bei» und «es gibt keine Luft mehr zum Atmen. Es gibt keinen Platz». Der EBU war der Inhalt zu politisch.
Kan zufolge handelt die neue Version nun von einer jungen Frau, die eine persönliche Krise durchgemacht hat. Den Text dazu veröffentlichte der Sender, der zu den am ESC teilnehmenden Rundfunkanstalten zählt, bislang nicht. «Hurricane» wurde den Angaben nach am 3. März aufgenommen.
Der Sender kam mit der Änderung des Inhalts einer Erklärung zufolge auch einer Bitte des israelischen Staatspräsidenten Izchak Herzog nach, der sich demnach an den Vorstand des Senders gewandt hatte. Israel müsse in einer Zeit, in der diejenigen, die das Land hassten, versuchten es auszuschliessen und zu boykottieren, seine Stimme erheben, plädierte Herzog laut einer Erklärung des Senders für die Teilnahme seines Landes am ESC.
Israel müsse in einer Zeit, in der diejenigen, die das Land hassten, versuchten es auszuschliessen und zu boykottieren, seine Stimme erheben
Der Sender Kan hatte zunächst mitgeteilt, den Text nicht bearbeiten zu wollen, seine Entscheidung dann aber revidiert. Andernfalls hätte dies Israel die Teilnahme am ESC gekostet.
Der Song «October Rain», der nun «Hurricane» heisst, ist die erste Wahl des Senders für den Wettbewerb. Allerdings wiesen die ESC-Oganisator*innen auch den im israelischen ESC-Vorentscheid zweitplatzierten Song «Dance Forever», den Kan ebenfalls eingereicht hatte, als zu politisch ab.
Der israelische Sender sprach in einer Mitteilung von einer «Meinungsverschiedenheit mit der Position der European Broadcasting Union». Demnach seien die Autor*innen beider Songs kontaktiert und um eine Anpassung «unter Wahrung der vollen künstlerischen Freiheit» gebeten worden.
Das aktuelle Jahr sei ein anderes und besonderes, sagte die Sängerin Eden Golan israelischen Medien zufolge. «Wir beschäftigen uns mit Dingen, mit denen wir uns in den vergangenen Jahren nicht befasst haben». Es sei ihr wichtiger denn je, ihr Land mit Stolz zu vertreten.
Unter anderem schwedische Künstler*innen hatten wegen des Gaza-Krieges einen Ausschluss Israels vom ESC gefordert (MANNSCHAFT berichtete). Israel reagierte auf den Terror der Hamas mit massiven Bombardierungen und einer Bodenoffensive im Gazastreifen. Laut der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde sollen dabei bislang rund 30‘800 Palästinenser*innen getötet worden sein.
Die Organisator*innen lehnten einen Ausschluss Israels von dem Wettbewerb ab. Das Land hat den ESC bereits vier Mal gewonnen.
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