Gendern soll «in keinem Fall» vorgegeben werden
In dieser Frage waren sich die drei Kanzlerkandidat*innen einig
Die Kanzlerkandidat*innen von Union, SPD und Grünen haben sich beim TV-Triell gegen einen Zwang zum Gendern ausgesprochen – und gleichzeitig Sensibilität in der Sprache angemahnt.
«Ich bin dafür, dass das jeder und jede für sich selbst entscheidet», sagte SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz am Sonntagabend auf die Frage, ob Gendern, also die richtige Ansprache aller Geschlechter, ein «absolutes Muss» in der Gesellschaft sei.
Er versuche, klarzumachen, «dass die Welt nicht nur aus Männern besteht, sondern auch aus Frauen und Männern», sagte Scholz weiter. Jeder solle an dieser Stelle aber seinen eigenen Stil entwickeln können, betonte Scholz. Es solle «in keinem Fall» vorgegeben werden, wie jemand zu sprechen habe.
Jeder kann Witze machen, kann denken, kann sprechen, wie er gerne möchte.
Auch Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock gab an, den Menschen beim Gendern keine Vorschriften machen zu wollen. «Jeder kann Witze machen, kann denken, kann sprechen, wie er gerne möchte», sagte Baerbock. Gleichzeitig gab die Grünen-Kandidatin zu bedenken, dass Sprache auch etwas mit Respekt zu tun habe. Es sei nach wie vor «gang und gäbe», Frauen nicht mitzunennen. «Wenn die Hälfte der Bevölkerung aus Frauen besteht, dann sollte man Frauen nicht nur mitmeinen, sondern dann sollte man Frauen auch entsprechend mit ansprechen», erklärte Baerbock.
Ihre Partei würde immer wieder dafür sensibilisieren, «was Sprache anrichten» könne, sagte Baerbock auf die Frage von Moderatorin Pinar Atalay, warum die Grünen das Image der Partei der Vorschriften hätten. Politik habe «eine Verantwortung und eine Vorbildfunktion», betonte die Kandidatin. Deshalb sei es auch dem Gesetzgeber zuzumuten, seine Gesetze auch für Männer und Frauen zu schreiben.
Unionskanzlerkandidat Armin Laschet plädierte ebenfalls dafür, Männer und Frauen «sichtbar» zu machen und «für andere Sensibilität» aufzubringen. Allerdings sprach er sich auch klar gegen Verbote und Bevormundung aus. Wenn Menschen nicht mehr wüssten, was sie noch sagen dürften und was nicht, führe das nicht dazu, dass das Vertrauen in den Staat wachse, gab der Unionskandidat zu bedenken.
Einer Blitzumfrage zufolge, die das Institut Forsa im Auftrag der Sender direkt im Anschluss veröffentlichte, ging das Rezept von Scholz auf. 36 Prozent der rund 2500 Befragten gaben an, Scholz habe das Triell gewonnen. 30 Prozent sahen Baerbock vorn, nur 25 Prozent Laschet.
Zuletzt hatte die Kritik von Dieter Hallervorden am Gendern für Aufsehen gesorgt. Der Komiker wurde als Prototyp eines «zornigen, alten weissen Mannes» beschimpft (MANNSCHAFT berichtete).
Seit Jahren wird in Deutschland in der Gesellschaft und auch in vielen Branchen diskutiert, ob die männlichen Formen in der Sprache durch weiter gefasste Begriffe ersetzt oder ergänzt werden – um Frauen, aber auch etwa trans Menschen einzubeziehen (MANNSCHAFT berichtete).
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