Gegen EM-Flitzer mit Regenbogenfahne wird weiter ermittelt
Eine Petition hat schon gut 9.000 Euro für den jungen Mann gesammelt
Vor dem Spiel Ungarn gegen Deutschland betrat ein junger Mann mit Regenbogenfahne unerlaubt das Spielfeld und wurde von Ordnern abgeführt und der Polizei übergeben. Für ein mögliches Gerichtsverfahren gegen den Flitzer wird auf Gofundme Geld gesammelt. Das Ziel von 5000 Euro wurde längst übertroffen.
Im Vorfeld der Begegnung vor gut einer Woche wurden im Münchner EM-Stadion die Nationalhymnen der beteiligten Nationen abgespielt. Während des Abspielens der ungarischen Hymne, gegen 20.58 Uhr, gelang es dem Beschuldigten mit deutscher Staatsangehörigkeit, die Spielfeldumgrenzung zu überwinden und auf den Rasen zu gelangen. Er überquerte das Feld im Laufschritt mit einer Regenbogenfahne, die er sich um die Schultern geschlungen hatte.
Auf der gegenüberliegenden Stadionseite stellte er sich vor den Spielern der Ungarischen Nationalmannschaft auf und hielt die mitgeführte Flagge in die Luft (MANNSCHAFT berichtete). Dort wurde er durch Sicherheitskräfte/Ordner ergriffen und sodann Beamten des Polizeipräsidiums München übergeben. Anschliessend wurden seine Personalien erhoben und überprüft. Dem Beschuldigten wird derzeit ein Vergehen des Hausfriedensbruchs gem. § 123 StGB vorgeworfen.
Wie RTL bereits berichtet hat, stammt der 18 Jahre alte Mann aus Frechen in der Nähe von Köln. Er sei politisch sehr engagiert und soll zwei Mal den Wettbewerb «Jugend debattiert» gewonnen haben.
In der Vernehmung nach dem Vorfall liess er sich zur Sache ein, um 22.54 Uhr wurde er entlassen. Seitens des DFB wurde in dieser Sache gegen den ihn Strafantrag gestellt. Der Beschuldigte war im Besitz eines Tickets und hatte somit ordnungsgemässen Zugang zur Arena. Während der polizeilichen Sachbearbeitung verhielt er sich ruhig und kooperativ. Die Ermittlungen des Polizeipräsidiums München sind noch nicht abgeschlossen, wie MANNSCHAFT am Freitag von der Staatsanwaltschaft München erfuhr.
Ausser dem Flitzer beschäftigen auch etliche ungarische Bürger die Staatsanwaltschaft wegen Straftaten im Stadion bzw. im Stadtgebiet. Ungarische Fans sollen in München auch homofeindliche Sprüche skandiert haben – MANNSCHAFT berichtete).
So liegt einer Person ein tätlicher Angriff auf Vollstreckungsbeamte in einem besonders schweren Fall und Körperverletzung durch einen Flaschenwurf im Stadion aus dem Fan-Block auf einen Polizeibeamten in der Arena zur Last. Des Weiteren wird ihm ein Verstoss gegen das Betäubungsmittelgesetz wegen des Besitzes von Marihuana vorgeworfen. Gegen ihn wurde ein Haftbefehl beantragt und auch erlassen, er sitzt derzeit in Untersuchungshaft.
Fünf Personen wird das Verwenden verfassungswidriger Organisationen gem. § 86a StGB vorgeworfen (davon vier Fälle im Stadion: dreimal ein Hitlergruss, einmal ein sichtbares sog. «Odalrunentatoo» – und ein Fall im Stadtgebiet, wiederum der Hitlergruss). Vier Personen wurden gegen Benennung eines Zustellungsbevollmächtigten und Zahlung einer Sicherheitsleistung wieder entlassen, gegen eine Person erging Haftbefehl.
Dazu kommt ein Fall von Besitz von Betäubungsmitteln (0,5 g Marihuana), eine Beleidigung von zwei Polizeibeamten, mindestens zwei Fälle der Leistungserschleichung (Screenshots von Tickets für das Spiel) und zwei Fälle des Verstosses gegen das Sprengstoffgesetz (ungekennzeichnete Pyros). Hier handelte es sich «nur» um Ordnungswidrigkeiten, es erfolgten darum keine Massnahmen durch die Staatsanwaltschaft.
Insgesamt sei die strafrechtliche Bewertung des gesamten Tatkomplexes noch nicht vollständig abgeschlossen, so die Staatsanwaltschaft.
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