Coming-out 20 Jahre zu spät? Superman wird bisexuell
Nicht noch ein Heteroheld!, dachte sich der Autor
Der Sohn von Lois Lane und Clark Kent verliebt sich in einen Mann. Ab November sorgt Jon Kent für mehr bisexuelle Sichtbarkeit. Nicht alle finden das «kühn».
Jon Kent verliebt sich demnächst in einen jungen Reporter, kündigte DC Comics kürzlich an. Jeder brauche Helden, erklärte dazu Autor Tom Taylor. Deshalb sei er sehr dankbar, dass DC Comics und Warner Bros. Gefallen an seiner Idee fanden, den neuen Superman bisexuell zu machen.
«Die Vorstellung, Clark Kent durch noch einen heterosexuellen, weissen Retter zu ersetzen, fühlte sich an wie eine verpasste Gelegenheit», so Taylor in der New York Times.
Für die Ausgabe «Superman: Son of Kal-El», die Anfang November erscheint, wurde darum ein «kühner Richtungswechsel» angekündigt. Jonathan «Jon» Kent, Sohn von Clark Kent und Lois Lane, im übrigen so tapfer und durchsetzungsfähig wie die beiden, wird sich in den jungen Zeitungsreporter Jay Nakamura verlieben.
Der frühere Superman-Darsteller Dean Cain kritisierte, das komme alles zu spät: «Hätten sie das vor 20 Jahren gemacht, wäre es kühn gewesen.» Wirklich «mutig» wäre es gewesen, so Cain, wenn der neue Superman sich für die LGBTIQ-Rechte im Iran einsetzen würde, «wo sie diese Leute von Häusern herabstürzen».
Cain zeigte sich auch wenig begeistert, dass Superman sich für Klimaschutz und Geflüchtete einsetzt: «Er sollte lieber dafür kämpfen, dass Frauen die Schule besuchen und arbeiten dürfen und dass Jungs nicht von Männern vergewaltigt werden unter den den neuerdings so netten Taliban – auch das wäre tapfer.»
Der Journalist Stefan Mesch, Kenner von Superman und Batman, fand im Deutschlandfunk lobendere Worte: Vor zehn Jahren wäre das Coming-out unmöglich gewesen. Damals habe es Queerness nämlich fast nur bei Rand- und Nebenfiguren gegeben. Heute heisse es: Wonder Woman ist bi. Catwoman ist bi. Batmans Robin, sein Adoptivsohn Tim Drake ist bisexuell. Also: «Figuren, die ihr seit Jahren kennt, stehen nicht nur auf ein Geschlecht.»
Immer öfter seien sie auch von queeren Menschen erfunden und geschrieben. Dennoch gelte noch immer: US-Held*innen-Comics seien zu konservativ. «Es gibt viel zu wenige Frauen oder nichtbinäre Leute, die da zeichnen, schreiben, erzählen. Auf dem Weg ins Kino büssten die Comics dann meist an Diversität ein, so Mesch. «Grosse Kinofilme rentieren sich zunehmend nur noch, wenn sie weltweit erfolgreich sind – unbedingt auch in queerfeindlichen Ländern».
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