Zutrittsverbot zu Cruising-Bar: Wurde Erwin Aljukic diskriminiert?

Der «Marienhof»-Star wurde im Rollstuhl aus dem Münchener Etablissement getragen

Erwin Aljukic beim NRW-Empfang der Berlinale 2023. (Bild: Martin Kraft, CC BY-SA 4.0)
Erwin Aljukic beim NRW-Empfang der Berlinale 2023. (Bild: Martin Kraft, CC BY-SA 4.0)

Streit in der schwulen Cruising-Bar «Camp» in München. Dem Schauspieler Erwin Aljukic wird der Eintritt verwehrt. Als er sich weigert, das Lokal zu verlassen, ruft der Wirt die Polizei.

Ein Vorfall vom letzten Wochenende sorgt für Gesprächstoff: Nach einer Vorstellung der Münchner Kammerspiele will sich Schauspieler Erwin Aljukic in der Men-only-Bar «Camp» in der Reisingstrasse einen Drink gönnen. Doch der Eintritt wird ihm verwehrt. Begründung: Die Bar sei nicht barrierefrei.

Aljukic zeigt sich überrascht. Wie er später gegenüber Medien sagt, sei er dort schon mehrmals Gast gewesen: «Es war immer nett.» Der 47-Jährige wollte dem Kassierer die vier Euro Eintritt zahlen und sagte: «Der Raum ist ebenerdig und ich war schon mal hier, das war kein Problem.» Doch der Kassierer lässt sich nicht beirren. Nachdem sich Aljukic weigert, die Bar zu verlassen, ruft der Wirt die Polizei. Diese trägt Aljukic schliesslich im Rollstuhl aus dem «Camp».

Aljukic ist bekannt als langjähriger Teil des Casts der TV-Soap «Marienhof». 2021 outet er sich im Rahmen der #Actout-Aktion als schwul (MANNSCHAFT berichtete). 2020 war er als Ensemblemitglied bei den Münchner Kammerspielen aufgenommen worden. Der 1,14m grosse Schauspieler leidet seit Geburt an der Erbkrankheit Osteogenesis imperfecta und ist auf den Rollstuhl angewiesen.

Gegenüber dem Medienportal tz.de bestätigt die Bar den Vorfall. Jedoch sei nicht die Barrierefreiheit des Lokals der Grund gewesen, Aljukic den Zutritt zu verweigern, sondern weil «wir mit dieser Person bereits mehrfach schlechte Erfahrungen gemacht haben». Da der Schauspieler sich «immer aggressiver gegenüber unserem Personal zeigte, sahen wir uns gezwungen, die Polizei zu verständigen, um unser Hausrecht durchzusetzen», sagt der Betreiber gegenüber tz.de.

Aljukic habe sich auch gegenüber der Polizei «zunehmend aggressiv» gezeigt, so der Betreober weiter. «Das Camp versteht sich als queerer Safeplace für alle Männer. Wir möchten unseren Gästen einen sicheren und angenehmen Aufenthalt ermöglichen.»

Über den Vorfall in der «Camp»-Bar sagt Aljukic gegenüber Medien: «Niemals in meinem ganzen Leben habe ich so etwas erlebt!» Besonders schockiere ihn die Stellungnahme der Verantwortlichen nach dem Vorfall. «Es ist mir beim besten Willen nicht nachvollziehbar, welche ‹schlechten Erfahrungen› sie mit mir gemacht haben wollen.» Auch habe er sich gerade nicht «aggressiv» verhalten, sondern sei ganz bewusst ruhig geblieben. «Ich weiss, wie schwer es ist, sich in einem Fall von Diskriminierung Gehör zu verschaffen.»

Vor diesem Hintergrund sei die Stellungnahme des «Camp» geradezu ironisch, so der Schauspieler. «Dass in der Aussage von ‹Camp› noch nicht einmal erwähnt wird, dass ‹diese Person› im Rollstuhl sitzt, bestätigt meine Vorwürfe im Grunde. Sie versuchen das eigentliche Thema wegzuschweigen.»

Ob der Bar nun eine Klage wegen Diskriminierung droht? Der Schauspieler will das weitere Vorgehen nun mit seinem Anwalt besprechen. «So was passiert ausgerechnet in einer Community, die selber um Gleichberechtigung kämpft.»

Mehr: Nachdem Schauspieler Matt Bomer hinter seinem Rücken geoutet worden war, habe er 2003 die Hauptrolle in einem Superman-Film verloren, sagt er heute (MANNSCHAFT berichtete).

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