Homophobie in Russland nimmt vor Beginn der WM zu
In zwei Wochen beginnt die Fußball-WM in Russland. Der russische LGBTIQ-Sportverband «Russian LGBT Sport Federation» plant die Errichtung eines Regenbogenhauses für die Community während der Weltmeisterschaft. Einem aktuellen Bericht der Fan-Organisation FARE (Football Against Racism in Europe) und dem SOWA Zentrum in Moskau zufolge nehmen allerdings diskrimierende Gesänge im Stadion und Homophobie weiter zu, was den Autoren des Berichts zufolge auf ein tiefliegendes Problem hinweist sowie auf einen Mangel an Bildungs- und Präventivmaßnahmen der russischen Clubs.
Zwar sinke die Zahl der Vorfälle in der dritten Saison in Folge, etwa was das Zeigen rechtsgesinnter Banner in Stadien betrifft, und die russische Fußball-Union wird sogar gelobt für Bemühungen, solche Vorfälle festzustellen und Clubs zu bestrafen; dennoch drücken die Autoren des Berichts ihre Sorge kurz vor Beginn der WM aus.
Der Bericht erscheint 2018 bereits im sechsten Jahr. Die Initiatoren sind allerdings unter Druck der russischen Regierung geraten, weil das SOWA Zentrum beschuldigt wird, ein „ausländischer Agent“ zu sein – es ist verpflichtet, seine Finanzquellen und Ausgaben regelmäßig offen zu legen. Gegen diese Auflagen wehrt man sich momentan vor Gericht.
Der Bericht stellt eine Zunahme von Homophobie im Fußball fest, was aus der weitverbreiteten Schwulenfeindlichkeit in der Gesellschaft resultiere. Man hat Daten zwischen Juni 2017 und Mai 2018 gesammelt und ausgewertet, u.a. aus öffentlichen Quellen, geschlossenen Diskussionsgruppen und Fanforen im Internet. In dem Bericht, der zahlreiche fotografische Beweisen auflistet, wird u. a. ein Vorfall erwähnt, der bei einem Spiel zwischen Lokomotive Moskau und Zenit St. Petersburg passierte: Zenit-Fans nannten den Präsident der gegnerischen Mannschaft Ilya Gerkus schwul, der Verein wurde mit einer Geldstrafe von 25.000 Rubel belegt, wegen den Zeigens eines „nicht-autorisierten Banners“, wie es offiziell hieß.
Nazisymbole, Rassismus und Homophobie in Russland Diese Tabelle zeigt die unterschiedlichen Formen von Diskriminierung sowie – was mit Abstand am häufigsten registriert wurde – dem Zeigen rechter Symbole:
Der Fare-Geschäftsführer Piara Powar, erklärte: “Es gibt Anlass zur Hoffnung, dass die WM-Veranstalter keine gewalttätigen Vorfälle zulassen werden, weil Polizei und Sicherheitskräfte ihr Möglichstes tun. Allerdings haben sowohl der Fußballverband in Russland wie auch die FIFA wertvolle Gelegenheiten verstreichen lassen, um dauerhaft etwas im Land zu verändern.“ Powar weiter: „Wir hoffen, dass der Sportgeist, der die Menschen zusammenbringt, dafür sorgt, dass provokate Aktionen unterbleiben, und dass Gleichberechtigung und Verständnis füreinander die WM in Russland prägen.“
Hier kann man den ganzen Bericht nachlesen: FINAL-SOVA-monitoring-report_2018-6
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