Orban-Widersacher Peter Magyar: Hoffnung für LGBTIQ?
Bringt er eine queerfreundliche Wende?
Zehntausende Ungarn haben am Samstag in Budapest gegen die Regierung des rechtspopulistischen Regierungschefs Viktor Orban demonstriert und Neuwahlen gefordert. Aber wer ist Peter Magyar?
Aufgerufen zu einer der grössten Protestkundgebungen der letzten Jahrzehnte hatte der ehemalige Politik-Insider Peter Magyar, der sich erst kürzlich zum Orban-Kritiker gewandelt hatte. «Die Regierung möge die Macht zurück in die Hände des Volkes legen und ihm die Wahlmöglichkeit geben», sagte Magyar in einer knapp einstündigen Ansprache.
Ob für ihn auch Queers zum Volk gehören und wie er zum Thema LGBTIQ Menschenrechte steht – man weiss es (noch) nicht. In Ungarn werden LGBTIQ seit Jahren stigmatisiert (MANNSCHAFT berichtete). Unter Orban wurden restriktive Gesetze und Gesetzesänderungen verabschiedet, die die Menschenrechte von LGBTIQ ernsthaft untergraben (MANNSCHAFT berichtete).
MANNSCHAFT fragte bei der LGBTIQ-Organisation Háttér Society nach. Antwort: Magyar habe bisher keine Aussagen zu LGBTIQ gemacht, daher kenne man seine Haltung nicht. Das bestätige auch ein aktueller Bericht des staatlichen Rundfunk.
Dasselbe hören wir vom Veranstalter des queeren Magic Mirror Zeltes im Sziget-Festival und von Rémy Bonny von der LGBTIQ-Organisation Forbidden Colours. Immerhin eines sei klar: Magyar habe in früheren Interviews erklärt, dass er ein eher konservativer Mensch sei, dies bestätigten auch Menschen in seinem Umfeld. Daraus könne man wohl schliessen, so Bonny, dass er sich an demokratische Grundsätze halten wolle.
Was über Magyar ansonsten bekannt ist: Er war mit der ehemaligen Justizministerin Judit Varga verheiratet und hatte selbst Führungsposten in staatlichen und staatsnahen Institutionen und Unternehmen bekleidet. Im Februar hatte er überraschend mit seinem bisherigen politischen Umfeld gebrochen. Unmittelbarer Anlass war seiner Darstellung nach die Affäre um die Begnadigung eines Pädophilen-Helfers, die zum Rücktritt von Staatspräsidentin Katalin Novak sowie dem Ende der politischen Laufbahn seiner Ex-Frau geführt hatte (MANNSCHAFT berichtete).
Seit seinem öffentlichen Auftreten als Kritiker der Orban-Regierung wirft Magyar dem Umfeld des Regierungschefs Korruption und Machtmissbrauch vor. Zur Untermauerung seiner Anschuldigungen veröffentlichte er im Vormonat den Mitschnitt eines Gesprächs, das er Anfang des Vorjahres mit Varga geführt hatte, als sie Ministerin und er noch mit ihr verheiratet war. Darin schildert die Politikerin, wie Gefolgsleute von Orbans mächtigem Kanzleiminister Antal Rogan in staatsanwaltliche Ermittlungen eingegriffen und den Minister belastende Stellen aus den Akten getilgt haben sollen. Varga bestritt die Authentizität des Gesprächs nicht, behauptete aber, von Magyar zu Aussagen manipuliert und genötigt worden zu sein, die inhaltlich nicht stimmten.
Wir fordern unser Land und unsere nationalen Symbole zurück!
Auf der Kundgebung am Samstag rief Magyar in die Menge: «Wir fordern unser Land und unsere nationalen Symbole zurück!» Er ermutigte die Menschen, sich in seiner neuen Bewegung «Auf, auf, Ungarn!» zu engagieren. Bei der Europawahl am 9. Juni kann Magyar mit keiner eigenen Partei antreten, weil er mit einer Parteigründung die Fristen nicht einhalten kann. Er verhandle aber mit existierenden Parteien, um ein Antreten zu ermöglichen. Das Ergebnis der Europawahl in Ungarn werde «zum ersten Sargnagel» für das Orban-System, fügte Magyar hinzu. (mit dpa)
Carlos Parra wuchs als schwuler Junge in Bolivien auf. Seine Mutter schickte ihn fort. Einmal im Jahr kehrt er zurück in seine Heimatstadt – als Paris Galán (MANNSCHAFT+).
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