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WM in Katar: «Muss man als nicht-heterosexueller Mensch Angst haben?»

Die deutsche Fussball-Nationaltorhüterin Schult und der DFB-Chefcoach sehen WM kritisch

Fussball
Deutschlands Alexandra Popp (l.) und Torhüterin Almuth Schult (Foto: Sebastian Christoph Gollnow/dpa)

Für den deutschen Bundestrainer Hansi Flick wird die umstrittene Weltmeisterschaft in Katar wegen verschiedener Aspekte vor Ort kein Fussball-Fest für die einfachen Fans. Auch Nationaltorhüterin Schult hat Bedenken.

Die deutsche Fussball-Nationaltorhüterin Almuth Schult blickt mit Sorge auf die anstehende Männer-Weltmeisterschaft in Katar. «Wie wird es sein als Frau, die WM als Fan im Gastgeberland zu verfolgen? Muss man als nicht heterosexueller Mensch Angst haben, überhaupt einzureisen? Wie wäre es, vor Ort zu arbeiten, wenn man nicht der Kategorie ‹normaler Mann› angehört? Wie, vielleicht auch Männern als Frau bei der Arbeit Anweisungen zu geben?», schreibt die 31-Jährige in einer Kolumne, die ebenfalls beim RedaktionsNetzwerk Deutschland veröffentlicht wurde.

Es sei das erste Turnier, bei dem sie sich solche Fragen stelle. Wobei man eigentlich voller Vorfreude auf so ein Ereignis sein und sich nicht mit grossen Bedenken beschäftigen sollte, meinte Schult. «Ich bin grundsätzlich Optimist und hoffe, dass alle Befürchtungen sich nicht erfüllen, die WM nachhaltig mehr Vielfalt unter die Kataris bringt und die umstrittene Vergabe rechtfertigt», meinte sie.

Schult, die vom VfL Wolfsburg nach Los Angeles zu Angel City FC gewechselt ist, ist noch «in Gedanken bei der fantastischen Atmosphäre» der Frauen-EM in England. «Der Fussball ist bunt und hat dies in England mal wieder gezeigt.» Vielleicht, meinte die Torhüterin, werde bei den Turnieren von Frauen die Vielfalt noch ein wenig stärker gelebt. «Es waren nicht nur viele Familien in den Stadien, sondern es musste sich auch niemand wegen seiner sexuellen Orientierung verstecken. Spielerinnen, die offen mit ihrer Homosexualität umgehen und Fans, die es nach Aussen tragen, ohne Sanktionen fürchten zu müssen.»


Auch DFB-Chefcoach Flick äusserte sich kritisch. «Ich habe viele Bekannte, die gerne nach Katar fliegen würden, es aber aus vielerlei Gründen unterlassen. Weil sie sich die massiven Preise nicht leisten können, weil die Situation etwa für Homosexuelle inakzeptabel ist, weil es Menschenrechtsverletzungen gibt, weil Minderheiten ausgegrenzt werden», sagte der 57-Jährige rund drei Monate vor dem Turnierstart dem RedaktionsNetzwerk Deutschland.

Hansi Flick
Hansi Flick, Bundestrainer der deutschen Fussball-Nationalmannschaft (Foto: Foto: Robert Michael/dpa)

«Grundsätzlich finde ich es schade, dass dieses Turnier keine WM für Fans wird», äusserte der DFB-Chefcoach: «Dabei sollte der Fussball für alle da sein. Darum sage ich: Es ist keine WM für den normalen Fan.»


In einer RTL-Reportage schilderten LGBTIQ aus Katar erstmals selbst ihre schwierige Lage in der eigenen Heimat (mehr).



Für Flick wird es die erste WM-Endrunde als verantwortlicher Bundestrainer. Beim Titelgewinn 2014 in Brasilien fungierte er als Assistent von Joachim Löw, den er nach der EM im vergangenen Jahr ablöste. Flick will sich vorab mit dem erfahrenen Löw austauschen.

«Ich habe vier Turniere als Co-Trainer mitgeplant und weiss, worauf es ankommt. Dennoch kann es nur von Vorteil sein, dass ich mich mit Jogi noch mal zusammensetze und über seine Eindrücke und Erfahrungen austausche. Darüber, was bei so einem Turnier alles passieren kann und wie er dies aus der Perspektive des Bundestrainers erlebt hat.»

Die WM beginnt am 20. November und endet mit dem Finale am 18. Dezember. Die deutsche Nationalmannschaft trifft in der Gruppenphase auf Japan (23.11.), Spanien (27.11.) und Costa Rica (1.12.).

MANNSCHAFT berichtete darüber, dass Mitarbeitende des walisischen Fussball-Verbandes nicht nach Katar reisen werden, um ein Zeichen gegen die Diskriminierung von Homosexuellen zu setzen.


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