Erst Merz, jetzt Benjamin Zürcher: Achtung, Pädophilie!
Diesmal kommen die homofeindlichen Äusserungen aus der Schweiz
Benjamin Zürcher ist Vorstandsmitglied der Jungen EVP (JEVP) Thurgau. Er erklärte via Twitter, dass das Adoptionsrecht für homosexuelle Paare «Pädophilie fördern kann». Zurücktreten will er nicht.
Wie er darauf kam? Benjamin Zürcher, ein wertkonservativer Christ von 18 Jahren, bezog sich auf den berüchtigten Kasseler Professor für Evolutionsbiologie Ulrich Kutschera, der vor Jahren behauptet hatte, aufgrund fehlender biologischer Verwandtschaft mangle es bei schwulen bzw. lesbischen Eltern an einer sogenannten «instinktiven Inzucht-Abscheu».
Zürcher, der Mitglied einer Freikirche ist und auch die Ehe für alle ablehnt, löste mit seinen Äusserungen einen Shitstorm aus. Viele User*innen warfen ihm Homophobie vor oder forderten den Parteiausschluss. Die JEVP Schweiz distanzierte sich von der homophoben Aussage ihres Mitglieds.
Auch Roman Heggli von Pink Cross, kritisiert die Aussagen gegenüber 20 Minuten scharf. «Es kommt immer wieder vor, dass Pädophilie und Homosexuelle im gleichen Atemzug genannt werden.» Mit solch «schwachsinnigen Aussagen» solle wohl vor allem Hass geschürt werden.
LGBTIQ sind «krank» – Influencerin hetzt bei Instagram
Angesprochen auf die junge EVP, die sich für eine starke Familie, im Idealfall mit Mutter und Vater, einsetzt, meint Heggli: «Die junge EVP politisiert an der Realität vorbei.» Es gebe schliesslich immer mehr Patchwork-Familien, alleinerziehende Eltern oder Regenbogenfamilien.
Zürcher entschuldigte sich noch am gleichen Tag und löschte seinen Twitter-Account. Zu 20 Minuten sagt er: «Angesichts der Umstände halte ich das Löschen des Accounts für die beste Option.» An den Inhalt des Tweets glaube er aber nach wie vor.
Der Nachwuchspolitiker der Evangelischen Volkspartei erklärte, er stelle sich einer persönliche Diskussion mit Kritiker*innen. Ein Parteiaustritt komme für ihn aber nicht infrage. Zürcher glaube auch nicht, dass es zu einem Ausschluss kommt. «Ich fühle mich nach wie vor in der richtigen Partei.»
Dies ist übrigens nicht sein erster Shitstorm. Im März hatte Zürcher getwittert: «Ich bin 18 Jahre jung und gegen die Homo-Ehe, gegen Stimmrechtsalter 16, gegen Klimahysterie, gegen die Cannabis-Legalisierung.»
SVP steht mit Nein zum Schutz vor Hass alleine da
Anfang der Woche hatte der deutsche CDU-Politiker Merz erklärt: «Die sexuelle Orientierung geht die Öffentlichkeit nichts an, solange sich das im Rahmen der Gesetze bewegt und solange es nicht Kinder betrifft. An der Stelle ist für mich allerdings eine absolute Grenze erreicht», so Merz (MANNSCHAFT berichtete).
Sein Parteifreund Frank Sarfeld warf ihm daraufhin vor, schwul und pädophil gleichzusetzen. Friedrich Merz will Ende des Jahres Parteichef und nächstes Jahr Kanzler werden.
Das könnte dich auch interessieren
Kultur
Neues Schweizer-Kino «Bagger Drama»: «Mein Film ist keine Abrechnung»
In «Bagger Drama» steht der schwule Sohn in der Pflicht, den traditionsreichen Familienbetrieb zu übernehmen. Noch vor der Schweizer Premiere gewann der Film von Regisseur Piet Baumgartner international mehrere Preise. Unser Interview.
Von Greg Zwygart
Schweiz
Film
Schwul
Kommentar
Was haben Organisationen für Regenbogenfamilien gegen Väter?
Zankapfel Abstammungsrecht: Väter dürfen nicht mitdiskutieren. Auf Anfrage reagiert die «Bundesinteressengemeinschaft Regenbogenfamilien-Fachkräfte» (BIG) ausweichend.
Von Sören Kittel
Regenbogenfamilie
LGBTIQ-Rechte
Deutschland
Schwul
Pride
US-Sponsoren ziehen sich vom Kölner CSD zurück
Der Umzug zum Christopher Street Day in Köln gilt als einer der grössten seiner Art in Europa. Doch nun hat die repressive Politik von Donald Trump auch Auswirkungen auf das Event am Rhein.
Von Newsdesk/©DPA
News
Community
ESC-Eröffnungsfeier mit sieben Schweizer Prides
Zum Auftakt des Eurovision Song Contest in Basel gibt es eine Eröffnungsfeier, an der sieben Schweizer Prides teilnehmen, etwa Bern und Zürich.
Von Newsdesk Staff
Schweiz
Eurovision Song Contest
Pride