Irischer Hockeystar outet sich: «Das Beste, was ich je getan habe!»
Olympionike Peter Caruth aus Belfast brauchte lange für diesen Befreiungsschlag
Der irische Hockeyspieler und Olympiateilnehmer Peter Caruth hat sich via Instagram als schwul geoutet. Er ist damit der erste internationale Hockeyspieler, der das tat, und erst der zweite männliche Olympionike aus Irland, der den Schritt gewagt hat.
Der 34-jährige Peter Caruth erklärt: «Ich wusste seit meinen frühen Teenagerjahren, dass ich schwul bin. Und jetzt ist der richtige Zeitpunkt gekommen, um das allen zu sagen. Das zu tun, ist wirklich das Beste, was ich jemals in meinem Leben getan habe, weil es bedeutet, dass ich nicht mehr verstecken muss, wer ich wirklich bin.»
Er habe den Ich-bin-schwul-Satz zuerst auf einen Zettel geschrieben und ihn sich dann im Geiste immer wieder vorgesagt. «Es dann tatsächlich laut auszusprechen war eine der schwersten Dinge, die ich je getan habe.» (MANNSCHAFT berichtete über religiöse Hardliner*innen im nordirischen Parlament.)
Caruth spielt in der irischen Nationalmannschaft und ist mit dieser über 140 Mal angetreten. Kurz vor Weihnachten habe er sich gegenüber seiner Familie geoutet, erzählt er dem Irish Examiner. Und nun der Öffentlichkeit. Mit dem Hinweis: «Niemand muss deshalb ausrasten.»
Die Reaktionen seinen rundum positiv gewesen, so Caruth. «Ich denke, das hilft anderen Sportler*innn, sich ebenfalls zu outen und sich selbst zu akzeptieren.»
«Die Welt verändert sich» «Ich bemerkte wie sich die Welt verändert – mit so vielen Sportler*innen, die den Mut zu einem Coming-out hatten, z.B. Jake Daniels, Craig Napier, Lloyd Wilson und zuletzt der Rugbyspieler Nick McCarthy.»
Die Iren – sowohl im Norden als auch im Süden – würden solche Coming-outs im Sport inzwischen akzeptieren, sagt Caruth. Das war allerdings nicht immer so.
Dem Irish Examiner erzählt Caruth, dass er in Belfast aufgewachsen sei, eine Jungenschule besuchte und dass seine Familie streng religiös war. «Ein Coming-out stand da nicht auf der Agenda», so der Irish Examiner. (MANNSCHAFT berichtete über Graham Nortons autobiografischen Irland-Roman und die Probleme, in einem homophoben katholischen Land aufzuwachsen vor dem gesellschaftlichen Umschwung.)
Caruth hatte zwar Beziehungen mit «vielen Mädchen», erkannte aber, dass er damit nur versuchte zu verbergen, wer er wirklich ist. Und er lebte mit der ständigen Angst, dass sein Geheimnis enthüllt werden könnte – und man ihn verstossen würde.
«All meine Kameraden waren sportlich und super maskulin», so Caruth, «das war das schwerste daran». Niemand in seiner Sportart – unter den männlichen internationalen Spielern – habe sich bisher geoutet. «Deshalb dachte ich, ich würde es wie Philip Schofield machen, heiraten und Kinder kriegen. Ich hatte diesen Weg schon eingeschlagen, ich habe alle angelogen», so Caruth zum Irish Examiner.
Lügen und Stress Dieses ständige Lügen und der Stress, von jemand anderem geoutet zu werden, führten zu gesundheitlichen Problemen und letztlich zu einem Nervenzusammenbruch. Er wurde als «Mann aus Glas» bezeichnet, wegen seiner ständigen Verletzungen zuzog.
Letztlich habe einer seiner besten Freunde letztes Jahr den Umschwung eingeleitet. Peter Whan fragte ihn, ob er schwul sei und sagte: «Kumpel, wenn das so ist, ist es okay.»
«Es ist in Ordnung, wenn man sich Zeit nimmt» Damit sei bei Caruth ein Damm gebrochen. Als er es seiner Schwester Ali erzählte, dachte die zuerst er mache Witze. Ein Freund aus der Sportwelt wurde ohnmächtig, schreibt der Irish Examiner, eine Ex-Freundin ebenfalls. Aber alle anderen aus seinem inneren Zirkel waren rundum unterstützend.
«Es gab keinerlei negative Reaktionen, was fast komisch ist», so Caruth.
Seit seinem Coming-out – gegenüber der Familie und Freunden – hatte er fast keine Verletzungen mehr in der aktuellen Spielsaison. Junge Nachwuchsspieler und Fans seien seither zu ihm gekommen und hätten gesagt: «Ich habe gehört, dass du schwul bist. Ich bin das auch, aber ich kann es niemandem sagen.» Caruth findet es toll, dass Menschen sich ihm anvertrauen, und er antwortet ihnen: «Es ist in Ordnung, wenn man sich Zeit nimmt.»
Bei ihm habe es schliesslich auch gedauert, bis er so weit war. Aber er bereut den Schritt nicht.
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