«Gefahr für Kinder!» – Politiker wollen Drag-Lesungen verbieten
Ein verbindlicher Rechtsakt soll erarbeitet werden
Mit einer Motion sollen im Wallis Lesungen von Dragqueens verboten werden. Damit wollen sich vier Politiker gegen den «Bekehrungseifer einiger militanter LGBTIQ-Ideologen» wehren.
Die Dragqueen Tralala Lita liest für etwa eine Stunde aus klassischen Jugendbüchern vor, Themen wie Vielfalt, Selbstwertgefühl und Toleranz sollen angesprochen werden. Tralala Lita – das ist Vincent David, ein «professionellen Schauspieler mit langjähriger Erfahrung im Vorlesen und in der Leseförderung», so ist es in der Ankündigung der Gemeinde Martigny im Wallis zu lesen.
«Erleben Sie einen regenbogenfarbenen Moment mit Tralala Lita!» Das nächste Mal soll es am 25. März wieder so weit sein.
Aber wenn es nach einer kleinen Gruppe von Walliser Politikern geht, sollen diese Lesungen nun verboten werden. Sie seien ein Versuch, Kinder «ohne deren eigene Motivation in die Welt der Erwachsenensexualität hineinzuziehen». Die vier Männer Damien Raboud, Alexandre Cipolla und Jean-Philippe Gay-Fraret von der SVP Unterwallis, und Frédéric Carron, einst Grossrat der Grünen, stelle die Lesestunde eine Gefahr für junge Kinder dar.
Raboud erklärte etwa auf Facebook: Er rede nicht davon, «dieses Phänomen zu verbieten, das uns aus den USA kommt», aber er wolle dafür sorgen, dass öffentliche Orte keine «Dragqueen Story Hours» mehr veranstalten.
Die Veranstaltung zeuge vom «Bekehrungseifer einiger militanter LGBTIQ-Ideologen gegenüber der Walliser Jugend», werden die vier Herren von der Walliser Zeitung zitiert. Kinder sollten «wohlbehütet» aufwachsen können, «ohne irgendwelcher Gender-Propaganda ausgesetzt zu sein». Diese nämlich störe die Entwicklung der Kinder, glauben die Politiker.
Mit einer Motion fordern sie den Staatsrat auf, einen verbindlichen Rechtsakt zu erarbeiten, der es «kantonalen und kommunalen staatlichen und halbstaatlichen Institutionen verbietet, die Beeinflussung unserer Kinder und Jugendlichen durch Gendertheorie-Konzepte zu fördern und zu verteidigen».
Kritik kommt vom Verein QueerWallis. «Die SVP schafft es einmal mehr nicht, sich in Personen hineinzuversetzen, die nicht der Heteronormativität oder der stereotypischen Rollenverteilung entsprechen», so Co-Präsident Marcelo Paiva Rodrigues gegenüber dem Walliser Boten. Die Behauptung, dass Drag-Auftritte Kinder mit Erwachsenensexualität konfrontieren würde, sei «völlig falsch»: «Die Geschlechtsidentität, also das Gender, bezieht sich darauf, wie ein Mensch sich selbst mit dem ihm zugewiesenen Geschlecht identifiziert.» Eine mögliche Sexualisierung finde somit nicht statt.
Im Oktober stürmten in Zürich Neonazis eine Dragqueen-Vorlesestunde für Kinder im Tanzhaus (MANNSCHAFT berichtete).
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