Weitere Onlineshops entfernen «Homoheiler»-Bücher

Eine Aktion des Lesben- und Schwulenverbands und drohende Bussgelder zeigen Wirkung

(Symbolbild: Unsplash)
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Der Lesben- und Schwulenverband (LSVD) erreicht mit einer Aufklärungsaktion die Verbannung diverser «Homoheiler» aus deutschen Online-Buchhandlungen. Der Bürgerrechtsverband wies die Händler*innen dabei auch auf das Werbungs- und Vermittlungsverbot für Konversionstherapien hin.

Mit dem Gesetz zum Schutz vor Konversionsbehandlungen steht in Deutschland seit Juni die Durchführung solcher «Therapien» an Minderjährigen unter Strafe. Mit einer Aufklärungsaktion hat der Lesben- und Schwulenverband (LSVD) erreicht, dass alle grossen deutschen Online-Buchhändler*innen den «Homoheiler» aus ihren virtuellen Regalen entfernen.

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Erfolgreiche Aufklärungsarbeit Wie der LSVD in einer Mitteilung schreibt, hat der Bürgerrechtsverband die Händler*innen über die schlimmen Folgen solcher Behandlungen aufgeklärt. Die in religiös-fundamentalistischen Kreisen angebotenen «Konversionstherapien» haben massive Auswirkungen auf die psychische Gesundheit. Folgen sind etwa soziale Isolation, Depression und Suizidgedanken. Der Weltärztebund bezeichnet diese Verfahren als Verletzung der Menschenrechte.

Die Buchportale erhielten vom LSVD eine Liste mit Publikationen, die Anleitungen für solche Behandlungen beinhalten. Die berühmtesten Homoheiler im Bücherregal sind Gerard J. M. van den Aardweg, Joseph Nicolosi und Richard Cohen. Ihre Schriften geben Eltern von Schwulen und Lesben eine pseudowissenschaftliche Grundlage für ihre homophoben Überzeugungen. Ausserdem finden sich Anleitungen zu gefährlichen «Selbsttherapien».

Drohende Bussgelder Der LSVD mit Sitz in Köln wies die Händler*innen aber auch auf drohende Bussgelder hin. Mit dem Verbot der Behandlungen an Minderjährigen ist nämlich ausserdem ein Werbungs- und Vermittlungsverbot in Kraft getreten. Der Verband teilte den Onlineshops mit, dass Bussgelder bis zu 30’000 Euro fällig werden könnten.

Die Aktion war äusserst erfolgreich. Wie der LSVD berichtet, haben sämtliche Portale nach einem kurzen Meinungsaustausch die Verbannung der «Homoheiler» beschlossen. Einige erkannten dabei, dass die beanstandeten Materialien ohnehin gegen die eigenen Anti-Diskriminierungsrichtlinien und AGBs verstossen hätten. Wer jetzt noch entsprechende Bücher im Buch- und Onlinehandel entdeckt, könne dies gerne beim LSVD anzeigen.

Shitstorm für Hugendubel Bereits im vergangenen Juni hat MANNSCHAFT berichtet, dass sich Thalia und Hugendubel mit ihrem Homoheiler-Angebot zu deren Kompliz*innen machen. Mehrere Leser*innen haben sich daraufhin bei Thalia beschwert – mit Erfolg. Kurze Zeit später verschwanden die beanstandeten Titel von Nicolosi von der Website.

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Bei Hugendubel tobte wegen unseres Beitrags gar ein regelrechter Shitstorm (MANNSCHAFT berichtete). «Wir sehen uns als neutrale Buchhändler», hiess es erst in einer kurzen Stellungnahme. «Entsprechend möchten wir Titel, die nicht auf dem Index stehen, im Sinne der Meinungsfreiheit anbieten.»

Diese Aussage hatte grosse Proteste zur Folge. Dutzende Kund*innen kritisierten das Unternehmen in den sozialen Medien: Fast siebzig Kommentare unter einem Instagram-Bild bezogen sich nicht auf den dazugehörigen Post, sondern auf das Homoheiler-Sortiment. Instagrammerin Shamim startete gar den Hashtag #deleteyourhugendubelaccount. Schliesslich war für Hugendubel der Druck zu gross. Die Buchhandlung verkündete in ihrer Instagram-Story, dass sie «aufgrund der aktuellen Diskussion» sämtliche Titel von Nicolosi aus dem Sortiment streiche.

Etwa ein Jahr zuvor hatte MANNSCHAFT ausserdem erfolgreich die Verbannung aller Nicolosi-Bücher aus dem Sortiment der Schweizer Buchhandlung Weltbild gefordert. Diesen Beitrag kannst du hier nachlesen.

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