«Der Dicki ist treu wie Gold» – Vor zehn Jahren starb Dirk Bach
Er galt als besondere Erscheinung in der Medienbranche
Dirk Bach galt als besondere Erscheinung in der Medienbranche, nicht nur optisch. Eigentlich mochte ihn jeder. Der Schmerz über seinen plötzlichen Tod vor zehn Jahren ist bis heute nicht ganz verflogen.
Von Jonas-Erik Schmidt, dpa
Hella von Sinnen hat gerade an einem sehr dicken Buch mit Erinnerungen an ihren Freund Dirk Bach mitgeschrieben (MANNSCHAFT berichtete). Über die Gefühle, die die Nachricht von seinem Tod einst bei ihr auslösten, kann sie dennoch noch nicht gut reden. «Ich möchte nicht permanent in eine posttraumatische Belastungsstörung geschubst werden, indem ich gedanklich immer wieder zurück in diese Situation gehe», sagt die Komikerin, normalerweise bekannt für forsche Formulierungskunst. «Ich kann nur so viel sagen: Es war ein Schock.» Ende.
Es gibt nicht viele Menschen, an die man sich im doch eher schnelllebigen deutschen Medien-Geschäft weit über ihren Tod hinaus noch sehr lebhaft erinnert. Dirk Bach ist so einer. Er starb am 1. Oktober 2012 – also vor zehn Jahren – mit 51 in Berlin. Ein paar Tage später hätte er eigentlich in Dieter Hallervordens Schlosspark-Theater im Stück «Der kleine König Dezember» zu sehen sein sollen. Die Trauer war riesig.
Wenn man einen Eindruck davon bekommen will, warum der 1,68 Meter grosse Schauspieler bis heute einen langen Schatten wirft, der kann tatsächlich mal das Buch durchblättern, das Hella von Sinnen zusammen mit Cornelia Scheel und Pelle Pershing herausgegeben hat («Dear Dicki – Erinnerungen an Dirk Bach»). Mehr als 80 Menschen schreiben darin Briefe an «Dicki» – Bachs Spitzname. Darunter Bastian Pastewka, Anke Engelke, Sonja Zietlow, Olli Dittrich und Frank Schätzing. Und natürlich Hella von Sinnen, die mit Bach sogar zusammen wohnte.
«Der Dicki ist treu wie Gold», sagt die Schauspielerin, wenn man sie auf die Zahl der Briefeschreiber anspricht. «Wenn er in einem Projekt mit jemanden zusammenarbeitet, dann kennt er diesen Menschen auch und denkt an seinen Geburtstag.» Viele fühlten sich ihm daher verbunden.
Was natürlich sofort auffällt: Von Sinnen formuliert in der Zeitform der Gegenwart, nicht in der Vergangenheit. Als sei Bach noch da. «Der Dirk hat eine Liebe und Energie auf dem Erdenrund hinterlassen, dass er für viele Menschen gar nicht weg ist», erklärt sie. «Ich schreibe das auch im Buch: Wenn ich von ihm träume, dann lebt er immer. Er kommt immer um die Ecke und ich schreie ihn an: Hast du sie noch alle? Findest du das witzig? Uns hier zu lassen? Er hat immer noch eine grosse Präsenz.»
Was überliefert ist: Bach galt in einer Branche, in der Egos nicht gerade klein und die Gangart oft breit ist, als Mann mit grossem Herzen. Beim Deutschen Fernsehpreis 2012, am Tag nach seinem Tod, trugen viele Promis «Danke Dirk»-Aufkleber. (MANNSCHAFT berichtete)
Bach, 1961 in Köln geboren, war in der Schule drei Mal sitzen geblieben und schliesslich vom Gymnasium geflogen. Sein Ziel, Schauspieler zu werden, erreichte er dennoch. Mit Anfang 20 kam der Durchbruch – am Theater mit einer «Geierwally»-Inszenierung und im Kino als Showmaster Willi Wunder in «Im Himmel ist die Hölle los». In den 1990er Jahren hatte er Erfolg mit der ZDF-Sitcom «Lukas» oder mit der «Dirk Bach Show» bei RTL. Als Zauberer Pepe amüsierte er von 2000 bis 2007 Kinder in der «Sesamstraße». Das Klischee vom kleinen Dicken, Archetyp Teddybär, kultivierte er selbst, indem er ständig Witze über seinen Körperumfang machte.
Dass er sich ausgerechnet als Dschungelcamp-Moderator verpflichten liess, stiess in der Theaterwelt dennoch auf Unverständnis. Vor allem in den ersten Jahren galt die RTL-Show noch als Kulturbruch, als Ekel-TV. Dass man mit Kakerlaken und C-Promis auch kleine theatereske Dramen über Verrat, falschen Stolz und Selbstüberschätzung erzählen kann, setzte sich als Erkenntnis erst später durch. Womöglich sah das Bach einfach etwas früher. Wer ihn ohne Publikum traf, erlebte einen belesenen und nachdenklichen Menschen. Seit 1995 lebte er in einer festen Beziehung mit seinem Partner Thomas.
Seine Urne wurde auf dem Kölner Melatenfriedhof beigesetzt. Dort kommen fast alle hin, die in der Stadt Rang und Namen haben. Alfred Biolek, Willy Millowitsch, der Maler Sigmar Polke. Bach hat ein Grab an einem der Hauptwege. In Köln gibt es zudem Pläne, einen Platz nach ihm zu benennen.
Hella von Sinnen sieht ihre Arbeit an dem Bach-Buch dennoch auch als Mittel, an dem Bild zu arbeiten, das folgende Generationen von ihrem Freund haben werden. «Wenn oberflächliche Fernsehzuschauer abgespeichert haben sollten, dass der Dirk vor allem eine kleine, dicke, schrille Ulknudel war», sagte sie, «dann wäre es für diese Zuschauer sicherlich eine prima Sache, dieses Buch zu lesen.» Sie kennt eben das schnelllebige Medien-Geschäft.
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