Entlassener Lehrer: Schulleitung will queeres Personal schützen
Die sexuelle Orientierung habe keine Rolle gespielt, heisst es
Die Schule Pfäffikon will sich nach der Entlassung des schwulen Lehrers stärker mit LGBTIQ-Themen befassen. Pink Cross hatte mit Vertreter*innen der Schulleitung das Gespräch gesucht.
Im Fall des offen schwulen Lehrers Daniel Brunner, der nach der Einmischung von wertkonservativen Eltern seine Stelle beim Schulhaus Obermatt in Pfäffikon SZ verloren hatte, fand nun das angekündigte Gespräch zwischen Pink Cross und der Schulleitung statt. Beim Gespräch nahmen der Leitung Bildung, die Schulleiterin und eine Lehrperson aus Pfäffikon teil. Der Schulpräsident Hanspeter Hugentobler hatte Anfang Juni seinen Rücktritt bekannt gegeben (MANNSCHAFT berichtete).
Wie Pink Cross, der Schweizer Dachverband für schwule, bi und queere Männer, in einer Mitteilung kommunizierte, habe die sexuelle Orientierung des Lehreres «keine Relevanz bei der Entlassung» gehabt. Dies nimmt Geschäftsleiter Roman Heggli so zur Kenntnis.
«Wir wissen nicht, was genau vorgefallen ist und haben aufgrund des Persönlichkeitsschutzes natürlich auch keine Akteneinsicht», sagt er gegenüber MANNSCHAFT. «Ich möchte niemandem offene Homophobie vorwerfen, häufig geschieht Diskriminierung aber auch subtil und wird gar nicht als solche erkannt. Da müssen wir aber nicht nur in Pfäffikon hinschauen.» Es brauche für alle Schulen klare Antidiskriminierungsrichtlinien, auf die sich betroffene Lehrpersonen berufen können.
Was die Einmischung von Eltern im Schulunterricht angehe, so erarbeite die Schule Grundsätze, wie sie mit Druckversuchen von Eltern, speziell bei «gesellschaftspolitisch stark diskutierten Themen» umgehen wolle. «Wir werden in die Erarbeitung miteinbezogen und einen Fokus darauf richten, dass der Schutz von queeren Lehrpersonen explizit verankert und erwähnt wird», sagt Heggli.
Die Schulen Pfäffikon wollen gemäss Mitteilung von Pink Cross den Vorfall zum Anlass nehmen, sich mit dem Thema LGBTIQ stärker zu befassen und sich aktiv für den Schutz von queeren Lehrpersonen vor Diskriminierung einsetzen. Der Dachverband begrüsst diese Schritte und werde die Schule dabei begleiten. Zum einen werde Pink Cross in die Erweiterung und Konkretisierung ihrer Grundsätze für eine «offene und vielfältige Schule» mit einbezogen. Zum anderen werde es Massnahmen geben, um das Thema LGBTIQ stärker im Schulalltag zu verankern.
In der Schweiz organisieren Non-Profit-Organisationen wie ABQ Schulbesuche, bei denen Jugendliche queere Menschen kennen lernen und über LGBTIQ-Themen sprechen können (MANNSCHAFT+). Ein solcher Besuch ist für die Schulen in Pfäffikon zurzeit nicht geplant. «Vor allem für die Sekundarschulen in Pfäffikon wären solche Schulbesuche passend», sagt Heggli zu MANNSCHAFT. «Tendenziell möchten sie jedoch eher auf Massnahmen fokussieren, die sich in den laufenden Schulalltag integrieren lassen und mehr queere Sichtbarkeit fördern. Das finden wir sehr unterstützenswert.»
Diskussionsabend für queere Lehrpersonen
Arbeitest du an einer Schule und/oder bist du (angehende) Lehrperson? Vielleicht hast du dich in den letzten Wochen auch gefragt, wie du bei Druckversuchen von Eltern umgehen kannst und wie du deine Schule und Schulleitung sensibler auf das Thema LGBTIQ machen kannst? Gemeinsam mit dem Dachverband Lehrer*innen Schweiz (LCH) laden die queeren Dachverbände zu einem offenen und interaktiven Diskussionsabend für queere Lehrpersonen und Schulmitarbeitende ein. Unterstützt wird der Anlass von Anna Rosenwasser, die den Abend mit einigen persönlichen Geschichten auflockern wird. Datum: 24. Juni 2024, 18 bis 20 Uhr, mit anschliessendem Apéro Ort: Zürich (Anmeldung)
Mehr: Nach Treffen über Grindr: Mann in Katar verurteilt. Menschenrechtler*innen sprechen von einem «mehr als unfairen» Verfahren (MANNSCHAFT berichtete)
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