Churer Gemeinderat lehnt LGBTIQ-Thementag an Schulen ab

Vorgeschlagen wurde ein Prideday für mehr Akzeptanz und Toleranz

(Symbolbild: Unsplash/ Anastasiia Chepinska)
(Symbolbild: Unsplash/ Anastasiia Chepinska)

Im Churer Gemeinderat wurde am Donnerstag über einen LGBTIQ-Thementag an städtischen Schulen abgestimmt. Die Versammlung sprach sich deutlich gegen den Antrag aus.

14 zu 6 Stimmen standen bei einer Enthaltung nach nur 85 Minuten Besprechungszeit zu Buche – schneller hatte der Churer Gemeinderat in der Vergangenheit selten entschieden. «Wir müssen uns dagegen wehren, dass die Stadtschule von Interessengruppierungen jeglicher Art vereinnahmt wird – das ist eine ordnungspolitische Frage», hatte der zuständigen Stadtrat Patrik Degiacomi (SP) erklärt, wie die Zeitung Südostschweiz berichtete.

Zuvor hatten unter anderem die Grünliberalen einen Vorschlag eingereicht, der einen sogenannten Prideday vorsah, um einen «offenen, respektvollen Umgang mit sexueller Identifikation» zu fördern und «Jugendliche mit non-binärer Geschlechterrolle auf ihrem schwierigen Lebensweg zu unterstützen».

An den Schulen müsse diesen Themen mehr Aufmerksamkeit eingeräumt werden, damit LGBTIQ-Feindlichkeit eingedämmt werden könne, erklärte beispielsweise Géraldine Danuser. Der Lehrplan sehe zwar vor, dass Kompetenzen im Sinne der Geschlechter- und Geschlechterrollen-Reflexion vermittelt werden, kenne aber nur zwei Geschlechter. «Er bildet die Vielfalt der Geschlechter nicht ab», betonte die Politikerin. Wie LGBTIQ-Themenbereiche vermittelt werden, hänge vom jeweiligen Lehrpersonal ab.

Adrian Meier (Freie Liste & Grüne) unterstützte seine Kollegin insofern, dass er ihr bei der Dringlichkeit des Problems zustimmte und befürtwortete, wenn ein Lehrer dies in den Unterricht einbringen wolle. «Den Lehrern aber vorzuschreiben, was sie den Schülern beizubringen haben, wäre zu viel verlangt», sagte er. Es sei seiner Meinung nach zudem bedenklich, wenn die Schule die Erziehung der Kinder übernehmen müsse und führte eweiter aus: «Es ist den Eltern zuzutrauen, den Kindern Respekt beizubringen – und zwar allen Menschen gegenüber.»

Michel Peder von der FDP votierte ebenfalls für eine Ablehnung des Antrags. Er argumentierte, dass auch andere Gruppen vom Mobbing betroffen sein, etwa Asylsuchende. Ausserdem sei dem Lehrpersonal zuzutrauen, die Schülerschaft generell zu dem Thema zu sensibilisieren, «und nicht nur an einem Tag». Ablehnung gab es gleichermassen von der SVP. «Die Argumente haben wir gehört – die Schule läuft bereits am Limit», sagte Hanspeter Hunger.

Stadtrat Patrik Degiacomi erklärte zudem, dass dem Lehrkörper nicht alles von oben vorgeschrieben werde und ein gewisser Handlungsspielraum vorhanden sei, sodass selbst Akzente gesetzt werden könnten. «Es gibt auch Herausforderungen auf anderen Ebenen, die genauso ernst genommen werden müssen», so Degiacomi.

Im Raum Chur kam es in letzter Zeit wiederholt zu Hasskriminalität. So hat der Verein sozialwerk.LGBT+ seit Jahresbeginn vier Anzeigen wegen Hatecrime erstattet, jüngst gab es zudem einen Angriff auf ein LGBTIQ-Jugendzentrum (MANNSCHAFT berichtete).

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