Deutsche Politik kritisiert homofeindliche Aussagen von Diyanet-Chef
... und Hessen trennt sich von der Türkisch-Islamischen Union Ditib als Partner beim islamischen Religionsunterricht
Ali Erbaş, Präsident des türkischen Amtes für religiöse Angelegenheiten, Diyanet, hatte zu Beginn des Fastenmonates Ramadan gegen Homosexuelle gehetzt. Seine Äusserungen werden nun von deutschen Politiker*innen kritisiert.
In der Hasspredigt (MANNSCHAFT berichtete) hatte es am Freitag u. a. geheissen: «Kämpfen wir gemeinsam gegen die Homosexuellen gegen diejenigen, die unverheiratet die Sex haben, sie bringen die Krankheiten wie HIV, sie zerstören die Folgegenerationen».
Tunesien erkennt erstmals eine gleichgeschlechtliche Ehe an
Diese Aussagen des Chefs der türkischen Religionsbehörde Diyanet zu Homosexualität zeigten, «wie sehr sich die Politik der AKP von Rechtsstaatlichkeit und Minderheitenschutz entfernt» habe, sagte der aussenpolitische Sprecher der Grünen-Fraktion im Bundestag, Omid Nouripour, der Welt. Sie machten einmal mehr deutlich, so Michael Roth (SPD), Europa-Staatsminister im Auswärtigen Amt, zu der Zeitung, «dass die Situation für LGBTI-Personen in der Türkei unverändert sehr schwierig, ja gefährlich ist».
Sevim Dagdelen, die stellvertretende Vorsitzende der Linksfraktion, nannte die Äusserungen einen «erneuten Beleg dafür, dass sich das Erdogan-Regime weiter in Richtung Islamismus und antidemokratischer Muslimbruderschaft radikalisiert».
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan sagte später, Erbaş‘ Aussagen seien korrekt, aber nur bindend für Muslime. Für alle anderen handele es sich lediglich um eine Meinung.
Derweil trennt sich das Land Hessen zum Schuljahresende von der Türkisch-Islamischen Union Ditib als Partner beim islamischen Religionsunterricht. Diese Entscheidung gab Kultusminister Alexander Lorz (CDU) am Dienstag in Wiesbaden bekannt, berichtet die Hessenschau.
Schwuler Imam aus Berlin schafft Anlaufstelle für LGBTIQ-Moslems
Demnach wird im neuen Schuljahr für die derzeit rund 3300 beteiligten Schüler*innen kein bekenntnisorientierter Religionsunterricht mehr erteilt. Der Moscheeverband reagierte mit Unverständnis.
Ausschlaggebend für die Entscheidung sei die Weisungskette vom türkischen Staatspräsidenten über die ihm unterstehende Religionsbehörde Diyanet, den Ditib-Bundesverband und dessen hessischen Landesverband. Daran werde sich auch auf absehbare Zeit nichts ändern, sodass die verfassungsrechtlich für einen Religionsunterricht unverzichtbare Unabhängigkeit nicht gegeben sei. Dazu verwies Lorz auch auf entsprechende Aussagen von ihm beauftragter Gutachter mehrerer Professoren, darunter der renommierte Staatsrechtler Josef Isensee. Dadurch seien Strukturen erkennbar geworden, «die unserem Gedanken von Unabhängigkeit entgegenstehen», so Lorz.
Das könnte dich auch interessieren
Deutschland
Hass und Drohungen wegen Charlie Kirk: Dunja Hayali legt Pause ein
Nach einer Moderation zum Attentat auf Charlie Kirk bekam Dunja Hayali zahlreiche, auch lesbenfeindliche Hassnachrichten. Deshalb will sie sich «für ein paar Tage» zurückziehen.
Von Newsdesk Staff
News
Lesbisch
Gesellschaft
Film
Arte zeigt «Eismayer» – Liebe unter Soldaten im Bundesheer
Der gefürchtete Ausbilder beim österreichischen Bundesheer führte lange ein Doppelleben. Schwul war er nur heimlich. Als Vizeleutnant Eismayer den Rekruten Mario trifft, verändert sich alles.
Von Newsdesk Staff
Serie
Österreich
Kultur
Fokus
Coming-out
Wien
Ein Leuchtturm namens Magnus: Das neue Zentrum für sexuelle Gesundheit
Wien bekommt ab 2026 ein neues Zentrum für sexuelle Gesundheit: Magnus* Ambulatorium für sexuelle Gesundheit: ein einzigartiges Kompetenzzentrum für Prävention, Testung, Behandlung und Beratung.
Von Newsdesk Staff
Gesundheit
News
HIV, Aids & STI
Österreich
Kommentar
«Man tritt nicht nach Schwächeren, die schon fast am Boden liegen»
Jacques Schuster, Chefredakteur der Welt am Sonntag hat einen in vielerlei Hinsicht gestrigen Text gegen LGBTIQ verfasst. Unser Autor antwortet mit einem Gegenkommentar*.
Von Kriss Rudolph
Pride
Deutschland
Queerfeindlichkeit