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Ehe für alle gilt – «Nun müssen alle Familien abgesichert werden»

Pink Cross fordert zukunftsfähige Lösungen für eine Gesellschaft, in der Familie vielfältig gelebt wird

regenbogenfamilie
Symbolbild: iStockphoto

Endlich dürfen homosexuelle Paare heiraten und den offiziellen Bund fürs Leben schliessen. Ein «historischer Meilenstein für die Gleichberechtigung» von queeren Menschen, erklärt Pink Cross und fordert weitere Verbesserungen für Queers.

Bei aller Freude über die Eheöffnung: Viele queere Menschen leben vielfältige Familienmodelle – für sie fehlten aber weiterhin die Möglichkeiten zur rechtlichen Absicherung, so Pink Cross. Ein neues Familienpapier zeigt den Handlungsbedarf auf. Es zeigt mit sieben konkreten Forderungen auf, wie Kinder wohlbehütet aufwachsen und ihre Rechte konsequent gewährleistet werden.

«Während des Abstimmungskampfes haben über 40.000 Regenbogenfahnen in der ganzen Schweiz geweht und tausende Menschen engagierten sich in allen Landesteilen mit einem „Ja, ich will“ für die Ehe für alle. Das deutliche Ja der Schweiz ist ein riesiger Meilenstein für die Gleichstellung von queeren Menschen. Endlich unterscheidet der Staat nicht mehr, welches Geschlecht man liebt!», zeigt sich Jan Müller, Vorstandsmitglied von Pink Cross, euphorisch.

Die Politik nimmt willentlich in Kauf, dass Kindsrechte missachtet werden – obwohl eine Lösung einfach wäre.

Gleichzeitig seien die Lebensrealitäten vieler queerer Personen vielfältig, heisst es in einer Presseerklärtung. «Die Ehe für alle ist deshalb keine One-size-fits-all Lösung. Gerade im Familienrecht zeigt sich ein grosser Handlungsbedarf, um Kinder in Regenbogenfamilien optimal rechtlich abzusichern.»


Deshalb hätten die Mitglieder von Pink Cross ein Positionspapier verabschiedet, das als Grundlage für echten familienpolitischen Fortschritt dienen solle: «Mit unserem Familienpapier schlagen wir eine Zukunftsvision vor für eine Gesellschaft, in der alle Familien gleichermassen anerkannt und geschützt werden. Wir wollen die Politik damit auffordern, zukunftsfähige Lösungen für eine Gesellschaft zu finden, in der Familie vielfältig gelebt wird», erläutert Roman Heggli, Geschäftsleiter von Pink Cross.

Denn mit den aktuellen Gesetzen könne das Recht des Kindes auf Kenntnis seiner Abstammung bei privaten Samenspenden und fortpflanzungsmedizinischen Verfahren im Ausland nicht gewährleistet werden, so Heggli: «Die Politik nimmt willentlich in Kauf, dass Kindsrechte missachtet werden – obwohl eine Lösung einfach wäre: Wir fordern ein zentrales Register, in dem alle Daten zur Abstammung des Kindes erfasst werden. Falls dies gewährleistet ist, gibt es keinen Grund mehr, diese Fälle anders zu behandeln als professionelle Samenspenden: Nämlich die Anerkennung beider Eltern als rechtliche Eltern ab Geburt.»

Pink Cross fordert zudem die Möglichkeit, mehr als zwei Elternteile als rechtliche Eltern anzuerkennen. Jan Müller sagt: «Heute bestehen viele Familien nicht mehr einfach nur aus Mami, Papi und Kind. Es gibt Patchwork-Familien, Familien mit mehr als zwei Elternteilen und gleichgeschlechtliche Eltern. Das Ziel der Politik sollte es sein, diese Lebensrealitäten abzubilden und Rechtssicherheit für alle Familien zu schaffen.»


Zudem soll in der Schweiz die Diskussion gestartet werden, wie Leihmütter und Kinder vor Ausbeutung und Verletzung ihrer Menschenwürde geschützt werden können. Eine darauffolgende Legalisierung in der Schweiz würde ermöglichen, dass heterosexuelle und gleichgeschlechtliche Paare nicht ins Ausland ausweichen müssen. Nur so können strenge ethische Richtlinien garantiert werden.

Am 18. Dezember 2020 hat das Parlament die Ehe für alle deutlich angenommen. Nach einem intensiven Abstimmungskampf hat auch die Stimmbevölkerung am 26. September 2021 mit 64% überdeutlich Ja gesagt – sämtliche Kantone haben Ja gesagt zur Ehe für alle. Damit wurde der Weg geebnet, dass die Schweiz heute am 1. Juli 2022 als 17. Land in Europa die Ehe für alle einführt. Zudem wird Frauenpaaren der Zugang zur professionellen Samenspende in der Schweiz ermöglicht, wobei beide Mütter ab Geburt als rechtliche Eltern anerkannt werden.


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