«Die Mutter, die sich Schwule wünschen»: Sally Field wird 75
Die Powerfrau mit zwei Oscars feiert am 6. November Geburtstag
Sally Field spielt oft kämpferische Mütter. Die zweifache Oscar-Preisträgerin zeigt auch privat Kampfgeist – etwa bei Protestaktionen und in ihren Memoiren. Nun wird die Hollywood-Veteranin 75 Jahre alt. Von Barbara Munker, dpa
«Ich bin Schauspielerin, Mutter, Grossmutter. Das reicht fürs Erste» – so stellt sich die zweifache Oscar-Preisträgerin Sally Field auf Twitter vor. Die zweifach geschiedene Fields ist Mutter von drei Söhnen mit fünf Enkelkindern.
Ihr Sohn Samuel Greisman ist offen schwul und erklärte einst: «Ich habe die perfekte Mutter, aber mein Coming-out war trotzdem hart.» Als er 18 war, sei seine Mutter zu ihm gekommen und habe gesagt: «Hey, da läuft dieser neue Film ‚Brokeback Mountain‘. Lass ihn uns zusammen sehen! Übrigens Schatz, wolltest du mir noch etwas sagen?», erzählte Greisman laut Medienberichten.
Auch diese Promis stehen zu ihren LGBTIQ Familienmitgliedern.
2012 durfte Greisman ihr den Preis als Ally der Human Rights Campaign überreichen und nannte sie «die Mutter, die sich Schwule wünschen».
Der Hollywood-Star, der an diesem Samstag 75 Jahre alt wird, macht auch als Aktivistin und Autorin von sich reden. Bei einer Kundgebung in Washington für Klimaschutz ging Field im Dezember 2019 mit ihrer Kollegin Jane Fonda auf die Strasse und wurde im Rahmen der Protestaktion auf den Stufen des Kapitol von der Polizei abgeführt. «Wir können uns nicht in unseren Komfortzonen, auf unseren Sofas zurücklehnen und uns fragen: Was können wir tun?», sagte Field bei der Aktion Fire Drill Fridays. «Wir können etwas tun», erklärte der Star kämpferisch.
Vor einem Jahr, als am 7. November Joe Biden zum Sieger über Donald Trump in der US-Präsidentschaftswahl erklärt wurde (MANNSCHAFT berichtete), schrieb Field auf Twitter: «Das waren lange, brutale vier Jahre. Jetzt vergiesse ich Freudentränen».
Kämpferisch kennt man Field auch von der Leinwand. Mit starken Frauenrollen hat die Schauspielerin vor vielen Jahren ihre beiden Oscars gewonnen. 1979 machte sie in dem Sozialdrama «Norma Rae» als couragierte Arbeiterin Dampf. 1984 mimte sie in «Ein Platz im Herzen» eine junge Witwe während der großen Depression, die als Baumwollfarmerin in Texas ums Überleben kämpft.
Auch Steven Spielberg setzte in seiner Lincoln-Biografie auf ihren Kampfgeist. In «Lincoln» (2012) spielte sie die Präsidentengattin Mary Todd Lincoln an der Seite von Daniel Day-Lewis als der legendäre 16. US-Präsident Abraham Lincoln. Spielberg hatte grosses Vertrauen in ihre Schauspielkunst. Field war elf Jahre älter als Day-Lewis, Mary Todd Lincoln war hingegen neun Jahre jünger als ihr Mann. Die «Lincoln»-Rolle brachte Field ihre dritte Oscar-Nominierung ein.
Field, die ihr Privatleben gewöhnlich unter Verschluss hält, zeigt auch als Autorin Courage. In ihren 2018 veröffentlichten Memoiren mit dem Titel «In Pieces» sprach sie offen über düstere Kapitel in ihrem Leben. Als Kind sei sie von ihrem strengen Stiefvater mehrmals sexuell missbraucht worden. Ihre Mutter, die Schauspielerin Margaret Field, hatte den Stuntman Jock Mahoney 1952 geheiratet, als Sally noch ein kleines Mädchen war. Ihrer Mutter habe sie erst 2011, kurz vor deren Krebstod, von dem Missbrauch erzählt, sagte Field im Interview mit der New York Times.
In den Memoiren spricht sie offen über eine heimliche Abtreibung mit 17 Jahren und über ihre mehrjährige Beziehung mit dem 2018 gestorbenen Schauspieler Burt Reynolds, mit dem sie unter anderem die Hit-Komödien «Ein ausgekochtes Schlitzohr» (1977) und «Um Kopf und Kragen» (1978) drehte. Sie seien nicht das vermeintliche Traumpaar gewesen, schilderte Field im Interview mit der New York Times. Ihre Beziehung beschrieb sie als «wirklich kompliziert und schmerzvoll» für sie.
Field wurde 1946 im kalifornischen Pasadena geboren. Als Teenager stach sie bei einem Wettbewerb um die Titelrolle in der TV-Serie «Gidget» die vielen Mitbewerberinnen aus. Nach ihrem TV-Debüt als Surfer-Girl verkörperte der junge Star dann vier Jahre lang Schwester Bertrille in der Hit-Serie «Die fliegende Nonne». Doch sie wollte mehr als nur nette Fernsehrollen. Field studierte am legendären «Actors Studio» in New York.
Mutter rächt den Mord an ihrer Tochter Hollywood setzte oft auf Fields mütterliche Ausstrahlung. In «Forrest Gump» (1994) war sie die Mutter des von Tom Hanks gespielten Helden. In «Magnolien aus Stahl» mimte Julia Roberts ihre sterbenskranke Tochter. In dem Drama «Nicht ohne meine Tochter» spielte sie die Amerikanerin Betty Mahmoody, die von ihrem iranischen Mann nach Teheran gebracht mit ihrer Tochter flieht. In John Schlesingers Selbstjustiz-Thriller «Auge um Auge» trat Field als Mutter in Aktion, die den Mord an ihrer Tochter rächt. In der Serie «Brothers & Sisters» spielte sie eine ausgesprochen homofreundliche Mutter.
Ihre komische Seite zeigte sie mit Kevin Kline in der Seifenoper-Parodie «Lieblingsfeinde – Eine Seifenoper», mit Robin Williams in der Verwechslungskomödie «Mrs. Doubtfire» und mit Reese Witherspoon in «Natürlich Blond 2». Mit der Rolle als May Parker, Tante des Spinnenmanns Peter Parker, landete Field in den beiden Comicbuch-Verfilmungen «The Amazing Spider-Man» und «The Amazing Spider-Man 2: Rise of Electro».
Mit 75 Jahren hat der Alt-Star gleich mehrere Projekte laufen. Der Sender HBO holt die Schauspielerin für eine Sportdrama-Serie über das legendäre Basketballteam der Los Angeles Lakers vor die Kamera. In der geplanten Tragikomödie «Spoiler Alert» soll sie die Mutter eines todkranken schwulen Mannes spielen.
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