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Ex-Hofdame aus «Bauer, ledig, sucht…» lebt heute als trans Mann

Raphael erzählt seine Geschichte im Zurich Pride Podcast

Raphael machte als Hofdame bei «Bauer, ledig, sucht…» mit und lernte Landwirt Benjamin kennen. Sie wurden ein Paar, doch Raphael konnte seine trans Identität nicht länger verleugnen.

Die neueste Folge des Zurich Pride Podcasts ist eine ganz aussergewöhnliche, darauf weist Moderator Alexander Wenger mehrmals hin. Raphael, der 2017 als Hofdame bei «Bauer, ledig, sucht…» mitgemacht hatte, spricht so offen über sein trans Outing und sein Umfeld, dass einige Aussagen wegen des Persönlichkeitsrechts herausgeschnitten werden mussten.

«Normales, bürgerliches Leben»
Raphael habe schon früh gemerkt, dass er anders war. «Wie ein Alien» habe er sich gefühlt. Als der heute 27-Jährige in seiner Jugend aus den Medien von trans Menschen erfuhr, hatte er endlich einen Namen für dieses «Anderssein». Doch immer wieder habe er aktiv versucht, den Erwartungen der Gesellschaft gerecht zu werden, erzählt Raphael im Podcast-Interview weiter.

 

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Sich bei «Bauer, ledig, sucht…» anzumelden, sei ebenfalls aus dieser Motivation heraus entstanden: Er wollte durch die Kuppelshow schon fast ein «normales, bürgerliches Leben» erzwingen.


Dass gewisse Dinge so einfach nicht funktionieren, musste Raphael schon damals bewusst gewesen sein. Denn vor der laufenden Kamera des Schweizer Privatsenders 3+ sagte er zu Benjamin, die Liebe könne man nicht erzwingen. Er hat offiziell mit ihm Schluss gemacht. Dann hätte aber seine Mutter befohlen, dass die beiden ein Paar sein müssen. Hier greift Moderator Alexander Wenger nachträglich ins Gespräch ein und lässt die Hörer*innen wissen, dass Raphaels Mutter eine ganz andere Version davon erzählt: Sie habe lediglich vorgeschlagen, dass Raphael nochmals mit dem fünf Jahre älteren Jungbauern Kontakt aufnehmen solle.

Kampf gegen wahre Identität
Wie dem auch sei: Die beiden kamen wieder zusammen und feierten ihr Liebescomeback auch mit dem Sender 3+. Nach aussen hin wirkte das Paar glücklich, doch Raphael hatte immer mehr Probleme, seine wahre Identität zu verleugnen. Aber wieder entschied er sich, dagegen anzukämpfen und fasste einen folgenreichen Entschluss. «Ich dachte mir, das Beste wäre es, schwanger zu werden», erzählt Raphael im Podcast. Er erhoffte sich, durch die Schwangerschaft seinen «weiblichen Körper zu spüren». Ein «Kurzschluss-Gedanke» sei das gewesen. Die beiden wurden Eltern von Zwillingen, die heute zweieinhalbjährig sind.

Einige Zeit nach der Geburt der Kinder begann Raphael mit der Transition; er nahm Testosteron und legte seinen weiblichen Vornamen ab. Mit dem trans Outing habe er sowas wie seinen «Seelenfrieden» gefunden. Auch die Suizidgedanken, die ihn geplagt hätten, seien stark zurückgegangen.


Trennung nach Podcast
Benjamin jedoch wirft ihm vor, ihm die ganze Zeit nur etwas vorgemacht zu haben. Er sei schliesslich nicht schwul und habe in der Sendung mitgemacht, um seine Traumfrau zu finden. Zum Zeitpunkt der Podcast-Aufnahme lebten die beiden nach Angaben von Raphael trotzdem noch in einer offenen Beziehung.

Nach dem Abschluss des Gesprächs erfahren die Hörer*innen jedoch in einem Update von Moderator Alexander Wenger, dass sich die beiden nach der Aufzeichnung endgültig getrennt hätten. Sie würden das Sorgerecht teilen, Benjamin werde die gemeinsame Wohnung verlassen. Raphael fühle sich nun nach eigenen Angaben «befreit».

2022 wollte mit Heischi erstmals seit acht Jahren wieder ein schwuler Bauer in der Kuppelshow die grosse Liebe finden (MANNSCHAFT berichtete). Marco Fritsche, der langjährige Moderator von «Bauer, ledig, sucht …», lebt inzwischen mit seinem Freund im Appenzell, haderte jedoch lange Zeit mit seinem Schwulsein, wie er kürzlich in einem Podcast sagte (MANNSCHAFT berichtete).


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