«Ich bin ein Homo, wie sie sagen» – Charles Aznavour ist tot
Schon 1972 besang der französische Chansonnier einen schwulen Travestie-Künstler, ohne ihn lächerlich zu machen
Charles Aznavour ist am 1. Oktober im Alter von 94 Jahren im südfranzösischen Alpilles gestorben, das berichtete die französische Nachrichtenagentur AFP am Montag unter Berufung auf seinen Pressesprecher. Über 70 Jahre währte seine Karriere, er komponierte über 1300 Chansons, verkaufte über 180 Millionen Platten weltweit und spielte in mehr als 60 Filmen mit, etwa in „Die Blechtrommel“.
Verehrt wurde der Sänger, der dreimal verheiratet war, von vielen Schwulen, nicht zuletzt wegen eines Chansons, den er 1972 veröffentlichte. In „Comme ils disent“ (wie sie sagen) besang er den Alltag eines schwulen Travestie-Künstlers – ohne ihn der Lächerlichkeit preiszugeben oder als schrillen Paradiesvogel darzustellen. Rosa von Praunheim schrieb am Montag bei Facebook: „Ich habe ihn verehrt. Seine Lieder war eine Inspiration.“
Viele deutsche Chansonniers interpretierten schon diesen Klassiker von Aznavour, darunter Vladimir Korneev und Katharine Mehrling. „Der Grund warum ich anders bin, liegt von Natur aus in mir drin“, heißt es am Ende in der Übersetzung von Eckart Hachfeld. Niemand habe das Recht, ihn als entartet oder schlecht anzuklagen.
Schon als Neunjähriger hatte Charles Aznavour gesungen, im Restaurant seiner armenischen Eltern, die vor den Gräueltaten in ihrem Land nach Frankreich geflohen waren. Aznavour, der von Edith Piaf entdeckt wurde, hat sein ganzes Leben im Umfeld der Bühne verbracht: Sein Vater war Sänger, seine Mutter Schauspielerin.
Seine große internationale Popularität führte ihn u.a. in die Muppet-Show.
Ich wollte jedes Tabu brechen
Seine zahlreichen Kompositonen handeln von Liebe, Familie, Randgruppen. „Ich wollte jedes Tabu brechen“, sagte er mal in einem Interview. Auch über das Heimatland seiner Eltern sang er, Armenien, wo er für sein Engagement im Jahr 1993 vom Präsidenten der Kaukasusrepublik zum „Sonderbotschafter für humanitäre Aktionen“ ernannt wurde.
Im Jahr 1995 bestellte ihn die Unesco zum Sonderbotschafter für Armenien, seit 2009 war er armenischer Botschafter in der Schweiz, wo er auch lebte. Erst im August 2017 war er mit einem Stern auf dem Walk of Fame in Hollywood geehrt worden.
Anlässlich seines Todes drückten viele internationale Kollegen ihre Trauer aus, wie etwa Barbra Streisand.
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With Charles Aznavour in Paris. 2007. RIP Charles. Gepostet von Barbra Streisand am Montag, 1. Oktober 2018
Auch Lenny Kravitz nahm bei Facebook Abschied und würdigte Aznavour als „großen Künstler“.
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Rest In Peace Charles Aznavour. I had the honor of being introduced to Mr. Aznavour by Bob Dylan, after a show in Paris… Gepostet von Lenny Kravitz am Montag, 1. Oktober 2018
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