Frech, fromm, frivol: Modemacher Stefano Gabbana wird 60
Von mediterraner Sinnlichkeit bis Leihmutter-Skandal
Sein Name wird von Fashion-Fans gerne mal unterschlagen, wenn sie oft einfach nur «Dolce» sagen. Am 14. November dreht sich zum 60. Geburtstag des Designers allerdings alles um Stefano Gabbana.
Von Axel Botur, dpa
Kann man vierhändig schneidern? Seit Dolce & Gabbana Mitte der 1980er Jahre die grosse Modebühne betraten, lautet die Antwort: Ja. Der Mailänder Stefano Gabbana und der Sizilianer Domenico Dolce erhoben gemeinsam die mediterrane Sinnlichkeit zu einem globalen Schönheitsideal. Mit Kollektionen, die zugleich frech, frivol und fromm sind, wurden sie zum erfolgreichsten Designerduo der Geschichte. Doch zuletzt handelten sie sich immer wieder Boykott-Aufrufe ein.
Stefano Gabbana kam am 14. November 1962 in Mailand zur Welt und wuchs in einfachen Verhältnissen auf. Sein Vater arbeitete in einer Druckerei, die Mutter als Pförtnerin und Putzfrau. Es klingt nun wie ein Modedesigner-Klischee, ist in seinem Fall aber tatsächlich wahr: Als Kind hat er eine Affinität zu Puppen, will unbedingt eine Barbie. Was lange am Widerstand der Eltern scheitert, wird sich schliesslich mit dem eigenen Taschengeld erfüllt.
Noch klarer weist schon die Kindheit des vier Jahre älteren Domenico Dolce auf eine künftige Modekarriere hin. Sein Vater war Schneider in Polizzi Generosa auf Sizilien. In der elterlichen Bekleidungsfirma lernte Domenico Dolce früh das Nähen, fertigte Miniaturkleider an und bereits im Alter von sechs Jahren, so behauptet er zumindest, auch das erste Kleidungsstück für sich.
Wie so viele Süditaliener machte sich Dolce als junger Mann auf, um in Mailand sein Glück zu finden. Anfang der 80er Jahre lernte er Stefano Gabbana im Atelier eines Modedesigners kennen. Gabbana war eigentlich Grafiker, hatte jedoch keine Lust mehr auf Werbung und suchte nach neuen beruflichen Perspektiven.
Die beiden Männer wurden ein Liebespaar und Gründer eines der bis heute bedeutendsten Modelabels der Welt. Das «&» zwischen ihren Nachnamen hielt auch dann Bestand, als sie 2005 die private Beziehung beendeten.
Dabei hätte nach der ersten Kollektion auch schon wieder alles vorbei sein können. Ihr Produzent war abgesprungen. «Wir mussten wieder bei null anfangen. Aber alle Türen, an die wir klopften, blieben verschlossen. Ich dachte: Okay, geboren und gestorben in nur einer Nacht», so erinnert sich Stefano Gabbana in einem Interview der italienischen Tageszeitung Corriere della Sera an die Anfänge.
Gut, dass man sich in Italien auf die Familie verlassen kann. Noch besser, wenn sie ohnehin in der gleichen Branche tätig ist. Domenico Dolces Eltern übernahmen mit ihrer Bekleidungsfirma die Fertigung der Kollektion. Noch heute sind Schlüsselpositionen mit Familienmitgliedern besetzt. So ist Alfonso Dolce, der Bruder des Designers, CEO des Unternehmens. Zudem widerstanden sie bis jetzt jedem Angebot auch nur kleinste Firmenanteile zu veräussern.
Dem androgynen Business-Look der 80er Jahre setzten sie einen mütterlichen, sinnlichen Frauentyp entgegen. «Busen, Taille und Po – das ist es, was mich an einer Frau interessiert», so wurde Stefano Gabbana einmal von der Zeitschrift Marie Claire zitiert. Sophia Loren, Gina Lollobrigida und Anna Magnani sind die Leitbilder des Designerduos, Sizilien und die Familie die Lebenswelt für ihre Entwürfe.
In ihrer Mode trifft formale Strenge auf überbordende Fantasie. Der Nadelstreifenanzug und als Oberbekleidung getragene Bustiers, Korsagen und BHs werden zu ihren ersten Markenzeichen. Als Madonna, seinerzeit das Mass aller Dinge im Showgeschäft, sich Anfang der 90er Jahre von Dolce & Gabbana einkleiden lässt, ist der Höhenflug der beiden unaufhaltsam. Das Geschäft floriert mit Umsätzen jenseits der Milliarden-Marke. Doch in den letzten Jahren schienen sich die Designer ihren Ruf zu ruinieren.
Mehrfach gab es Boykottaufrufe und Shitstorms im Internet. 2015, als sie sich in einem Interview des italienischen Magazins Panorama gegen künstliche Befruchtung und Leihmutterschaft ausgesprochen hatten. Vor allem die homosexuelle Community, angeführt von Elton John, lief dagegen Sturm (MANNSCHAFT berichtete). 2017, weil Stefano Gabbana auf seinem Instagram-Account stolz ein Bild von Melania Trump in einem Dolce-&-Gabbana-Kleid gepostet hatte.
Und schliesslich 2018 der Supergau schlechthin. Vor einem in Shanghai geplanten Megaevent lancierten die Designer Werbevideos, die ein chinesisches Model beim Versuch zeigten, Pasta und Pizza mit Stäbchen zu essen. Was wohl als Ironie gemeint war, kam als Rassismus an (MANNSCHAFT+). In China war man so erzürnt, dass die Designer nicht nur die Show absagen, sondern öffentlich Abbitte leisten mussten.
Alles vergessen und vergeben? Nun, die jüngste Show Ende September in Mailand war wieder ganz grosses Spektakel. Gewidmet Kim Kardashian, der aktuellen Königin der Kurven. Die einen sagen, die Designer wollten mit Glanz und Glamour ihr Image aufpolieren. Für die anderen sind sie einfach wieder bei sich selbst angekommen.
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