Island führt drittes Geschlecht ein und baut Trans-Rechte aus
Der Entscheid fiel einstimmig: Trans Menschen in Island benötigen keine medizinische Diagnose mehr, um ihr amtliches Geschlecht zu ändern
Das isländische Parlament sprach sich einstimmig für eine Genderreform aus. Das neue Gesetz anerkennt nichtbinäre Menschen und führt für trans Personen einen Selbstbestimmungsprozess ein. Das Nachsehen haben Intersexuelle.
Der Entscheid fiel einstimmig: Mit 45 zu 0 Stimmen bei drei Enthaltungen verabschiedete das Parlament in Island ein neues Gesetz, das einerseits die Rechte von trans Personen stärkt und andererseits nichtbinäre Menschen rechtlich anerkennt.
Bis jetzt mussten trans Menschen ein langes Verfahren über sich ergehen lassen, bevor sie ihren Namen und ihr Geschlecht in den amtlichen Dokumenten anpassen und spezifische Behandlungen bei der Krankenversicherung in Anspruch nehmen konnten.
Nebst einer medizinischen Untersuchung hatten trans Personen bei einem Komitee bestehend aus Fachpersonen vorzusprechen, die eine «Geschlechtsidentitätsstörung» bestätigen mussten. Der ganze Prozess dauerte rund 18 Monate, davon sollten die Betroffenen mindestens 12 Monate in der Rolle des identifizierten Geschlechts verbringen.
Das neue Gesetz, das am 1. Januar 2020 in Kraft treten soll, beruht auf Selbstbestimmung. Das heisst, dass trans Person nicht länger mit einer psychischen Störung diagnostiziert werden müssen, um ihre amtlichen Dokumente zu ändern. Auch eine operative Geschlechtsangleichung oder Sterilisation wird nicht verlangt.
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Der Selbstbestimmungsprozess gilt auch für Personen, die sich als weder männlich noch weiblich identifizieren. Ihnen steht nun ein drittes Geschlecht zur Auswahl, das in rechtlichen Dokumenten mit «X» bezeichnet wird.
Das Nachsehen haben intersexuelle Menschen – Menschen, die sowohl männliche als auch weibliche Geschlechtsmerkmale aufweisen und nach Geburt oft operativ «angepasst» werden. Ein Absatz des neuen Gesetzes wollte operative Eingriffe an intersexuellen Neugeborenen verbieten, wurde jedoch in letzter Minute gestrichen. Grund: Ein spezielles Komitee soll innerhalb des nächsten Jahres ein neues Gesetz für intersexuelle Neugeborene und Erwachsene ausarbeiten.
Obwohl sich LGBTIQ-Organisationen in Island über das neue Gesetz freuen, so hinterlasse es doch einen fahlen Nachgeschmack, wie Aktivistin Alda Villiljós gegenüber dem Reykjavik Grapevine sagt. «Es ist ein grosser Schritt für trans Personen. Intersexuelle werden jedoch zurückgelassen. Den Entscheid zu feiern fühlt sich falsch an», sagt sie.
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«Der Kampf ist noch lange nicht vorbei», sagte Ugla Stefanía Kristjönudóttir Jónsdóttir via Facebook. Die Trans-Aktivistin war massgeblich in der Entstehung des neuen Gesetzes beteiligt und will weitermachen. «Das Ziel, das wir uns anfänglich gesetzt haben, wird nicht erreicht sein, bis intersexuellen Menschen das Recht auf körperliche Unversehrtheit erhalten. Wir müssen sicherstellen, dass alle in unserer Community respektiert, geschützt und wertgeschätzt werden.»
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