Die heile Weihnachtsfilmwelt wird queer

LGBTIQ-Figuren halten Einzug in die traditionell heterosexuelle Welt der kitschigen Christmasfilme

Ben Lewis und Blake Lee sind auch im echten Leben ein verheiratetes Paar (Foto: Screenshot/Lifetime Television)
Ben Lewis und Blake Lee sind auch im echten Leben ein verheiratetes Paar (Foto: Screenshot/Lifetime Television)

Kitschige Weihnachtsfilme spielen uns zum Fest der Liebe die heile Welt vor. Jetzt neu auch mit schwulen und lesbischen Protagonist*innen. Und: Die Gay Ikone Fran Drescher («The Nanny») kehrt zurück.

Je näher Weihnachten rückt, desto grösser wird die alljährliche Flut kitschig-süsser Weihnachtsfilme bei den diversen Streaminganbietern. Auch hierzulande erfreuen sich die einfach gestrickten Liebesfilme mit Titeln wie «A Christmas Prince» oder «Christmas Wedding Planner» immer grösserer Beliebtheit und gehören für viele zur Vorweihnachtszeit einfach dazu. Dabei ist das Schema immer nahezu gleich: Man nehme eine mehr oder weniger bereits bewährte Story und kombiniere sie mit Weihnachten – fertig!

Doch trotz des denkbar einfachen Rezepts hat sich vermutlich jede*r von uns schon eingekuschelt auf der Couch bei einem dieser Filme wiedergefunden. Kein Wunder, bieten sie doch Eskapismus vom Feinsten, gerade in Zeiten, wo sogar ein Weihnachtsmarktbesuch nicht mehr unbeschwert möglich ist. Und mit ihren verschneiten Landschaften liefern uns die Weihnachtsfilme noch dazu die Traumkulisse, die uns dank dem Klimawandel im echten Leben ebenfalls verwehrt bleibt.

Mit der Zeit fällt jedoch auf: Die Weihnachten in amerikanischen TV-Filmen sind weisse Weihnachten. Und das bezieht sich nicht nur auf den immer pünktlich zum Fest einsetzenden Schneefall. Diversität sucht man in diesen Produktionen zumeist vergebens. Noch dazu scheint das Fest der Liebe vor allem ein Fest der heterosexuellen Liebe zu sein (dazu unser Samstagskommentar). Vielfalt auch hier Fehlanzeige! Doch das soll sich jetzt ändern.

Mit MANNSCHAFT überwintern – Die neue Ausgabe ist da!

Mit dem Hallmark Channel und Lifetime Television wollen gleich zwei der für ihre eher konservativen Weihnachtsfilme bekannten US-Kabelsender ein Versprechen einlösen und für mehr Diversität unterm Weihnachtsbaum sorgen. Bei Hallmark gab man bereits im Juli bekannt, künftig verstärkt auch auf LGBTIQ-Storylines zu setzen. Mit «The Christmas House» trägt man diesem Versprechen nun Rechnung.

Der Film erzählt von einer Familienzusammenkunft und einem schwulen Paar, das während der Feiertage erfahren soll, ob es ein Kind adoptieren darf. Die Hauptrolle spielt mit «Mean Girls»-Star Jonathan Bennett ein offen schwuler Schauspieler. Schon im Sommer zeigte Hallmark erstmals einen Film mit einer lesbischen Hochzeit, was auf der einen Seite viel Lob erntete, bei konservativen Zuschauer*innen jedoch für Unmut sorgte.

Noch vor Hallmark preschte allerdings der Konkurrenzsender Lifetime Television vor und gab bekannt, in diesem Jahr erstmals einen Weihnachtsfilm mit LGBTIQ-Romanze und einen weiteren mit einer amerikanisch-chinesischen Familie auszustrahlen. Erst 2019 hatte sich das Network getraut, einen gleichgeschlechtlichen Kuss zu zeigen. In «The Christmas Setup» entdeckt der New Yorker Anwalt Hugo Gefühle für seinen Jugendfreund Patrick, als er für die Feiertage in seine Heimatstadt zurückkehrt. Während seine beste Freundin der Liebe auf die Sprünge hilft, erreicht Hugo ein Jobangebot, das allem einen Strich durch die Rechnung machen könnte.

In den Hauptrollen sind mit Ben Lewis und Blake Lee zwei Männer zu sehen, die auch im echten Leben ein verheiratetes Paar sind. Noch dazu wird die Rolle von Hugos Mutter von keiner Geringeren als der Schwulenikone Fran Drescher («The Nanny») gespielt. Durch eine enge Zusammenarbeit mit der LGBTIQ-Organisation GLAAD wolle man zudem für eine sensible Darstellung des Themas sorgen, so der Sender.

Als Letzter im Bunde zog im Oktober der Streaminganbieter HULU nach und verkündete, einen queeren Weihnachtsfilm mit Kristen Stewart in der Hauptrolle zu zeigen. Im Film «The Happiest Season» macht sich die von Stewart gespielte Abby auf den Weg zur Familie ihrer Freundin, um während der Feiertage um deren Hand anzuhalten.

Girl meets Girl: Viele US-Networks wollen in diesem Jahr für mehr Diversität in ihren allseits beliebten Weihnachtsfilmen sorgen. (Bild: Sony Pictures)
Girl meets Girl: Viele US-Networks wollen in diesem Jahr für mehr Diversität in ihren allseits beliebten Weihnachtsfilmen sorgen. (Bild: Sony Pictures)

Während besonders in den USA fundamental-christliche Gruppen wie «One Million Moms» den Sendern/Streaminganbieter*innen vorwerfen, sie hätten sich dem Druck aus LGBTIQ-Kreisen gebeugt und würden ihre Werte verraten, dürfen wir uns darüber freuen, dass selbst Weihnachtsfilme endlich versuchen, die Vielfalt unserer Gesellschaft abzubilden. Frank Sinatra singt im Klassiker «Have Yourself A Merry Little Christmas» ja schliesslich nicht umsonst «Make the Yuletide Gay». Und bis die genannten Filme auch hierzulande im Programm landen, bleibt uns wohl nichts anderes übrig, als uns einzukuscheln und «A Christmas Prince 3» zu gucken.

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