«Durch Connemara»: Lesbische Cousinen unterwegs in Irland
Der AvivA Verlag bringt erstmals die historischen Reiseberichte von Edith Somerville und Violet Martin auf Deutsch heraus
Unter dem Pseudonym «Somerville and Ross» veröffentlichten die beiden Cousinen im 19. und frühen 20. Jahrhundert eine ganze Reihe von Kurzgeschichten und Romanen. Obwohl sie zu den interessantesten LGBTIQ-Autorinnen der irischen Literatur zählen, ist ihr Oeuvre im deutschsprachigen Raum bisher kaum bekannt. Das soll sich jetzt ändern.
Eng verbunden durch eine lebenslange Arbeits- und Liebesbeziehung schrieben die beiden Grosscousinen Edith Somerville (1858-1949) und Violet Martin alias Martin Ross (1862-1915) Romane, Reisebücher, Kurzgeschichten und Zeitungsartikel. So verdienten sie ihren Lebensunterhalt «entgegen der gesellschaftlichen Erwartungen und trotz des Spotts der Familie selbst» – und das nicht nur äuserst erfolgreich, sondern in der Zusammenführung beider Stile auch «besonders kunstvoll».
Schon damals nahmen Somerville und Ross bewusst eine weibliche Perspektive auf Land, Leute und Geschichte ein, und hoben so auch in «Through Connemara in a Governess Cart» berühmte Frauen hervor. (MANNSCHAFT berichtete darüber, wie aktuell die lesbische Storyline in der Serie «Friends» in China zensiert wird.)
Mit diesem 1893 erschienenen Bericht ihrer Reise durch Connemara (im Westen Irlands, in der Grafschaft Galway) bürsten die Cousinen zweiten Grades zudem den in den damaligen Reiseberichten vorherrschenden Kitsch sehr charmant, aber gnadenlos gegen den Strich und spiegeln die gewaltigen politischen und sozialen Umbrüche in Irland zum Ende des 19. Jahrhunderts.
Leichtigkeit und Ironie Dabei verbinden Somerville und Ross «eine messerscharfe Beobachtungsgabe mit Leichtigkeit und Ironie im Ton». (Über eine LGBTIQ-Reise ganz anderer Art berichtete MANNSCHAFT im Zusammenhang mit der Spartacus Cruise 2022.)
Am 16. März erscheint dieses Buch erstmals ins Deutsche übersetzt als «Durch Connemara: Mit dem Eselskarren in Irland» im AvivA Verlag, mit einem Nachwort von Elvira Willems.
Zu ihr heisst es auf der Verlagsseite: «Elvira Willems hat Germanistik und Komparatistik studiert und Ende der 1980er-Jahre eine Magisterarbeit über reisende Frauen im 19. Jahrhundert in Italien geschrieben. Sie arbeitete als Buchhändlerin, Bibliotheksmitarbeiterin, Verlagsleiterin und Pressefrau, bevor sie sich 1996 als Literaturübersetzerin aus dem Englischen und als Lektorin selbstständig machte. Die reisenden Frauen haben sie nie ganz losgelassen: Sie hat eine Tagung über Annemarie Schwarzenbach in Sils/Engadin veranstaltet und den dazugehörigen Tagungsband herausgegeben, Aufsätze und Rezensionen zum Thema verfasst und deutschlandweit in vielen Buchhandlungen und Bibliothek.»
Zu den bekanntesten Büchern von «Somerville and Ross» zählt übrigens «The Real Charlotte» von 1894. (Über Graham Nortons autobiografischen Irland-Roman, der sein Coming-out im streng konservativen Land beschreibt, berichtete MANNSCHAFT.)
Das könnte dich auch interessieren
Lesbisch
Neue Serie über rätselhaften Fall: Was geschah mit Amy Bradley?
Sie war 23, offen lesbisch und auf Kreuzfahrt mit ihrer Familie – dann verschwand Amy Bradley spurlos. Netflix widmet dem rätselhaften Vermisstenfall von 1998 eine neue Doku-Serie.
Von Newsdesk Staff
Unterhaltung
Justiz
Serie
Serie
«Carmen Curlers» – Emanzipation durch Lockenwickler
Arte zeigt die dänische Serie «Carmen Curlers». Dabei geht es um die Erfindung der elektrischen Lockenwickler. Es ist eine schräge Komödie, die trotz der biederen Zeit, in der sie spielt, sehr emanzipiert daherkommt.
Von Michael Freckmann
Lifestyle
Kultur
Schwul
Gesundheit
HIV-Prävention in Schulen: Hingehen, wo es weh tut
Matthias Gerschwitz hat vor über 30 Jahren sein positives Testergebnis bekommen. Heute klärt er junge Menschen in ganz Deutschland auf.
Von Newsdesk Staff
Aktivismus
HIV, Aids & STI
Buch
Deutschland
Österreich
Lesbischen Frauen wurde Wohnung verweigert: «Politisches Versagen»
Zwei Frauen wurde in Kärnten ein Mietvertrag verweigert – aufgrund ihrer sexuellen Orientierung. Die Homosexuelle Initiative (Hosi) Wien verurteilt diesen Fall offener Homophobie auf das Schärfste und fordert einmal mehr einen umfassenden Diskriminierungsschutz für LGBTIQ-Personen.
Von Newsdesk Staff
Queerfeindlichkeit
News
Lesbisch