«Etwas Ähnliches wie Queerbooks gibt es in der Schweiz sonst nicht»
Am Zukunftstag schnupperte der Schüler Rumy Dietrich ein bisschen Medienluft
Rumy Dietrich verbrachte seinen Zukunftstag in der MANNSCHAFT-Redaktion. Der 12-Jährige interviewte Buchhändlerin Milena Leutert von Queerbooks.
Was hast du für eine Beziehung zur LGBTIQ Community? Ich bin nicht Teil der LGBTIQ-Community, aber mit der Zeit habe ich mich mehr für Feminismus und auch für LGBTIQ interessiert, vor allem von der politischen Seite aus. Ich hatte ein Praktikum bei MANNSCHAFT, also war ich schon sehr involviert und das konnte ich bei Queerbooks auch weiter so führen.
Wie läuft es im Laden in diesen Zeiten der Coronakrise? Ich bin erst seit März bei Queerbooks, aber ich weiss, dass man im Lockdown nicht in den Laden konnte und deshalb sehr viele online bestellten. Da Leute aus der ganzen Schweiz hier bestellen, weil wir eine sehr grosse Auswahl zum LGBTIQ-Thema haben, hat es online ziemlich zugenommen. Mit den Onlineeinnahmen konnten wir den Lockdown überbrücken.
Hast du viel Kundschaft oder auch Stammkundschaft? Es hat schon Leute, die immer wieder kommen zum Beispiel kurz, um zu schauen, ob etwas Neues gibt. Es gibt zwei Arten von Stammkund*innen: Die, die in den Laden kommen und die, die online etwas kaufen.
Kommen manchmal heterosexuelle Personen in deinen Laden, wenn ich fragen darf? Ich frage sie nicht (lacht) aber ich nehme es an, denn wir haben auch andere Literatur, als nur das Thema LGBTIQ, zum Beispiel Feminismus. Darum nehme ich an, dass wir auch heterosexuelle Kund*innen haben.
Gibt es auch Konkurrenten in dieser Branche? So etwas Ähnliches wie Queerbooks gibt es in der Schweiz nicht. Ich weiss, es gibt noch eine feministische Buchhandlung in Zürich. Ansonsten gibt es schon kleine Läden, aber nicht mit so einem grossen Sortiment über Trans, Queer etc. wie wir es haben. Also wirkliche Konkurrenten haben wir nicht. Ausser, dass man fast all die Bücher, die wir verkaufen, auch bei fast allen anderen Buchhändlern bestellen kann. Aber das Sortiment ist nur bei uns so gestaltet.
Wie bist du darauf gekommen, dich hier bei Queerbooks zu bewerben? Ich habe Buchhändlerin in einer allgemeinen Buchhandlung gelernt und das war mir zu unpersönlich. Also wollte ich weg von dort und machte ein Praktikum bei der MANNSCHAFT. Und das hat mich ein bisschen dazu geleitet, mich bei Queerbooks zu bewerben.
Bist du als Buchhändlerin schon mal auf den Gedanken gekommen, selbst ein Buch zu schreiben? Ich glaube nicht, dass ich ein Buch schreiben könnte, weil ich glaube, ich könnte nicht so lange an einem Projekt schreiben. Und dann muss man noch einen Verlag finden, wenn man mal fertig ist, es gibt sehr viel zu tun. Ich glaube, der Beruf Autor*in wird sehr unterschätzt. Wenn man dann in der Branche ist, merkt man, dass es sehr schwierig und anstrengend ist. Selbst Werbung dafür zu machen ist noch schwieriger. Nein, ich möchte kein Buch schreiben.
Welche Bucharten (Bücher für Schwule oder Lesben etc.) werden am meisten verkauft? Es kommt hauptsächlich auf die Bücher oder Autor*innen an und auf das, was im Moment aktuell ist. In der letzten Zeit war es Feminismus. Und sonst ist es eigentlich immer ausgeglichen. Also es kommt sehr auf das Buch an.
Habt ihr auch Geschichtliches oder Tierbücher über das Thema LGBTIQ? Wir haben auch Geschichtliches, aber man sieht es nicht direkt, weil das Bücherregal nicht so eingeteilt ist. Und Tiere hat es in Kinderbüchern, damit sie es besser verstehen. Aber in den Romanen nicht.
Hast du auch mal Bücher an Schulen oder an Bibliotheken verkauft, wenn ja an welche? Ja, das machen wir regelmässig. Die Ausstellung «Queer» im Naturhistorischen Museum fragte nach einer Bücherauswahl zum Thema «Queer», um sie in der Ausstellung zu zeigen. Wir haben auch eine Bücherliste für das Regenbogenhaus in Zürich gemacht. Oder das Spital in Zürich hat mal nach Büchern und Listen zur Auswahl gefragt. Generell fragen uns Schulen und Organisationen, weil wir eine sehr grosse Auswahl haben.
Wie alt ist eigentlich eure Kundschaft, was schätzt du? Es sind eher jüngere Kund*innen 20 bis 30-Jährige. Es gibt auch Kund*innen über 40. Unser Laden ist aber eher bekannt bei der jüngeren LGBTIQ-Community.
Hattest du schon mal ein Interview der Art? Oder generell ein Interview? Ich hatte schon mal eins über diesen Laden mit dem Schweizerbuchhandel im Sommer dieses Jahres. Morgen habe ich auch noch eins mit dem Bayerischen Rundfunk im Podcast «Willkommen im Club». Bei mir ist im Moment viel los (lacht).
Das ist jetzt eher eine persönliche Frage: Warst du schon mal auf einer Demo/Veranstaltung der LGBTIQ Community? Für die MANNSCHAFT war ich bei der symbolischen Hochzeit auf dem Helvetiaplatz. Das war vor der Abstimmung für die Ehe für alle. Es konnten sich Paare melden und symbolisch heiraten. Dort gab es auch noch einen Vortrag vom Stadtpräsidenten, wie wichtig diese Abstimmung ist. Es ging darum, positive Aufmerksamkeit zu gewinnen für die Abstimmung und, dass alle abstimmen sollten, die können.
Gibt es eigentlich einen Unterschied bei den Verkaufszahlen, ob Leute Bücher im Internet kaufen oder direkt hier? Im Internet verkaufen wir eher mehr als im Laden, da normalerweise nur Leute aus Bern hier Bücher kaufen kommen. Alle anderen aus der Schweiz bestellen im Internet. Und Organisationen kaufen auch online bei uns ein.
Wie reagierst du, wenn du Kritik gegen die LGBTQ-Community wahrnimmst? Ich habe noch nie so etwas mitbekommen, aber wenn, dann würde ich mich äussern, dass ich das nicht gut von dieser Person finde, was sie da sagt. Und wenn eine Person verbal angegriffen wird, würde ich auch eingreifen und die Person verteidigen.
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