Frauen nehmen Gewalt gegen LGBTIQ eher hin als Männer

Mit einem aktuellen Monitoring soll homo- und transphobe Gewalt in Berlin genauer abgebildet werden

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Berlin hat den bundesweit ersten Monitoring-Bericht zu homo- und transphober Gewalt vorgelegt. Der Schwerpunkt für 2020 liegt auf anti-lesbischer Gewalt.

Neben der wissenschaftlichen Auswertung der polizeilichen Meldestatistik wurde als Schwerpunktthema zu diesem Gewaltbereich eine Befragung lesbischer und bisexueller Berlinerinnen für den Monitoring-Bericht durchgeführt. Staatliche Stellen und Opferberatungseinrichtungen gehen bei den Gewaltfällen von einer hohen Dunkelziffer aus. Das betrifft insbesondere die Gewalt gegen lesbische und bisexuelle Frauen – dass ein Fall wie etwa dieser aus Pinneberg bekannt wird, ist noch viel zu selten.

Dazu der Senator für Justiz, Verbraucherschutz und Antidiskriminierung, Dirk Behrendt (Grüne): «Mit dem Monitoring-Bericht wollen wir die homo- und transphobe Gewalt in Berlin transparenter und genauer abbilden. So wollen wir nicht nur ein öffentliches Bewusstsein schaffen, sondern auch Betroffene motivieren, Vorfälle zu melden und zur Anzeige zu bringen. Berlin hat ein sehr gut ausgebautes System aus Verfolgung bei den Strafverfolgungs- und Ermittlungsbehörden sowie Hilfe bei den Fachberatungsstellen. Der Monitoring-Bericht soll diese Arbeit ergänzen.»

Wie die Wissenschaftler*innen mitteilten, sei Gewalt gegen LGBTIQ kein Problem einer bestimmten ethnischen oder religiösen Minderheit. Vielmehr bildeten die polizeilich ermittelten Täter einen repräsentativen Querschnitt durch alle Bevölkerungsgruppen. Es sei auch «ganz überwiegend kein exklusives Thema des sogenannten politischen Extremismus, sondern gesellschaftlich breit verankert».

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Zu den weiteren Ergebnissen:

  • Zwei Drittel aller Vorfälle (63 %) entfallen auf die drei Bezirke Mitte, Tempelhof-Schöneberg und Friedrichshain-Kreuzberg, die berlinweit am stärksten belasteten Ortsteile sind Neukölln und Mitte.
  • Der überwiegende Anteil aller angezeigten Übergriffe (67,3 %) findet im öffentlichen und halböffentlichen Raum statt.
  • Der Anteil männlicher Tatverdächtiger liegt zwischen 2010 und 2018 bei 91,5 %.
  • Opfer von Hasskriminalität gegen die sexuelle und/oder geschlechtliche Identität wurden weit mehrheitlich (zu 68,2 %) «zufällig», also ohne vorherige Bekanntschaft, ausgewählt.
  • 70 % der Übergriffe in Berlin richten sich gegen ein einzelnes Opfer.
  • Männer sind zu grösseren Teilen (42 %) von Gewaltdelikten betroffen als Frauen (36 %).
  • Jüngere Queers werden besonders häufig als Opfer von vorurteilsmotivierter Hasskriminalität erfasst. 30 % der Opfer sind zwischen 20 und 30 Jahre, ein Viertel (24 %) zwischen 30 und 40 Jahre alt. In jüngeren Altersgruppen kommen weibliche Opfer in besonders oft vor.
  • Die bisherige Forschung zeigt ebenfalls, dass Frauen eher als Männer dazu neigen, homofeindliche Beleidigungen hinzunehmen, da sie durch alltäglichen Sexismus zumeist schon seit jungen Jahren an sexualisierte Abwertung und Beleidigung gewöhnt seien, heisst es.
  • In lesbenfeindlicher Gewalt verschränken sich so gut wie immer Homophobie und (Hetero-)Sexismus.
  • Die Mehrheit der Befragten fühlt sich trotzdem in Berlin eher sicher, beschäftigt sich aber gleichzeitig (eher) stark mit der Möglichkeit lesbenfeindlicher Übergriffe.
  • 57 % der Befragten haben in den letzten fünf Jahren lesbenfeindliche Gewalt erlebt, 35 % im vergangenen Jahr. Die lesbenfeindliche Motivation der Vorfälle war in der Regel klar erkennbar – z. B. aufgrund von Beleidigungen und Schimpfworten (70 %).

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Der Bericht soll von nun an im Rahmen der Umsetzung der Initiative «Berlin tritt ein für Selbstbestimmung und Akzeptanz geschlechtlicher und sexueller Vielfalt» (IGSV) im zweijährigen Rhythmus erscheinen und wird von der Camino gGmbH erstellt. Für 2022 ist das Schwerpunktthema «Gewalt gegen trans- und intergeschlechtliche Menschen» vorgesehen.

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